Joachim Obergfell-Fuchs wird auch den Kriminologischen Dienst weiter leit Foto: Leonie Schüler

Joachim Obergfell-Fuchs ist offiziell in sein Amt als Leiter der Justizvollzugsschule eingeführt worden.

Stammheim - Seit Oktober ist Joachim Obergfell-Fuchs als Leiter der Justizvollzugsschule Baden-Württemberg tätig, am Montag ist er offiziell in sein Amt eingeführt worden. Völliges Neuland betritt der Oberpsychologierat damit nicht, schließlich war er die vergangenen acht Jahre bereits als stellvertretender Schulleiter sowie als Leiter des Kriminologischen Dienstes vor Ort tätig. Letztere Aufgabe wird er auch in Zukunft weiter ausüben. Obergfell-Fuchs’ Vorgänger Thomas Müller wechselte zur Justizvollzugsanstalt in Ulm.

Der baden-württembergische Justizminister Rainer Stickelberger hieß Joachim Obergfell-Fuchs im neuen Amt Willkommen. Er freute sich darüber, dass die Feier in den Unterrichtsräumen der Justizvollzugsschule stattfand. „Es ist eine gute Gelegenheit, die Schule zu öffnen und nach außen sichtbar zu machen“, sagte Stickelberger. Der Justizminister betonte, dass die Lehreinrichtung ein Teil der Justiz sei. Er habe großen Respekt vor einer Arbeit, die immer anspruchsvoller werde. Das zeige sich auch an der Ausbildung, die sukzessive erweitert worden sei. Während für den allgemeinen Vollzugsdienst und den Verwaltungsdienst früher zehn Wochen anberaumt wurden, beträgt die Ausbildungsdauer mittlerweile zwei Jahre. Entsprechend hat sich der praktische Dienst in der Justizvollzugsanstalt, der Teil der Ausbildung ist, von sechs Tagen auf acht Monate verlängert.

Vielfältiger Stundenplan

Gelehrt werden neben Fächern wie Rechtskunde, Vollzugsverwaltung und Kriminologie auch Wissen in Kommunikation und Psychologie. Es gelte, so Stickelberger, den hohen Ausbildungsstandard zu halten. „Das ist eine vielfältige Arbeit, die nicht nur durch Routine bewältigt werden kann“, sagte der Justizminister und wünschte dem neuen Schulleiter eine „allseits glückliche Hand“.

Hubert Fluhr, der leitende Regierungsdirektor und Vertreter der Anstaltsleiter, betonte, wie wichtig die Arbeit der Vollzugsbediensteten sei. „Sie tragen nicht nur die Schlüssel, sondern sie sind auch die Schlüssel der Anstalt“, sagte er. Sie bewachten die Gefangenen nicht nur, sondern beobachteten auch auffälliges Verhalten, würden ihrem Tag eine Struktur geben, Einfluss auf die Atmosphäre in den Werkbetrieben nehmen und seien „die Blitzableiter für Konflikte unter den Gefangenen“. Grundlage dafür sei eine gute Ausbildung.

Viel Fingerspitzengefühl erforderlich

Als letzter Redner kam Obergfell-Fuchs selbst zu Wort. „Einerseits ist der Ort und sind die Personen über viele Jahre vertraut, andererseits ist es eine neue Herausforderung, der ich mich gerne stelle“, sagte der Oberpsychologierat. Vergleiche man den Justizvollzug mit einem Hafen, so sei die Anstalt das große Schiff, die Schule hingegen eine kleine Barkasse, die neue Seeleute liefere. „Sie befindet sich in einem ständigen Spagat zwischen den Wünschen der großen Dampfer, immer die bestmöglich ausgebildeten und fortgebildeten Matrosen, sprich Vollzugsbediensteten, an Bord zu bringen und den Vorstellungen der Hafenmeisterei, der Aufsichtsbehörde, die letztendlich den Kurs bestimmt“, sagte Obergfell-Fuchs. Dies sei nicht immer einfach und erfordere viel Fingerspitzengefühl. In seiner Doppelfunktion als Schulleiter und Leiter des Kriminologischen Dienstes lege er Wert auf gemeinsame Schwerpunkte. „Vieles ergänzt sich. Kriminologische Fragen zur Rehabilitation und Integration von ehemaligen Straftätern sind eng mit der Frage nach dem Umgang mit den Gefangenen während der Zeit des Strafvollzugs und dem Klima in den Vollzugsanstalten verbunden.“