Die Steillagen am Neckar, wie hier am Hessigheimer Wurmberg, sind teuer zu bewirtschaften und zu erhalten. Nun hat der Kreis ein Förderprogramm aufgelegt. Foto: factum/Weise

Immer öfter werden die Weinbau-Steillagen am Neckar durch heftige Unwetter beschädigt. Ein neuer Fördertopf des Landkreises soll den Weingärtnern in solchen Fällen helfen. Doch es gibt Tücken.

Hessigheim - Wenn Herbert Müller an den Anfang dieses Jahres denkt, spricht er von einem „riesigen Drama“. Ein Teil des Weinbergs, den Müller und seine Kollegen vom Konsortium Montis Casei bewirtschaften, sackte im Januar ab, weil es tagelang unablässig regnete. Trockenmauern und Weinstöcke auf einer Fläche von mehr als 300 Quadratmetern gingen durch den Erdrutsch kaputt.

10 000 Euro Kosten allein für den Hilfseinsatz

Mehr als ein halbes Jahr danach wächst noch immer nichts auf der Fläche am Wurmberg in Hessigheim. Das Technische Hilfswerk (THW) stützte damals den Hang ab, um die darunter liegende Kreisstraße zu sichern. Das Provisorium steht noch immer. Was Herbert Müller mehr beschäftigt als der Ernteausfall, sind die Kosten: 10 000 Euro sollen die Weingärtner für den Hilfseinsatz aufbringen, dazu rechnen sie mit mehr als 100 000 Euro für neue Trockenmauern und Terrassen in der Steillage. Geld, das durch den Verkauf des Weins niemals wieder reinkommen wird, glaubt der Geschäftsführer. Er hofft deshalb auf Unterstützung durch die öffentliche Hand – und wird sie wohl auch bekommen.

Der Ludwigsburger Kreistag hat jetzt ein Förderprogramm beschlossen, mit dem Weingärtner unterstützt werden, deren Steillagen am Neckar durch heftige Unwetter beschädigt werden. 30 000 Euro stellt das Landratsamt für solche Fälle künftig pro Jahr zur Verfügung.

„Der Steillagen-Weinbau ist uns ein besonderes Anliegen“, sagt der Dezernent Christian Sußner. Man könne zwar keine Millionenbeträge verteilen, wolle aber einen Teil dazu beitragen, die besondere Kulturlandschaft zu erhalten. Der Weinbau in den Steillagen am Neckar sei kaum wirtschaftlich zu betreiben, daher wolle man die Weingärtner in Schadensfällen unterstützen. Ausdrücklich geht es laut Sußner nicht darum, in den Wettbewerb einzugreifen und nur bestimmte Winzer zu fördern. Geld aus dem Hilfsfonds gebe es nur, um die Kosten für Hilfseinsätze wie den des THW in Hessigheim zu decken.

Mehrere Bedingungen, bevor Geld fließt

Weitere Bedingung für die Aufnahme in das Förderprogramm: Die Steillagen müssen nach dem Schaden wieder aufgebaut und bewirtschaftet werden. Und genau darin sieht Herbert Müller ein Problem. Denn die Baukosten von mehr als 100 000 Euro könne man ebenfalls kaum aufbringen. Eine Förderung des Landes hierfür sei schwierig, vor allem, weil der Wurmberg jährlich um zwei Zentimeter absacke. Bei einzelnen kaputten Mauern könne man sich selbst helfen, doch wenn auf einer großen Fläche der Hang abrutsche, sei ein Wiederaufbau kaum wirtschaftlich.

Sollte sich keine passende Förderung ergeben, befürchtet Müller, dass der Weinberg künftig brach liegen wird. „Wir suchen nun nach anderen Wegen, wie wir den Aufbau finanziert bekommen.“

Frühe Lese wegen der Hitze

Start
Die hohen Temperaturen treiben vielen Menschen den Schweiß auf die Stirn – und die Weingärtner zur Lese. Im Kreis Ludwigsburg werden die ersten Trauben in den kommenden Wochen gepflückt, heißt es von den Winzern. Grund dafür ist der warme Frühling, der eine frühe Traubenblüte verursacht hat. Laut dem Deutschen Weininstitut macht den bundesweiten Leseanfang am 6. August ein Weingut in Lörzweiler (Rheinland-Pfalz). Einen früheren Termin hat es laut dem Institut noch nie gegeben. Die Trauben seien in diesem Jahr in ihrer Entwicklung dem langjährigen Durchschnitt um rund drei Wochen voraus.

Qualität
Herbert Müller, der nicht nur am Konsortium Montis Casei, sondern auch am Hessigheimer Weingut Faschian beteiligt ist, rechnet mit einem „sehr guten Jahrgang“ für die Weine aus dem Kreis Ludwigsburg – sowohl was die Qualität als auch was die Menge angehe. In einigen Weinbergen gebe es aber Hagelschäden an den Trauben.