Oliver Jehn in seinem neuen Fahrgeschäft Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Pac Man, Super Mario und Co. warten. In einem neuen Fahrgeschäft auf dem Wasen kann man eintauchen in ein Computerspiel. Der Laser-Pix schlägt den Bogen zwischen Retro und Moderne

Stuttgart - Es ist der Traum eines jeden, der die 1980er Jahre als Kind erlebte: Einmal wie Pac Man alle Gespenster fressen, wie Super Mario seine Holde aus den Fängen des Gorillas Donkey Kong befreien, wie ein Weltraumheld die Space Invaders aus dem All abknallen. Oliver Jehn kam erst Ende der 80er Jahre auf die Welt, aber die Legenden der Arcaden-Spiele der ersten Generation kennt er natürlich. Zumal sie immer mal wieder in die Moderne hinein spickeln, je ausgefeilter und komplexer neue Computerspiele werden, desto gefragter ist der Retro-Charme von Super Mario und Co. Und als sich Jehn überlegte, ein neues Fahrgeschäft zu bauen, erinnerte er sich an die über den Bildschirm ruckelnden Figuren.

Inspirationen aus Disneyland

Mit seiner Frau Anna war er im Disneyland Paris. Was für andere ein Vergnügungsausflug ist, ist für einen Schausteller natürlich auch eine Bildungsreise. Man guckt sich um, was gerade gefragt und neu ist. Als sie in dem Fahrgeschäft Buzz Lightyear Laserblast mit Laserpistolen die Figuren aus dem Film „Toy Story“ jagten, überlegte sich Oliver Jehn: „Kann man so etwas für Festplätze bauen?“ Und zwar so robust, dass man es abbauen und wieder aufbauen kann. Ohne dass die Optiken zur Zielerfassung und Auswertung leiden. Da trifft es sich gut, dass er gelernter Fahrzeugbauer ist.

Gemeinsam mit dem Karussellbauer Dietz entkernten sie eine alte Geisterbahn und bauten ein Videospiel zum Durchfahren. Zwei Jahre brauchten sie, 1,5 Millionen Euro kostete es. Keine geringe Investition. „Das ist so kalkuliert, dass es sich im zehnten Jahr amortisiert“, sagt Jehn.

Risiko gehört dazu

Doch das Risiko hat Jehn nie gescheut. Als Schausteller in der sechsten Generation war für den Wormser klar: Auch er will sein Geld auf dem Rummel verdienen. Mit gerade mal 18 Jahren reiste er mit seiner ersten Geisterbahn. Und stellte fest, es spukt ihm zu sehr auf deutschen Festplätzen. Also baute er die Geisterbahn ins Laufgeschäft Crazy Outback um. Die verkaufte er, um das Laser Pix bauen zu können.

Und nun hat Jehn „die erste transportable interaktive Erlebnisbahn“, wie er sein Geschäft beschreibt. Konkret heißt das, man fährt alleine oder zu zweit in einem Sessel über zwei Ebenen. Bewaffnet ist man mit einer Laserpistole und kann auf über 100 Ziele schießen. Trifft man, hören die Ziele kurz auf zu leuchten. dafür bekommt man Punkte. Ein wenig kommt man sich vor wie im Disney-Film „Tron“ von 1982, in dem ein Programmierer in seinen eigenen Computer gerät und sich als Spielfigur wieder heraus kämpfen muss. Man ist mittendrin im Computerspiel - und zwar einem mit altertümlicher Optik.

Das Geschäft erregt Aufsehen

Das ist natürlich Absicht. „Die Älteren kennen die Figuren aus ihrer Kindheit“, sagt Jehn, „den Jungen sind sie nicht fremd, und sie sind weder so brutal noch so aufregend, dass Kleinere nicht mitfahren könnten.“ Kurzum: „Das ist was für die ganze Familie.“

Sein Kalkül geht offenbar auf: Sein Geschäft erregt im Premierenjahr auch beim Volksfest Aufsehen.

Wer auf seine Fahrt warten muss, kann übrigens die Klassiker spielen. Jehn hat Arcade-Automaten gekauft. Bevor man selbst ins Computerspiel eintaucht, kann man Pac Man Gespenster fressen, Super Mario seine Holde befreien und Invasoren aus dem All verglühen lassen. So wie früher.