Die Produzentin Kathrin Tabler lebt zwar in Berlin, kommt aber mehrmals im Jahr nach Besigheim, um ihre Eltern zu besuchen – „und weil ich gerne hier bin“. Foto: / Helmut Pangerl

Der Film „Zoro’s Solo“, den Kathrin Tabler aus Besigheim (Kreis Ludwigsburg) produziert hat und der in ihrer Heimatstadt und mit Andrea Sawatzki in der Hauptrolle gedreht wurde, hat jetzt Premiere in Stuttgart gefeiert.

Besigheim/Stuttgart - Mehr als 500 Premierengäste sahen vergangene Woche im Stuttgarter Atelier am Bollwerk die deutsche Uraufführung des Films „Zoro’s Solo“. Über die Hälfte der Gäste kam aus dem Kreis Ludwigsburg, die Mehrheit davon aus Besigheim.

Warum? Die Besigheimer Filmproduzentin Kathrin Tabler griff für ihren ersten Kinofilm nicht nur auf ihre Heimatstadt als Hauptkulisse zurück, sondern auch auf fast 300 Besigheimer Komparsen, Kleindarsteller und Helfer vor und hinter der Kamera, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt.

„Zoro’s Solo“ beginnt, und eine Großaufnahme zeigt auf einer Landkarte den Weg von Flüchtlingen aus Afghanistan über die Balkanroute. Dann die nächste Einstellung: Ein Blick von oben auf ein mittelalterliches, malerisches, pittoreskes Städtchen – es ist das erste Mal, dass Besigheim ins Bild kommt, und es ist nicht das einzige Mal. Immer wieder erkennt der Ortskundige die Stadtkirche, den Kelterplatz, die Friedrich-Schelling-Schule, den Schulhof, den Marktplatz, die Gassen und Häuser und auch Wohngebiete außerhalb des Ortskerns.

Was das Filmteam in Besigheim nicht fand, gab es in Bönnigheim

Der Drachen auf dem Schulhof der Gemeinschaftsschule wird zum Treffpunkt im Film und nimmt eine zentrale Rolle ein. „Der Drachen war super, auch außerhalb des Drehs haben wir da gern gesessen, ein tolles Teil“, sagt der 15-jährige Mert Dincer, der den Zoro spielt.

Porträt: Das ist Andrea Sawatzki

Kathrin Tabler, die Produzentin, wusste sofort, dass ihre Heimatstadt Besigheim der perfekte Drehort für den Film „Zoro’s Solo“ ist. „Aber ich konnte das doch dem Team nicht von vornherein sagen, ich bin doch parteiisch, also fuhren wir zuerst durch die Gegend, schauten uns andere Kulissen und Städte an, aber Besigheim war einfach perfekt“, sagt die Filmproduzentin. Was das Filmteam in Besigheim nicht fand, gab es in Bönnigheim, die Cyriakuskirche beispielsweise oder das evangelische Gemeindehaus in Ottmarsheim. „Das ersparte uns jede Menge Geld für ein Studio“, sagt Tabler.

Tatort-Kommissarin zeigt sich begeistert

Und das war ein großer Vorteil, denn der Kinofilm ist eine Low-Budget-Produktion für nachgerade 1,1 Millionen Euro. „Das Filmteam und auch die Schauspieler haben sich hier fast drei Wochen lang sehr heimisch gefühlt, ich bin stolz auf meine Besigheimer, die so unkompliziert und gastfreundlich waren“, sagt Kathrin Tabler.

Das bestätigt auch Hauptdarstellerin Andrea Sawatzki auf der Stuttgarter Premiere: „Es ist sicher nicht das letzte Mal gewesen, dass ich nach Besigheim komme, denn es war dort fast wie Urlaub, wenn der kompakte Drehplan nicht gewesen wäre“, sagt die Schauspielerin und „Tatort“-Kommissarin. „Auf dem Besigheimer Marktplatz an einem Sommerabend zu sitzen, das hat schon was“, sagt Sawatzki, die im Hotel am Markt wohnte.

Aussichtspunkt in Besigheim: So schön ist es auf der Weinkanzel am Niedernberg

Im August 2018 wurde täglich zwölf bis 14 Stunden in Besigheim gedreht. Die Stadtverwaltung, so Tabler, war bei den Drehgenehmigungen eine willkommene und unbürokratische Hilfe, oft seien Straßen „lahmgelegt“ worden, „aber keiner hat gemault“. Kein Wunder, dass die Dankesliste im Abspann von „Zoro’s Solo“ ellenlang ist und fast nur Besigheimer Institutionen und Menschen beinhaltet.

Auch die Statisten kommen aus dem Weinbaustädtchen

Mehr als 200 Statisten und Kleindarsteller wurden für den Film gesucht, und fast alle fand man in Besigheim, selbst im Freibad wurde gecastet. Miriam Staudacher, die Besigheimer Theaterpädagogin an der Schule im Steinhaus und Mitglied der Studiobühne, ist eine von ihnen. „Das ist doch selbstverständlich, wenn so ein Projekt in Besigheim gedreht wird, dass wir Besigheimer dabei sind“, sagt die Gemeinderätin.

Oder der junge Sebastian Cadei, der Mitglied im Jugendchor der Chorgemeinschaft Besigheim ist. Er ist mit seiner Chorleiterin Raffaela Elia nach Stuttgart gekommen, aus deren Chor auch einige der Jungs stammen, die als Knabenchor eine zentrale Rolle im Film einnehmen. Zweimal, so sagt er stolz, ist er zu sehen. Auch aus der Maximilian-Lutz-Realschule sind viele Schüler bei der Premiere, sie alle erkennt man im Film wieder. Die Geflüchteten in dem Film kamen aus der Unterkunft in Besigheim oder Ludwigsburg. Stolz haben sie sich den Film mit ihren Familien angesehen. Aber nicht nur vor, auch hinter der Kamera sind viele Besigheimer dabei gewesen, zum Beispiel Dirigent Daniel Joos, der Andrea Sawatzki das Dirigieren zeigte.

Sabine Servinho-Lohmann, die im Ludwigsburger Schloss Führungen anbietet, hat eine tragende Rolle. „Ich bin die Frau vom Jugendamt und muss richtig schwäbeln“, sagt sie. Fasziniert sei sie von der Leidenschaft Buskers und Tablers gewesen, die diesen Film „unbedingt wollten“.