Vor der Fußballweltmeisterschaft 2006 ­erfuhr Gerald Asamoah, was Mobbing ­bedeutet. Auf Plakaten stand: „Nein Gerald, Du bist nicht Deutschland“. Asamoah setzt sich noch heute gegen Rassismus ein. So ist er Pate des Projekts „Schule ohne Rassismus“ in Erlangen. Foto: dpa

Gemobbte müssen sich nicht in ihr Schicksal fügen. Es gibt viele Möglichkeiten, den Tätern Grenzen zu setzen und sich Hilfe zu holen.

Stuttgart - Gemobbte müssen sich nicht in ihr Schicksal fügen. Es gibt viele Möglichkeiten, den Tätern Grenzen zu setzen und sich Hilfe zu holen. Dem Mobber sollte man frühestmöglich ein klares „Nein!“ entgegensetzen, Vorfälle umgehend beim Vorgesetzten, dem Betriebs- oder Personalrat melden. Eine Selbsthilfegruppe, ein externer Coach oder eine Mediation können einer Eskalation vorbeugen.
 
Anders als in Frankreich und Schweden gibt es in Deutschland kein Mobbing-Schutzgesetz, Mobbing ist hier kein Straftatbestand. Allerdings können einzelne Vergehen den Straftatbestand der Körperverletzung erfüllen. Wollen Arbeitnehmer vor Gericht Schmerzensgeld einklagen, müssen sie die Vorwürfe beweisen. Der Nachweis ist oft schwierig, weil Mobber versuchen, ihr Tun zu verschleiern. Als hilfreich haben sich Tagebücher bewährt, in denen Verlauf und Intensität der Vorgänge protokolliert werden. Ein wichtiges Mittel zur Vorbeugung ist der Aufbau einer Organisations- und Führungsstruktur im Arbeitsumfeld, die ein kollegiales Miteinander garantiert.
 
Mobbing am Arbeitsplatz unterliegt der gesetzlichen Kontrolle: Aus Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes ergibt sich die Verpflichtung von Arbeitgebern, die Beschäftigten vor allzu großer psychischer Belastung zu bewahren, die Persönlichkeitsrechte und Gesundheit zu schützen.

Durch die Anonymität im Netz fallen Hemmschwellen

Einer Studie des Zentrums für empirische pädagogische Studien (Zepf) der Uni Koblenz-Landau zufolge sind mehr als 40 Prozent aller Schüler direkt betroffen. Rund 1,9 Millionen Schüler sind demnach bis heute Opfer von Cybermobbern geworden. Viele Betroffene reagierten hilflos, erklärt Zepf-Institutsleiter Reinhold Jäger. Oft würden sie erst über Umwege von peinlichen Fotos und diffamierenden Texten erfahren.
 
Dass Schüler gemobbt werden, ist ein altes Phänomen. Neu ist das Medium: Durch die Anonymität im Netz fallen die Hemmschwellen, andere herabzusetzen. Wer gemobbt wird, sollte umgehend darüber reden – mit Eltern, Lehrern, Freunden einer Beratungsstelle oder einem Anwalt. „Auf keinen Fall auf die Beleidigungen reagieren“, rät Stephanie Kutscher, Professorin für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Köln. Das stachle den Täter nur noch mehr an.

Wer am Arbeitsplatz von Mobbing betroffen ist, kann sich unter anderem an die Mobbing-Hotline Baden-Württemberg wenden – unter Telefon 01 80 / 26 62 24 64.