Die Filmakademie und das Animationszentrum in Ludwigsburg wollen ein neues Studio bauen. Foto: StZN

Filme für die Windschutzscheibe, digitale Kunstfiguren und Hologramme, Filme ohne Schauspieler: Im Immersion Lab der Filmakademie in Ludwigsburg sollen ganz neue Produkte entwickelt werden. Der Haken: Der Bau des Studios wird ziemlich teuer.

Ludwigsburg - Ein weltweit einmaliger Ort, an dem Künstler ihre digitalen Ideen vorantreiben und dabei Geld verdienen – die Stadt Ludwigsburg und die Filmakademie haben am Dienstag Details zu dem geplanten neuen Gründer- und Innovationszentrum präsentiert. Rund 10 Millionen Euro soll das Immersion Lab (auf deutsch: Labor zum Eintauchen) kosten und dabei helfen, den Medien- und Wirtschaftsstandort Ludwigsburg zu stärken. Das Konzept steht bereits, ein passendes Gebäude muss noch gefunden werden. „Wir haben zwei bis drei mögliche Standorte im Blick“, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec. Auch ein Neubau sei denkbar.

Mit dem Porsche durch die virtuelle Realität

Im Kern wird das Lab aus einem multimedialen Filmstudio bestehen, in dem Filmschaffende, vor allem Absolventen der Film-AK, neueste Produktionsmöglichkeiten anwenden können – um in Zusammenarbeit mit Firmen wie Bosch, Porsche oder anderen völlig neue Produkte zu entwickeln. Allzu konkret ist das noch nicht, weshalb Rolf Heiler, der Chief Digital Officer der Stadt, bei der Präsentation auf Beispiele zurück greift. Eines davon: Wenn in einigen Jahren Autos autonom über die Straßen rollen, brauchen sie möglicherweise keine Windschutzscheibe mehr. An die Stelle könnte ein Bildschirm rücken, womit ein völlig neuartiges Medium entstünde. Und die Inhalte für dieses Medium – etwa speziell zugeschnittene Filme oder Spiele – sollen im Immersion Lab entstehen.

Ein anderes Beispiel: neuartige Werbeformate, bei denen Kunden komplett in die virtuelle Realität eintauchen und einen neuen Daimler fahren dürfen, der in der echten Welt noch gar nicht existiert. Auch denkbar: die Entwicklung von Avataren oder Hologrammen, also virtuellen Figuren, die mit Menschen kommunizieren. Auch das eine Technik, die irgendwann in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen könnte. Die Produktion von Filmen mit digitalen Schauspielern soll ebenfalls möglich sein. Denn das Studio soll einen technischen Standard bieten, den es „sonst nirgends gibt“, sagt Thomas Schadt, der Direktor der Filmakademie.

Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Pläne

Mit diesem Alleinstellungsmerkmal soll es gelingen, das volle Potenzial der Akademie und des dazugehörigen Animationsstudios, die beide intensiv an Neuentwicklungen forschen, auszuschöpfen. Ein weiteres Ziel ist, die Kreativen länger in Ludwigsburg zu halten. „Wir wollen, dass die Absolventen ihre erste Firma nicht in Berlin oder den USA gründen“, sagt Heiler. „Sondern in Ludwigsburg.“

Allein drei Millionen Euro sind für die Ausstattung des Studios veranschlagt, das rund 400 Quadratmeter groß und das Herzstück des Labs werden soll. Drumherum sollen Räume entstehen, die flexibel genutzt werden. Schließlich soll das Gründerzentrum auch dazu dienen, die Künstler mit den Unternehmen aus der traditionellen Industrie in Kontakt zu bringen. Die Idee dazu hat die Akademie entwickelt, die nach eigenen Angaben seit eineinhalb Jahren an dem Konzept feilt. Verhandelt werden muss noch über die Finanzierung. Das Land als Gesellschafter der Akademie hat nach Angaben von Schadt wohlwollend auf die Pläne reagiert. Wie stark die Stadt sich beteiligt, muss der Gemeinderat entscheiden. Einen Zeitplan gibt es noch nicht.