Adlige Persönlichkeiten, verewigt auf Tasse oder im Medaillon Foto: factum/Granville

Ein nachgeborener Prinz, ein spätberufener Herzog und die Schwägerin des ersten württembergischen Königs: Tassen und Miniaturen erzählen die Adels- als Familiengeschichte. Sie zu finden, brauchte detektivisches Gespür.

Ludwigsburg - Ein nachgeborener Prinz, ein spätberufener Herzog und die Schwägerin des ersten württembergischen Königs: ihre Konterfeis sind auf Tassen, Medaillons und Ölgemälden festgehalten worden – und befinden sich nun wieder im Besitz der Schlösserverwaltung. Auch wenn ihr historischer Wert begrenzt ist und sie zum Teil zu Schnäppchenpreisen erworben werden konnten: für die originalgetreue Wiederherstellung des Corps des Logis im Residenzschloss sind sie wichtig. Ohne das detektivische Gespür der Konservatorin Patricia Peschel wären sie wohl nie mehr nach Ludwigsburg zurückgekommen.

Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, spricht von „mehrfacher Gnade“, der es zu verdanken sei, dass die Ludwigsburger Residenz niemals zerstört wurde. Ein Barockschloss in diesem Originalzustand gebe es nirgendwo sonst in Europa. Allerdings sei die Einrichtung nicht originalgetreu, sondern nur so, wie man es nach dem Zweiten Weltkrieg für richtig gehalten habe.

Da der Zahn der Zeit sehr an Tapeten und Inventar genagt hat, wird seit zwei Jahren das Corps des Logis – der klassizistische Teil des Ludwigsburger Schlosses – aufwendig restauriert. Bei dieser Gelegenheit möchten die Kunsthistoriker auch die Inneneinrichtung originalgetreu wiederherstellen. Inventarlisten belegen, was sich in der klassischen Epoche in welchem Raum befunden hat. Also stellt man zurzeit über das gesamte Schloss verteilte Möbel und Kunstgegenstände wieder dort auf, wo sie sich im Zeitalter des Empire befanden.

Aber das reicht nicht, denn viele Gegenstände sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts über ganz Europa verstreut worden. Die meisten davon wurden als Geschenke oder im Zuge von Erbangelegenheiten weggegeben, sagt Peschel. Darum gehöre es nun zu ihren Aufgaben, Nachforschungen anzustellen und vor allem akribisch die Listen von Auktionshäusern zu durchforsten.

Um bei dieser Suche hin und wieder gute Treffer zu landen, braucht es mehr als nur fundierte historische und kunsthistorische Kenntnisse. Im konkreten Fall eines Gemäldes von der Herzogin Henriette, der Schwägerin von König Friedrich I., war es entscheidend, dass Peschel sehr genau wusste, wie die Frau, die als Witwe im Schloss Kirchheim gelebt hat, ausgesehen hat. Die Auktionshäuser wissen meist nicht, wer auf einem Bildnis dargestellt wurde, auf ihren Listen steht zum Beispiel nur „Bildnis einer Dame“.

Eine Tasse, auf der der Herzog Ludwig Eugen dargestellt ist, kann auch zeitlich gut eingeordnet werden. Zum einen ist am Boden das große L der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur hinterlegt, zum anderen hat der Herzog nur von 1793 bis 1795 regiert. „Da es üblich war, den jeweils herrschenden Fürsten im Porzellan abzubilden, muss die Tasse also aus der Zeit seiner kurzen Regentschaft stammen“, sagt Peschel.

Die Personen, die die neuesten Fundstücke schmücken, seien für sich genommen nicht sehr bedeutend, sagt Hörrmann. Allerdings seien sie – ebenso wie die Gegenstände, auf denen sie verewigt wurden – wichtige Zeugnisse für einen Trend, der etwa um 1800 eingesetzt hat. Waren Schlösser zuvor nur mit repräsentativen Dingen angefüllt, begannen die Fürsten nun, sich mit persönlichen Gegenständen zu umgeben. Sie machten Platz für das, was sie emotional beschäftigte. „Diese Dinge gehörten ihnen und nicht dem Staat“, sagt Peschel.

Das komme nun auch den Besucherinteressen entgegen, meint Hörrmann: „Es kommen mehr Gäste in ein Schloss als in ein Museum, weil sie sich vom Original von Raumkunstwerken beeindrucken lassen wollen.“ Kleine Gegenstände mit Bezug zur familiären Geschichte könnten diesen Reiz nur noch mehr erhöhen.