Das neue Einkaufszentrum (links) wächst am Europaplatz langsam in die Höhe. Daneben soll das Ärztehaus entstehen. Die Pläne werden kritisch beäugt. Foto: Rebecca Stahlberg

Noch steht das Gebäude auf dem Europaplatz nicht. Der Investor hat einen Praxisplaner beauftragt. Bei der Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau geht man davon aus, dass im Sommer 2015 die ersten Mieter einziehen werden.

Fasanenhof - Für Matthias Bessing sind die Planungen „völlig bizarr“: „Das ist verbaut, da kann man keine Praxis betreiben“, lautet das wenig schmeichelhafte Urteil des Physiotherapeuten. Die Rede ist vom neuen Ärztehaus am Europaplatz, das aber bisher nur auf dem Papier Bestand hat. Mit dem Bau des Gebäudes, über dessen Höhe vor einigen Jahren viel gestritten wurde, wird erst noch begonnen. Dort sollen nicht nur Ärzte und Co. einziehen, sondern es sind auch vier Wohnungen und ein Restaurant im Erdgeschoss vorgesehen. Christian Reißing, Leiter des Geschäftsbereichs Wohnen bei der Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau (GWG), schätzt, dass im Sommer 2015 die ersten Mieter einziehen werden.

Vermieter will benötigte Folien nicht stellen

Ob dann Bessing und seine Partnerin dazu gehören, ist sehr fraglich. Dabei hatte der Physiotherapeut eigentlich fest vor, wieder auf den Europaplatz umzuziehen, wo er bis zum Abriss des alten Quartiers seine Patienten betreute. Seit September 2010 befindet sich die Praxis im Gewerbegebiet Fasanenhof. Doch derzeit spricht alles dafür, dass die Interims- zur Dauerlösung wird. „Ich weiß nicht, wer sich auf dieses Angebot einlassen soll“, sagt er über die vorliegenden Pläne. Schließlich müssten die Praxen gesetzliche Vorgaben der Krankenversicherungen erfüllen: „Da hat man sich nicht darum gekümmert.“

Bessing hat zwar schon im November 2009 Unterstützung und Beratung angeboten. Das sei aber komplett ignoriert worden. Der Physiotherapeut kann daher über die Glasfront des Gebäudes nur den Kopf schütteln: „Man darf von außen in Praxen keinen Einblick haben.“ Mehr noch ärgert ihn aber, dass der Vermieter die benötigten Folien nicht stellen will: „Die Räume sind ohne Tapeten, ohne Lampen und ohne Heizkörper.“ Zwar gebe es eine Fußbodenheizung. Doch für eine Physiotherapiepraxis sei das ein Problem, da die Temperatur der Räume zum Teil schnell abgesenkt werden müsse.

Deutlich höhere Mietkosten

Auch die Mietkosten lägen deutlich höher als vor drei Jahren angekündigt. Fünf Euro pro Quadratmeter würde er mehr bezahlen, schätzt Bessing. Um die Vorgaben der Krankenkassen zu erfüllen, müsste er seinen Bestand an Trainingsgeräten reduzieren oder mehr Fläche anmieten: „Das ist für uns aber nicht bezahlbar.“ Er ist enttäuscht, dass die GWG zu „keinen Zugeständnissen“ bereit ist.

Auch im Bezirksbeirat ist das Thema schon angekommen. CDU-Bezirksbeirat Peter Teschke hatte sich in der jüngsten Sitzung des Gremiums zu Wort gemeldet. Er habe gehört, dass das Ärztehaus nicht den Normen entspricht. Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann versprach, dem nachzugehen.

70 Millionen werden investiert

Dass Praxisräume besonderen Gegebenheiten unterliegen, weiß auch die GWG, die insgesamt 70 Millionen Euro am Standort Europaplatz investiert. Daher hat man laut Reißing, genau wie bei einem Ärztehaus-Bau in Heilbronn, einen Praxisplaner eingeschaltet. Dieser hat vorgeschlagen, eine Gemeinschaftspraxis einzurichten. Diese würde dann eine ganze Etage einnehmen. „Es wird zwei bis vier Praxen geben“, sagt Reißing. Insgesamt handle es sich um eine Fläche von etwa 650 Quadratmetern. „Die Planungen lassen sich noch unproblematisch anpassen“, sagt das Mitglied der Geschäftsführung. Was die Glasfronten betrifft, sei für eine „Grundverschattung“ gesorgt, bis zur halben Wandhöhe sei Milchglas vorgesehen. Alles andere sei Sache der Mieter, die auch unterschiedliche Vorstellungen hätten.

„Bisher hat es vier Interessenten gegeben. Zwei davon haben abgesagt“, sagt Reißing. Das sei aber nicht außergewöhnlich, zumal die Vermarktung offiziell noch gar nicht begonnen habe. 12,50 Euro pro Quadratmeter kalt hat die GWG als Preis aufgerufen. Für Reißing ist das marktüblich für eine Praxis. in Heilbronn habe der Preis etwas höher gelegen. „Wir können da auch niemand bevorteilen“, sagt der GWG-Mitarbeiter. Bis zum nächsten Sommer soll feststehen, wer die Räume bezieht. Derzeit sieht es nicht so aus, als würde Matthias Bessing dazu gehören.