Der neue Coach Tim Walter peilt mit dem VfB Stuttgart den direkten Wiederaufstieg an. Foto: Baumann

Der neue Trainer Tim Walter beantwortet zum Amtsantritt Fragen zu seinem Einstieg beim VfB Stuttgart, seiner Fußballphilosophie, seinen Ziele, Mario Gomez und seinem Verhältnis als Badener zu den Schwaben.

Stuttgart - Seinen ersten öffentlichen Auftritt als neuer Coach des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart hat Tim Walter am Donnerstagnachmittag. Nach einem Kinder-Showtraining (14 Uhr) absolviert er mit der Mannschaft des Absteigers um 16 Uhr im Robert-Schlienz-Stadion die erste Übungseinheit dieser Sommervorbereitung. Vorab hat der 43-Jährige, der in der vergangenen Saison den künftigen Ligakonkurrenten Holstein Kiel anleitete, sich am Mittwoch erstmals den Fragen der Journalisten gestellt. Er sprach dabei über . . .

. . . seinen Einstieg beim VfB Stuttgart:

Ich freue mich einfach, hier zu sein. Ich bin stolz drauf, hier zu sein. Es ist eine tolle Aufgabe. Alles, was wir tun, tun wir zusammen. Es geht darum, gemeinschaftlich etwas zu entwickeln.

. . . über sich selbst:

Sie haben mit Sicherheit schon viel über mich viel gelesen, da ist viel Wahres dabei. Es ist aber auch wichtig, dass man sich selbst überzeugt. Ich bin mutig. Ich versuche, die Menschen und meine Spieler davon zu überzeugen, dass es richtig ist, was ich tue. Bei manchen kommt das als Arroganz rüber. Aber für mich ist es wichtig, dass es eine Überzeugung von meinem Tun ist, das muss ich meinen Spielern signalisieren, sonst kann ich sie nicht erreichen. Das große Ganze, der Verein steht immer im Mittelpunkt, das soll auch das Signal nach außen sein.

. . . den Stellenwert von Fußball in seinem Leben:

Ich bin fußballverrückt, ich liebe diesen Sport. Genau das ist wichtig, den Spielern vorzuleben: Dass das, was sie tun, das Schönste ist von der ganzen Welt. Außer meiner Familie gibt es nichts Größeres als Fußball. Damit gehe ich jeden Tag zur Arbeit, egal wo ich bin – ich liebe diesen Beruf einfach.

. . . seine Fußballphilosophie:

Meine Vorgehensweise ist, dass ich mutigen, attraktiven Fußball spielen lasse, der immer aktiv ist. Und so soll auch unser Handeln sein. Wir wollen das Heft des Handelns in der Hand haben und uns nicht irgendetwas vom Gegner aufzwingen lassen. Das ist unsere Ausrichtung. Wir schauen auf uns. Wir schauen auf den VfB, wir schauen auf unsere Mannschaft. Wir haben genug Qualität.

. . . über den Abstieg des VfB:

Es war egal, ob wir in der ersten oder zweiten Liga spielen, weil ich mich für den VfB entschieden habe und nicht für die Liga. Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat (Sportvorstand und Sportdirektor des VfB, Anm. d. Red.) haben mich für die Aufgabe begeistert. Klar ist es schöner in der ersten Liga zu trainieren als in der zweiten. Aber der Verein hat so eine Strahlkraft und ist so groß, dass es egal ist.

. . . über seine Ziele:

Wir wollen den Verein weiterbringen. Das heißt in dem Fall auch, dass wir aufsteigen wollen.

. . . über seinen ersten Eindruck von der Mannschaft:

Für mich ist es wichtig, dass die Spieler, die wir holen, eine hohe Identifikation mit dem Verein haben. Dass sie sich dafür entscheiden, was der VfB bedeutet und was wir mit den Jungs vorhaben. Die Spieler, die da sind und die wir geholt haben, haben alle dieses Anforderungsprofil. Ich bin sehr gut empfangen worden, von daher ist mein Eindruck sehr positiv.

. . . über seine Anforderungen an einen Torwart:

Ich will, dass er mutig ist, teilweise verrückt, weil der Torwart eine tragende Person ist in meinem Aufbauspiel. Es ist daher wichtig, dass er keine Angst hat, Fehler zu machen. Das bedeutet für mich Mut. Für manche ist es risikobehaftet, für mich ist es einfach mutig. Es ist aber auch gut, wenn er Bälle hält (lacht).

. . . über die kurze Vorbereitungsphase bis zum Zweitliga-Start Ende Juli:

Viele erwarten natürlich von Beginn an Ergebnisse, Ergebnisse, Ergebnisse. Das ist der heutige Lauf der Zeit. Aber ich glaube, dass wenn man Geduld mitbringt und beharrlich arbeitet, wird sich das langfristig mehr auszahlen. Fünf Wochen sind eine kurze Zeit. Ich weiß, dass man wenig Zeit bekommt im Fußball. Dadurch wird versucht, die Art und Weise Fußball zu spielen, vereinfacht. Das heißt, man spielt viel mit langen Bällen und versucht über Standardsituationen zu Toren zu kommen – das kriegt man sehr, sehr schnell rein. Um fußballerische Lösungen zu kreieren, braucht man Zeit. Wie lange das genau dauert, weiß ich nicht. Aber ich habe es bisher überall hinbekommen, daher gehe ich davon aus, dass ich es jetzt auch hier hinbekomme.

. . . sein Verhältnis als Badener zu den Schwaben:

Es ist nicht wichtig, wo man herkommt, sondern wo man hin will. Ich hatte schon immer diesen Anspruch, mich zu verbessern. Der VfB hat mich ein Stück weit auch zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Ich habe beim Karlsruher SC die Möglichkeit bekommen mich zu entwickeln. Der Kleine schaut immer auf den Großen und versucht, sich mit ihm zu messen. Wenn man gegen den gewinnt oder ebenbürtig ist, obwohl andere Möglichkeiten gegeben sind, ist man stolz drauf. Das betrifft aber rein die sportliche Rivalität. Der VfB hatte immer eine extrem gute Jugendarbeit. Das war für mich ein Anreiz, genauso gute Jugendarbeit zu betreiben. Deshalb bin ich jetzt glücklich, dass ich hier sein darf und diese Jugendspieler genauso mitzuentwickeln wie die Spieler, die ich jetzt in der ersten Mannschaft habe. Für mich ist der Mensch wichtig, die Herkunft jedes Einzelnen interessiert mich wenig.

. . . über den aktuellen Spielerkader:

Ich will die Jungs kennenlernen. Dafür gibt’s die zwei Trainingslager und die Einheiten hier. Man muss jedem Spieler eine Chance geben. Das will ich tun. Ich bin null voreingenommen.

. . . über Mario Gomez und dessen sportlichen Stellenwert:

Es wird sich zeigen, wie er drauf ist und wie er sich gibt. Keiner kann sich etwas kaufen für das, was war. Jeder wird nur daran gemessen, was momentan ist und was kommt.