Leitender Pfarrer: Alois Krist in seiner neuen Wirkungsstätte, der Dreieinigkeitskirche Ludwigsburg Foto: factum/Granville

Die katholische Gesamtkirchengemeinde bekommt einen neuen Pfarrer. Alois Krist plädiert für eine Öffnung des Priesteramtes für Verheiratete: „Das ist eine Entscheidung vor Gott.“

Ludwigsburg - Franz von Assisi ist für Alois Krist eine sehr wichtige Leitfigur – und er erwartet auch von dem aktuellen Papst, dass er es schafft, an der katholischen Kirche einiges in diesem Sinne zu ändern. „Schließlich hat er sich den Namen Franziskus gegeben“, sagt der 53 Jahre alte Pfarrer, der die längere Zeit vakante Stelle eines Leiters der Seelsorgeeinheit Ludwigsburg übernehmen wird. Sein Dienstsitz wird die Gemeinde Zur heiligsten Dreieinigkeit am Marktplatz sein.

Ludwigsburg ist dem neuen Pfarrer, der am Ersten Advent offiziell in sein Amt eingeführt wird, nicht ganz fremd. In seiner Zeit als Vikar in Marbach hat er die Stadt immer mal wieder besucht. Und sei es auch nur, wenn es darum ging, in der Schlosskirche ein Ehepaar zu trauen. „Im Übrigen kenne ich natürlich den Märchengarten – von Ausflügen mit der Schule“, sagt der Pfarrer, der 1964 in Schwäbisch Hall geboren wurde und in Künzelsau-Amrichshausen aufgewachsen ist.

„Was will Gott von mir?“

„Bei mir im Elternhaus gab es ein tiefes Gottvertrauen“, sagt Krist. Er sei auch Ministrant gewesen. Aber das heiße nicht, dass er nicht hin und wieder mit den Eltern über Grundfragen des Glaubens gestritten habe, oder dass ihn die Gottesdienste nicht auch gelangweilt hätten. „Die Predigten waren nicht mein Fall“, sagt er. Aber was ihn wirklich religiös geprägt habe, das sei „der Glaubensvollzug“ seiner Mutter und die Tatsache, dass er in der Oberstufe des Gymnasiums „einen sehr guten Religionslehrer“ gehabt habe. „Mit dem konnte ich über all diese wichtigen Fragen reflektieren“, sagt Krist. So habe sich nach und nach die Entscheidung für den Pfarrberuf herauskristallisiert. Zwischen 1984 und 1989 hat er Theologie studiert – ein Jahr in Innsbruck, die übrige Zeit in Tübingen.

Die Frage nach dem Zölibat hat er für sich mit einem klaren Ja beantwortet. Für ihn gehöre das ehelose Leben selbstverständlich zum Pfarrerdasein, sagt Krist. Er sagt aber auch, dass das nicht für alle gelten müsse. Für den neuen Pfarrer von Dreieinigkeit ist die Feier der Eucharistie von zentraler Bedeutung. „Ansonsten fehlt die Mitte des Gemeindelebens“, sagt Krist. „Deshalb braucht es genügend Priester.“ Wenn sich jedoch nicht genügend Personen fänden, die das zölibatäre Leben auf sich nehmen wollten, plädiere er für eine Öffnung der Zugangswege zum Priesterberuf. Die Entscheidung sollte letztlich nicht an einer kirchenrechtlichen Vorgabe scheitern.

Maßgeblich sei, dass sich die Anwärter selbst die Fragen stellten: „Was will Gott von mir?“ und: „Wie gelange ich zu einer inneren Stimmigkeit?“ Ein solcher Entschluss fordere „eine Bejahung aus ganzem Herzen“, sagt er. Idealerweise sollte ein Kandidat in einem geistlichen Prozess – etwa in Exerzitien – vor Gott seine Wahl treffen und entweder die zölibatäre Lebensform oder die Ehe wählen: „Beide Lebensformen erfahren so ihre Wertschätzung, beide sind jedoch der Feier der Eucharistie zugeordnet.“

Viele Kontakte zu Hochschulprofessoren

Alois Krist ist 1991 zum Priester geweiht worden und nach dem Vikariat, das ihn ins Waldachtal (Schwarzwald) nach Aalen und nach Marbach geführt hatte, 1995 Pfarrer in Rechberghausen (Kreis Göppingen) geworden. Von 2001 an amtierte er auch als Kreisdekan in Göppingen und übernahm 2003 zusätzlich die Administratur in Wäschenbeuren. 2006 wechselte er als Pfarrer an die Gemeinde St. Johannes in Tübingen und übernahm wenig später in der Universitätsstadt auch das Amt des Leitenden Pfarrers.

Die Kontakte zu den Einrichtungen der evangelischen Kirche sowie zu Professoren aus Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften seien für ihn sehr fruchtbar gewesen. Trotzdem wollte er nach zehn Jahren einen Wechsel. In Ludwigsburg treffe er zumindest auf ähnliche Führungsstrukturen, die katholischen Gemeinden seien organisiert wie die Tübinger: Es gebe keine zentralisierte Großgemeinde, sondern einen Leiter für die Gesamtgemeinde, der aber auch Pfarrer einer bestimmten Pfarrei sei. Das weite den Blick, meint Krist.