Ein Haus, zwei Agenturen: die LEA und das Energetikom residieren an der Hoferstraße 5 (mittleres Gebäude). Foto: factum/Granville

Der Ludwigsburger Energie-Agentur (LEA) ist es bisher nicht gelungen, sich als wichtige Institution ins öffentliche Bewusstsein zu brennen. Geschäftsführer Sebastian Staudenmayer tritt jetzt die Flucht nach vorne an: Entweder bekomme die LEA endlich das nötige Geld oder sie dümpele weiter wie bisher vor sich hin.

Ludwigsburg - Die Ludwigsburger Energieagentur (LEA) gibt es seit 2006. Sie hat viele Projekte gestemmt, aber es ist ihr nicht gelungen, sich als wichtige Institution ins öffentliche Bewusstsein zu brennen. Außerdem fehlt seit den Anfängen eine stabile und ausreichende Finanzierung. Der Geschäftsführer Sebastian Staudenmayer tritt jetzt die Flucht nach vorne an: Entweder bekomme die LEA das nötige Geld, um sie zu einer echten Energieagentur weiterentwickeln zu können, oder sie dümpele weiter wie bisher vor sich hin – aber das dann bald ohne ihn.

„LEA ist unrühmliches Beispiel“

„Herr Staudenmayer ist sicher der erste LEA-Geschäftsführer, der die Probleme in dieser Deutlichkeit anspricht“, sagt der Landrat Rainer Haas. „Aber er hat recht.“ Auch der Vizelandrat Utz Remlinger habe kürzlich gemeint, die LEA brauche mehr Geld. Der Ludwigsburger Oberbürgermister Werner Spec geht einen Schritt weiter. „Die LEA ist ein unrühmliches Beispiel dafür, dass ein Kreis nicht in die Finanzierung eingestiegen ist.“ Andere hätten das getan, als die Anschubfinanzierung des Landes nach den ersten drei Jahren ausgelaufen ist.

Die einzige feste Stelle in der Energieagentur des Kreises sei seine, sagt Staudenmayer. Und die ist auf 80 Prozent beschränkt. „Den Rest der Arbeit machen freie Mitarbeiter.“ Mit der Folge, dass man sich immer wieder verzettele und wichtige Aufgaben unerledigt blieben. Wer es ernst meine mit der LEA, müsse für eine bessere Personalausstattung sorgen und 150 000 Euro draufsatteln.

Staudenmayer, der die LEA-Geschäftsführung im Oktober 2015 übernommen hat, glaubt, dass eine mitgliederfinanzierte Agentur keine Zukunft habe. Die Akzeptanz bei den Kommunen reiche einfach nicht aus. „Wenn eine Gemeinde neu hinzukommt, tritt eine andere wieder aus.“ Darum plädiert er für eine verlässliche Grundfinanzierung aus Mitteln der Kreisumlage. Dafür sei der Zeitpunkt auch deshalb günstig, weil die Kreisbehörde gerade erst ein Klimakonzept erarbeitet habe, für dessen Realisierung ein Klimamanager in der Behörde gewiss nicht ausreiche.

„Es würde sicher wenig Sinn machen, wenn wir einen neuen Klimamanager einstellen würden und dann sagten, wir brauchen die LEA nicht mehr“, sagt auch Landrat Haas. Allerdings hält er eine Finanzierung über die Kreisumlage für problematisch. „Ich habe zwar die Hoheit über diese Gelder“, sagt Haas, „aber dafür möchte ich mich erst rückversichern. Wenn alle so engagiert wären wie die Städte Ludwigsburg und Remseck, wäre das kein Problem.“ In diesem Fall allerdings müsste der LEA-Geschäftsführer auch nicht nach neuen Geldquellen Ausschau halten, denn dann reichte auch die Finanzen aus den Mitgliedsbeiträgen der Kommunen.

Bürgermeister hegen Vorbehalte

Auf die Frage, warum es in zehn Jahren nicht gelungen sei, für die LEA eine höhere Akzeptanz zu schaffen, so dass sie in den Augen der Bürgermeister für unverzichtbar gilt, wissen weder der Landrat noch Staudenmayer eine Antwort. Er habe, seit er die Geschäftsführung übernommen habe viele Gespräche mit Bürgermeistern im Kreis geführt, sagt Staudenmayer. Manchen wären selbst die geringen Beiträge zu viel, während andere sagten, sie hätten eigene Lösungen. Aber meist könnten die Kommunen in solchen Fällen die Bürger nur an Ingenieurbüros verweisen. Das wiederum hält OB Spec für „fatal“. Gerade an der Schnittstelle zwischen Kommune und sanierungs- oder bauwilligem Eigentümer sei eine Beratung nötig, die frei von persönlichen Interessen ist. „Und die Bedeutung wird noch wachsen“, sagt Spec. Nämlich dann, wenn die neuen Richtlinien für nachhaltiges Bauen in Kraft treten, die flexiblere – und damit noch kompliziertere – Lösungen erlaubten.

Staudenmayer meint auch, man müsse über eine Verschmelzung von LEA und Ludwigsburger Energetikom reden. Zusammenarbeit ja, aber komplettes Zusammengehen nein, sagt Jeannette Jäger vom Energetikom-Vorstand. Zuvor müssten die strukturellen Probleme der LEA gelöst werden, sagt Spec: „Ich kann nur an den Kreistag appellieren, die Energieagentur auf eine sichere Basis zu stellen.“

Die finanzielle Ausstattung

Verein
– Die Ludwigsburger Energieagentur wurde 2006 als gemeinnütziger Verein gegründet. Mitglieder sind neben dem Kreis Ludwigsburg acht der insgesamt 39 Städte und Gemeinden im Landkreis. Außerdem die Kreishandwerkerschaft Ludwigsburg und verschiedene Institutionen. Zu den Aufgaben gehören die Beratung von Hauseigentümern und Gewerbebetrieben sowie von Kommunen mit den Zielen Klimaschutz und Energieeinsparung.

Beispielhaft
– Die Energieagentur Ravensburg gilt als vorbildlich. Hier stehen pro Jahr 170 000 Euro zur Verfügung; 50 000 Euro kommen von der Kreisbehörde, außerdem beteiligen sich diverse Energieversorger. Im Übrigen ist ein Kernteam von drei Personen fest bei der Agentur angestellt, die auch Niederlassungen in Sigmaringen und Biberach betreibt.