Kanzlerin Merkel spricht bei der Gedenkveranstaltung. Foto: dpa

Es ist ein schwerer Tag für Angehörige und Verletzte. Berlin erinnert an die Opfer des Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt in Berlin vor einem Jahr. Wir berichten in unserem Newsblog über die Ereignisse.

Berlin - Berlin gedenkt der Opfer des Terroranschlags auf einen Weihnachtsmarkt vor einem Jahr. Angehörige der zwölf Todesopfer sowie Verletzte werden am Dienstag an der Gedächtniskirche ein Mahnmal enthüllen. Ein knapp 17 Meter langer, goldener Riss im Boden soll die tiefe Wunde symbolisieren, die das Attentat im Leben der Betroffenen hinterließ. In den Treppenstufen vor der Kirche sollen zudem die Namen der Toten die Erinnerung wachhalten.

Bei dem schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland war der Attentäter Anis Amri am Abend des 19. Dezember 2016 mit einem gekaperten Laster in den Weihnachtsmarkt gerast. Elf Menschen starben, den polnischen Lastwagenfahrer hatte der Terrorist zuvor erschossen. Annähernd 100 Menschen wurden verletzt. Amri wurde wenige Tage später auf der Flucht in Mailand von italienischen Polizisten erschossen.

Wir berichten in unserem Newsblog über die verschiedenen Veranstaltungen rund um das Gedenken an die Opfer des Terroranschlags.

* Krisendienst bietet weiter Hilfe an

* Mahnmal den Opfern vorgestellt

* Regierung entschuldigt sich

Dienstag, 15.44 Uhr

Am Jahrestag des Berliner Terroranschlags hat der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Kurt Beck, erneut einen besseren Umgang mit Betroffenen angemahnt. „Wir waren, das muss man konstatieren, in Deutschland nicht ausreichend vorbereitet“, sagte Beck am Dienstag bei einer Gedenkstunde im Abgeordnetenhaus. In vielen formalen Dingen sehr wohl, aber nicht dabei anzunehmen, dass Terrorismus auch „mitten in unsere Gesellschaft“ hineinwirken könnte.

Von den Angehörigen und Verletzten hatten sich einige über mangelnde Hilfe, fehlende Ansprechpartner und schleppende Entschädigungen beklagt. Beck forderte unter anderem feste Ansprechstellen für Betroffene und auch eine bessere Entschädigung. Finanzielle Unterstützung könne kein Menschenleben oder Gesundheit ausgleichen. „Aber die materielle Not, die mit solchen Situationen verbunden ist, abzumildern, das ist auch eine wichtige Aufgabe.“

Das müsse auch für Menschen aus anderen Länder gelten, die hier lebten oder zu Besuch seien, sagte der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident. Als Opferbeauftragter hatte er bereits in seinem Abschlussbericht gefordert, allen Opfern und Hinterbliebenen sollten Leistungen aus dem Opferentschädigungsgesetz unabhängig von ihrer Nationalität zur Verfügung stehen. Dafür müsse das Gesetz nun dringend überarbeitet werden, mahnte er auch am Dienstag.

Dienstag, 14.38 Uhr

Berlins Regierungschef Michael Müller hat ein Jahr nach dem Terroranschlag an der Gedächtniskirche Verletzte und Angehörige von Opfern um Verzeihung gebeten. „Sie haben Schreckliches erlebt“, sagte Müller am Dienstag bei einer Gedenkstunde im Abgeordnetenhaus, „den Tod eines geliebten Menschen, schwere körperliche und seelische Verletzungen, lähmende Ungewissheit, als die Identität der Toten noch nicht feststand“.

„Verwaltungshandeln, das sie als demütigend empfinden mussten“, zählte Müller weiter auf. „Fehlende Ansprechpartner. Und dann auch noch schwere Pannen bei der Verfolgung des Mannes, der am 19. Dezember so viel Leid verursacht hat. Als Staat müssen wir all dies auf Bundes- wie Landesebene selbstkritisch aufarbeiten und aus unseren Fehlern lernen“, sagte Müller.

Manches lasse sich - wenn überhaupt - nur mit einer nie dagewesenen Ausnahmesituation für alle Beteiligten in den Tagen nach dem Anschlag erklären, aber nicht entschuldigen. „Und dennoch: Als Regierender Bürgermeister bitte ich Sie, die Angehörigen und Verletzten, für diese Fehler um Verzeihung“, sagte Müller. „Wir können nun ahnen, wie tief Ihr Schmerz sitzt und dass das auch Wut auslöst.“ Umso mehr bewundere er ihre Kraft, sich dem Leben zuzuwenden.

Dienstag, 13.56 Uhr

Ein Jahr nach dem Terroranschlag an der Berliner Gedächtniskirche bieten der Berliner Krisendienst und die Opferhilfe weiterhin kostenlose psychologische Unterstützung an. „Menschen reagieren unterschiedlich auf Extremerfahrungen. Belastungen können auch Monate danach einsetzen“, sagte Angela Hofmeister vom Berliner Krisendienst. „Niemand muss alleine mit der Situation fertig werden.“ Bei den Traumatherapeuten der Berliner Opferhilfe hatten sich bereits bei der Eröffnung des Weihnachtsmarkts im Dezember Menschen gemeldet, denen Erinnerungen an das Vorjahr psychische Probleme bereiteten. Auch Jahrestage können ein solcher Trigger sein.

Seit dem Anschlag hat der Berliner Krisendienst rund 160 Betroffene, Angehörige, Helfer und Augenzeugen begleitet und unterstützt. Bei der Opferhilfe meldeten sich mehrere Dutzend Hilfesuchende.

Dienstag, 12.53 Uhr

An den Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz und die zwölf Todesopfer erinnert jetzt ein Mahnmal am Tatort. „Wir trauern mit Ihnen um geliebte Menschen, wir teilen ihren Schmerz“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller am Dienstag bei der öffentlichen Vorstellung des sogenannten Gedenkzeichens zu den anwesenden Angehörigen und Überlebenden. „Der Anschlag hat geliebte Menschen aus unsere Mitte gerissen, die wir schmerzlich vermissen“, so der SPD-Politiker. „Er hat damit viele Menschen getroffen, er hat die Menschlichkeit getroffen.“

Das Attentat mit einem Laster am Abend des 19. Dezember 2016 habe „Spuren in den Herzen der Menschen in Berlin und darüber hinaus hinterlassen“, betonte Müller. Aber am Ende habe der Terror nicht gesiegt. Denn die Menschen gerade in Berlin wollten sich nicht durch Terror und Hass beeinflussen lassen. Das Mahnmal in Gestalt eines knapp 17 Meter langen, goldenen Risses im Boden symbolisiert die Wunden, die der Anschlag bei vielen Menschen verursacht hat. Zudem wurden die Namen der zwölf Opfer in die Treppen vor der Gedächtniskirche eingearbeitet.

Dienstag, 12.40 Uhr

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) räumte am Dienstag, ein Jahr nach dem Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz, in einer Erklärung am Anschlagsort Fehler in der Sicherheitspolitik und beim Umgang mit Opfern und Hinterbliebenen ein. „Heute ist ein Tag der Trauer, aber auch ein Tag des Willens, das, was nicht gut gelaufen ist, besser zu machen“, sagte die Kanzlerin.

Dienstag, 11.48 Uhr

Die Sicherheitsbehörden haben nach den Worten von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) Konsequenzen aus dem Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gezogen. Man habe aus dem Fall Amri gelernt und in den vergangenen 365 Tagen sei viel dafür getan worden, „damit so etwas nicht noch einmal passiert“, twitterte der CDU-Politiker am Dienstag anlässlich des ersten Jahrestages des Anschlags. „So bitter es auch ist: Es gibt keine absolute Garantie gegen Terroranschläge“, räumte der Minister zugleich ein. „Heute ist ein trauriger Jahrestag.“ Er fügte hinzu: „Ich werde den Abend des 19. Dezember 2016 nie vergessen.“

Der SPD-Vorsitzende Martin Schulz gedachte via Twitter ebenfalls der Toten des Anschlags. „Und ich denke an ihre Angehörigen. Wir müssen mehr für die Opfer und die Hinterbliebenen tun“, mahnte Schulz.

Dienstag, 11.15 Uhr

Zu den Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Berliner Terroranschlages am Dienstag hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) Angehörige und Überlebende mit einem persönlichen Brief eingeladen. Für Ärger bei einigen der Adressaten sorgte jedoch ein Formblatt, das dem Schreiben beigelegt war: Dort werden die Regeln zur Kostenerstattung für An- und Abreise sowie Übernachtungen aufgelistet. Festgehalten ist dort unter anderem, dass immer das „preislich günstigste“ Verkehrsmittel gewählt werden müsse und Taxikosten nicht erstattet würden.

Ein Angehöriger eines israelischen Terroropfers beklagte in der „Bild“-Zeitung (Dienstag): „Sie wollen nur Geld sparen, alles war sehr kalt.“ Eine Frau, die bei dem Anschlag verletzt wurde, sagte der Zeitung, sie hätte gerade angesichts der Fehler des Staates vor und nach dem Anschlag mehr Großzügigkeit erwartet.

Senatssprecherin Claudia Sünder erklärte dazu, die Familien und Angehörigen würden von Mitarbeitern bei Bedarf in allen Fragen bestmöglich unterstützt. Man sei bei der Organisation auch auf individuelle Bedürfnisse der Menschen eingegangen. „Das gebietet schon der Anstand.“ Das fragliche Formular sei „haushalts- und verwaltungsrechtlich notwendig“, allerdings auch sehr sachlich gehalten. Klar sei: „Wir haben alle Kosten übernommen und das ist selbstverständlich auch bei den Transportkosten der Fall.“ Dies gelte auch für Taxikosten.

Dienstag, 10.54 Uhr

In Berlin haben die Gedenkveranstaltungen zum ersten Jahrestag des Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz begonnen. In einer nicht öffentlichen Zusammenkunft am Schauplatz des Anschlags stellte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag Opfern und Hinterbliebenen das Mahnmal für das Attentat vor. Mit einem symbolischen Akt sollte dabei an der Gedächtniskirche das letzte Stück eines knapp 17 Meter langen, goldenen Risses im Boden vervollständigt werden. Dafür sollten Opfer Metallblöckchen in einen Ofen schieben, das flüssige Metall sollte dann von einem Fachmann in den Riss eingefügt werden.

Bei dem stillen Beisammensein, das der öffentlichen Mahnmal-Präsentation vorgelagert war, waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble anwesend. Zu den Gedenkveranstaltungen wurden rund 80 Opfer und Angehörige sowie rund 40 Helfer erwartet.

Der Riss im Boden soll die tiefe Wunde symbolisieren, die das Attentat im Leben der Betroffenen hinterließ. In den Treppenstufen vor der Kirche sollen zudem die Namen der Toten die Erinnerung wachhalten.

Dienstag, 10.30 Uhr

Ein Jahr nach dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat die Bundesregierung Versäumnisse eingeräumt und die Opfer um Entschuldigung gebeten. „Wir waren nicht ausreichend auf die Folgen eines solchen Terroranschlags für die Betroffenen vorbereitet. Dafür können wir uns bei den Opfern und Hinterbliebenen nur entschuldigen“, schrieb Maas am Dienstag im „Tagesspiegel“.

Dienstag, 10.25 Uhr

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) sieht die Sicherheitsbehörden der Hauptstadt besser aufgestellt als zum Zeitpunkt des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt vor einem Jahr. Es reiche nicht, das Geschehene aufzuklären, es gehe auch darum, sich für künftige Gefahren zu wappnen, sagte Geisel am Dienstag im Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB). Der Senator verwies auf den neuen Berliner Landeshaushalt, in dem Geld für mehr als 1100 neue Stellen bei Polizei und Feuerwehr und deren Ausrüstung bereitgestellt werde. „Wir haben die Organisationsstrukturen verändert, das LKA umstrukturiert und den Staatsschutz personell verstärkt, es ist auch jede Menge passiert, was die europäische Zusammenarbeit betrifft“, sagte Geisel. „Wir sind heute besser gewappnet, als das vor einem Jahr der Fall war, aber wir werden noch eine ganze Weile brauchen.“