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Wer als Muslim seinem Glauben abschwört, muss nach islamischen Recht mit dem Tode bestraft werden. Im säkularen Deutschland sind Ex-Muslime davor sicher.

Stuttgart - Wer als Muslim seinem Glauben abschwört, muss nach islamischen Recht mit dem Tode bestraft werden. Im säkularen Deutschland sind Ex-Muslime davor zwar sicher – dennoch ist die Abkehr vom Islam stets ein mutiger Schritt.

"Angst essen Seele auf" ist der Titel eines Melodramas des 1982 verstorbenen Regisseurs Rainer Werner Fassbinder. Mahin Mousapour hat diesen beeindruckenden Film nie gesehen, doch sie kennt die Angst, die die Seele aufisst, die sich tief in sie hineinfrisst und dort wuchert. Sie weiß, wie es ist, wenn man sich bedroht fühlt. Wenn man abends das Auto vor dem Haus abstellt und das Gefühl hat, der Mörder wartet schon. Wenn mitten in der Nacht ein Unbekannter anruft und sagt: "Wir haben dich im Auge, weil du Muslime missionierst."

Mahin Mousapour ist Ex-Muslimin und Pastorin der persischen Gemeinde Neuer Bund in Frankfurt-Höchst. Seit 1996 leitet die 52-Jährige die freie evangelische Gemeinde, in der einige Hundert Exil-Iraner und -Afghanen eine geistliche Heimat gefunden haben. Im Dezember 1985 floh die frühere Bankangestellte mit ihrem Mann und dem zweijährigen Sohn aus Teheran nach Deutschland. Im Iran hatte sie gegen das Mullah-Regime opponiert. "Ich habe im Iran alles verloren - auch meinen Gott."

Zwei Wochen nach ihrer Ankunft ließ sie sich am ersten Weihnachtsfeiertag 1985 in einer freikirchlichen Gemeinde in Frankfurt/Main taufen. "Ich habe mich zu Jesus bekehrt", bekennt sie. Der christliche Glaube habe ihr die Gewissheit geschenkt, die sie im Islam nie fand. "Wenn ich die Bibel lese, erfüllt mich Ruhe. Wenn ich den Koran gelesen habe, überbekam mich Angst."

Das Zentralinstitut Islam-Archiv Deutschland in Soest geht von rund 50.000 in Deutschland lebenden Konvertiten aus, die den muslimischen Glauben angenommen haben. Die Zahl derer, die zum Christentum übergetreten sind, ist dagegen sehr viel geringer: 4000 bis 6000. Rund die Hälfte von ihnen, so wird vermutet, sind ehemalige Schiiten aus der Islamischen Republik Iran.