Christian Haslauer an seinem Arbeitsplatz mit bestem Blick auf die Stadt Foto: Matthias Ring

Christian Haslauer ist der neue Küchenchef im Cube am Stuttgarter Schlossplatz. Zuvor arbeitete er zehn Jahre lang in London – und dort auch für das Königshaus.

Stuttgart - Das Cube in der obersten Etage des Kunstmuseums ist nicht irgendein Restaurant – es ist der Showroom der Stadt. Wenn man Gäste von außerhalb oder seine Geschäftspartner beeindrucken will, gibt es kaum einen besseren Platz, um bei einem guten Essen Stuttgart von oben zu zeigen. Chinesische Touristen können in ihrem kompakten Sightseeing-Programm inzwischen schon von daheim aus einen Zwischenstopp an diesem Hotspot buchen.

Aber es ist nicht nur die spektakuläre Aussicht auf den Schlossplatz – es ist auch immer mehr das „Inspired Cooking“, das von sich reden mache, heißt es aus dem Unternehmen Rauschenberger, zu dem neben Cateringservice, dem Fellbacher Sternerestaurant Goldberg und dem Degerlocher Pier 51 das Cube gehört. Dafür ist jetzt Christian Haslauer, 32, zuständig. Nach 14 Jahren hatte der Küchenchef Michael Bahn das Haus verlassen. Philipp Di Mineo, der Kopf im Pier 51 und bei Rauschenberger in übergeordneter Funktion, hatte die Aufgabe, ein neues Konzept zu erarbeiten – und einen neuen Chefkoch zu etablieren.

Von Ingolstadt nach London

Seit März ist Haslauer im Cube, zuerst als Souschef, seit wenigen Wochen in alleiniger Verantwortung. Er kennt Di Mineo aus der gemeinsamen Zeit in London, wo er mit Unterbrechungen zehn Jahre lang arbeitete.

In Ingolstadt aufgewachsen und ausgebildet zog es ihn früh in die englische Metropole, wo er in Luxushäusern wie dem Landmark Hotel arbeitete. Und nicht nur das: Er kochte für die Hochzeitsgesellschaft von Prinz William und Kate Middleton ebenso wie zum 60-Jahr-Thron-Jubiläum der Queen. Die Aufnahme in das 25-köpfige königliche Team war über den Club des Schweizer Starkochs Anton Mosimann zustande gekommen.

Banketts für 800 Leute finden im Cube zwar nicht statt, aber bis zu 120 Gäste finden schon Platz, abends häufig bei Doppelbelegung. Eine Herausforderung für die kleine Küche, die pro Service mit fünf Mitarbeitern besetzt ist. „Fine Dining war schon immer meine Leidenschaft“, sagt Haslauer, der aber „keine abgehobene Küche, mit der sich der Gast nicht zurechtfindet“, will.

Jahreszeiten auf dem Teller

Am meisten inspiriert ihn die asiatische und mediterrane Kochkunst, die er mit nicht zu vielen Komponenten und „ohne Chi-Chi“ auf die Teller bringen will. Außer an Hausklassikern, die Stammgäste nicht missen wollen, orientiert sich Haslauer natürlich wie viele an den Jahreszeiten. Derzeit heißt das an neuen Gerichten im Cube etwa: Kürbiscurry, Hirschcarpaccio und Entenbrust.

Die Abkehr von London hat übrigens nichts mit dem Brexit zu tun. „Eine Residence Card hätte ich jederzeit beantragen können“, sagt Christian Haslauer; eher mit den teuren Lebensverhältnissen – die vermutlich nicht besser werden. Seine griechische Partnerin, die im Sternerestaurant Hakkasan Hanway Place arbeitete, muss sich in Stuttgart nun erst einmal genauso mit der Sprache zurechtfinden wie die zweijährige Tochter.