Geoffroy Serey Dié, Daniel Ginczek und Adam Hlousek (von links) am Pokertisch. In unserer Fotostrecke sehen Sie weitere Bilder vom Neujahrsempfang des VfB Stuttgart. Foto: Pressefoto Baumann

Annäherungsversuche gab es schon viele. Aber mehr als ein Flirt wurde es nie. Jetzt sind der VfB Stuttgart und der Wasen-Karle wieder vereint. Ab sofort wird wieder Klartext geredet. Und bei den VfB-Spielern wird gezockt.

Stuttgart - Fußball-Spieler sind gemeinhin für ihre Zocker-Qualitäten bekannt. Ob an der Playstation oder dem Poker-Tisch. Das konnten am Montagabend auch die Stars des VfB Stuttgart um Geoffroy Serey Dié, Adam Hlousek oder Daniel Ginczek beim Neujahrsempfang des VfB Stuttgart beweisen. Doch nicht nur dort wurde gezockt – auch am Tischkicker und anderen Gerätschaften wurde fleißig gespielt.

Derweil verkündete der VfB am Montag eine Personalie:

Gerhard Mayer-Vorfelder wollte ihn einst mit der Schubkarre an die DDR-Grenze fahren. Jetzt kehrt der ehemalige Rebell durch den Haupteingang zurück. Karl Allgöwer (58) unterstützt seine alte Liebe ab sofort als sportlicher Berater. Es war die Nachricht des Abends beim Neujahrsempfang des Fußball-Bundesligisten und sie wurde mit entsprechendem Applaus unterstützt. Von den 350 geladenen Gästen im Business-Bereich der Mercedes-Benz-Arena und von den Fans – auf Twitter und Facebook.

Als der Kanonier vom Dienst („Knallgöwer“) 1991 seine Fußballschuhe in die Ecke stellte, sagte er zum damaligen VfB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder: „Wenn ich gebraucht werde, bin ich für euch da.“ Vierundzwanzigeinhalb Jahre später ist es so weit. „Nach dem desaströsen Spiel gegen den FC Augsburg“ (Anm.d.Red.: Der VfB unterlag 0:4)“, sagt Karl Allgöwer, „muss in der Vereinsführung etwas passiert sein.“ Nachdem sich Sportvorstand Robin Dutt bei der Auswahl des Trainers spektakulär verdribbelt hatte, sollte ein Korrektiv mit ins Team. „Die Vereinsführung ist auf mich zugekommen“, erzählt der ehemalige offensive Mittelfeldspieler, der zwischen 1980 und 1991 in 338 Spielen (129 Tore) das Trikot mit dem roten Brustring trug. Künftig soll er als kritischer Geist die Entscheidungen der sportlichen Leitungen hinterfragen, beratend an Transfers mitwirken und auch in anderen Bereichen wie dem Marketing oder im Dialog mit den Fans aktiv werden. Und weil er deshalb sein Engagement als Anbieter von Sportevents ein bisschen zurückfahren muss, zahlt ihm der VfB ein Honorar.

Ab sofort wird Klartext geredet

Klar ist: Karl Allgöwer zählte schon als Spieler nicht zu denen, die den Mund nur zum Essen aufmachen. Politisch passte er MV nie so recht in den Kram. Und als Spieler erlaubte sich der gebürtige Geislinger immer auch den Luxus einer eigenen Meinung. Weshalb es keine Zweifel gibt: Ab sofort wird in den der Chefetage des Fußball-Bundesligisten mehr denn je Klartext gesprochen. Der Wasen-Karle greift wieder an.

Was freilich nicht bedeutet, dass er öffentlich große Reden schwingt. „Ich wirke nach innen“, sagt Allgöwer und fügt mit entschlossenem Blick hinzu: „Ich will mit meiner Erfahrung helfen, den VfB wieder in die Spur zu bringen.“

Das klingt einleuchtend, nach den Erkenntnissen der vergangenen Jahre ist es aber leichter, einem Schwaben das Sparen abzugewöhnen. Weshalb der gelernte Industriekaufmann bis auf weiteres mit kontrollierter Offensive ins Spiel beim VfB geht. „Ich werde an der einen oder anderen Teamsitzung teilnehmen“, sagt er und zieht die Augenbrauen hoch, „wir müssen erst mal sehen, wie sich das entwickelt.“ Ein späteres festes Engagement ist jedenfalls nicht ausgeschlossen. Kann aber auch sein, dass der Ex-Profi mit dem Revoluzzer-Gen nach einiger Zeit den Bettel wieder hinwirft. Weil einer wie er lässt sich nicht am Nasenring durch die Manege führen.

Die Kraft der Erneuerung

„Der Strukturwandel geht weiter“, sagte VfB-Präsident Bernd Wahler mit Verweis auf die neueste Personalie, „der Veränderungsdruck bleibt hoch. Der Verein hat viel zu lange von seiner Vergangenheit gelebt.“ Man belasse es nicht bei scharfsinnigen Analysen, man arbeite weiter an einer besseren Zukunft. „Der VfB war einst berühmt für seine Kraft zur Erneuerung,“rief Wahler, „an diese Tradition wollen wir anknüpfen.“

In unserer Fotostrecke gibt es die besten Fotos vom Neujahrsempfang des VfB Stuttgart