Jagen heißt töten, deshalb spielen Emotionen eine so große Rolle - auch beim Landesjagdgesetz. Foto: dpa

Land, Naturschützer und Jäger loten gerade aus, ob das neue Jagdgesetz doch noch im Konsens verabschiedet werden kann. Grün-Rot signalisiert Entgegenkommen – zum Beispiel beim Jagdverbot im Frühjahr.

Land, Naturschützer und Jäger loten gerade aus, ob das neue Jagdgesetz doch noch im Konsens verabschiedet werden kann. Grün-Rot signalisiert Entgegenkommen – zum Beispiel beim Jagdverbot im Frühjahr.

Stuttgart - Trotz der heftigen Auseinandersetzungen der vergangenen Monate sieht SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel die Chance gestiegen, dass das neue Jagdgesetz am Ende doch noch auf einer breiten gesellschaftlichen Basis steht. „Man ist sich ziemlich nahe gekommen“, sagte er den Stuttgarter Nachrichten, „wir sind auf dem besten Weg zu einem Kompromiss, den alle mittragen können.“

Voraussetzung allerdings sei, dass die Jäger nicht erneut die öffentliche Konfrontation suchten, sagte der SPD-Politiker mit Blick auf lautstarke Aktionen des Landesjagdverbandes vom Frühsommer, nachdem das Kabinett den ersten Gesetzentwurf verabschiedet hatte.

Seither haben Jäger, Tierschützer, Naturschützer und andere gesellschaftliche Gruppen dazu Stellung genommen. Die Änderungsvorschläge würden derzeit geprüft und eventuell eingearbeitet, heißt es im Landesforstministerium. Das gilt auch für Vorschläge, die Bürger im Internet-Beteiligungsportal gemacht haben. Mehr als 2400 Kommentare liefen dort ein – so viel wie bisher zu keinem anderen Gesetzentwurf.

Entgegenkommen will Grün-Rot den Jägern zum Beispiel bei der Regelung für das Jagdverbot. Bisher heißt es im Entwurf: „In der Zeit vom 15. Februar bis 15. April sind sämtliche Wildtiere mit der Jagd zu verschonen (allgemeine Schonzeit); abweichend hiervon ist die Jagd auf Schwarzwild im Feld zulässig.“

Jetzt ist vorgesehen, die Ruhezeit um zwei Wochen auf März und April zu verschieben, die Schwarzwildjagd in dieser Zeit aber auch auf einem 200 Meter breiten Waldsaum zuzulassen, nicht nur im Feld. Auch für das Fütterungsverbot für Wildtiere solle es gewisse Ausnahmen geben, heißt es in Fraktionskreisen von Grünen und SPD.

Den Natur- und Tierschützern andererseits wird dies nicht gefallen. Sie haben die Landesregierung schon vor Monaten vor weiteren Zugeständnissen gewarnt. Gleichwohl hat Nabu-Landeschef André Baumann nie ein Hehl daraus gemacht, dass er an einem Konsens über das neue Jagdrecht großes Interesse hat – wenn auch nicht zu jedem Preis. Ob sein Verband etwa die weitere Aufweichung der Schonzeit mitträgt – ursprünglich hatte der Nabu neun volle Monate gefordert – ist noch keineswegs sicher. Das Gesamtpaket müsse stimmen, sagte Baumann mehrfach.

Das gilt freilich auch für die Jäger. Die schwierige Entscheidung will der Landesjagdverband nicht nur auf Vorstandsebene treffen. Er hat seine Mitglieder deshalb für den 30. September zu einem außerordentlichen und nicht öffentlichen Landesjägertag nach Denkendorf eingeladen. „Dort wollen wir ganz unter uns entscheiden, wie wir mit dem neuen Entwurf umgehen“, sagt Verbandsgeschäftsführer Erhard Jauch.

Auch die Jäger haben ein Interesse daran, das neue Jagdrecht im Konsens zu verabschieden, denn dies würde ihr bisweilen angestaubtes Image merklich aufpolieren. Andererseits haben sie schwer daran zu kauen, dass der Naturschutz künftig viel stärker als bisher bei Fragen der Jagd mitentscheidet. Das ist auch eine emotionale Hürde.

Die Zeit für einen Kompromiss drängt, denn bereits Mitte September wollen die Regierungsfraktionen die Endfassung des Gesetzes auf ihren Klausurtagungen beraten. Auch der Ministerrat muss noch einmal entscheiden. Für den 7. Oktober ist eine Anhörung im Agrarausschuss vorgesehen, und im Lauf des Herbstes soll das Gesetz den Landtag passieren, ehe es zum 1. April 2015 in Kraft tritt.