Früher wurde Jürgen Beerkircher wegen seines Jobs bei der Volksbank mitunter milde belächelt. Aber das ist länger her. Foto: Stoppel

Jürgen Beerkircher ist seit Januar Vorstandsvorsitzender der Volksbank Backnang. Der 59-Jährige Betriebswirt zieht eine erste Zwischenbilanz und erzählt, warum er nie zu einer Privatbank wechseln wollte.

Backnang - Als Jürgen Beerkircher im Jahr 1982 nach seinem betriebswirtschaftlichen Studium an den Dualen Hochschule Baden-Württemberg bei der kleinen Volksbank Deggingen im Landkreis Göppingen einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat, wurde er von einigen Kommilitonen nur milde belächelt. Vielen seiner Mitstudenten galten die genossenschaftlich organisierten Kreditinstitute damals als verschlafen, nicht up to date. Beerkircher hätte bei einer Privatbank vermutlich auch mehr Geld verdienen können.

Arbeiten bei der Deutschen Bank zum Beispiel oder bei der Commerzbank? Das wäre für den heute 59-jährigen Mann, der seit Januar Vorstandsvorsitzender der Volksbank Backnang ist, aber nicht in Frage gekommen. An diesem Tag Ende Juni zieht Beerkircher eine erste Zwischenbilanz seiner Tätigkeit, er bleibt zunächst indes beim Grundsätzlichen, sagt, ihm gefalle die Geschäftsphilosophie der Volksbanken und der Sparkassen: „keine Gewinnmaximierung“. Institute, die ihren Kunden hohe zweistellige Renditen versprächen, seien ihm schon immer suspekt gewesen. „Wir“, erklärt Beerkircher und schaut dabei ganz zufrieden aus, „sind faire Wirtschaftspartner“. Und dennoch – oder womöglich gerade deshalb – erfolgreich.

Mitarbeiter bringt Bargeld zum Kunden nach Hause

Beerkicher, bereits seit 2011 Vorstandsmitglied der Volksbank Backnang, erklärt mit Blick auf sein erstes Halbjahr als Chef: alles deute darauf hin, „dass wir ein ähnliches Ergebnis erzielen wie 2017“. Die Bank hatte das Vorjahr mit durchaus beeindruckenden Zahlen abgeschlossen. Die Bilanzsumme war von Ende 2016 auf Ende 2017 um 120 Millionen auf 1,75 Milliarden Euro angestiegen. Auch das Volumen der Einlagen und der Kredite werde 2018 wohl weiter moderat ansteigen.

Man sei dabei, das Filialnetz umzubauen. Die Zahl der Dependancen im Raum Backnang sei jetzt verkleinert worden, um drei auf nun 18. Die Geschäftsstellen in Murrhadt-Fornsbach, in Kleinaspach sowie in der Hörschbachstraße in Murrhardt seien aber nicht komplett gestrichen worden, es gebe nach wie vor Geldautomaten sowie jeweils ein Besprechungszimmer, das auf Anfrage besetzt werde. Falls gewünscht, dann kämen die Mitarbeiter auch mal zu einem Kunden nach Hause, etwa um Bargeld zu bringen. Die Zahl der Angestellten der Volksbank Backnang sei wegen der Filialschließungen nicht gesunken. Die 315 Frauen und Männer würden gebraucht, um den Service für die Kunden zu verbessern.

„Wir sind groß genug allein.“

Fusionen: Das ist ein Thema, das Beerkircher begleitet, seit er Volks-Banker aus Überzeugung ist. Er war Ende der 1990er-Jahre Vorstand bei der Volksbank Murr-Lauter, bis diese sich mit der Volksbank Backnang zusammengeschlossen hat. Später war er Vorstand der Volksbank Winnenden, die zur Volksbank Rems kam. Bleibt die Volksbank Backnang selbstständig? Beerkircher sagt: „Wir sind groß genug allein“ – und fügt dann zufrieden lächelnd an: „Aber jeder wäre froh, wenn er mit uns fusionieren könnte.“ Geplant sei aber nichts.

Beerkircher sagt, er habe immer mal wieder Anfragen von Privatbanken bekommen, ob er wohl wechseln wolle auf einen besser dotierten Posten. Die Antwort war immer die selbe: nein, danke. Den einstigen Mitstudenten, die Beerkircher 1982 bemitleidet haben, dürfte das Grinsen spätestens seit der Finanzkrise vor rund zehn Jahren vergangen sein, denn damals haben etliche Banker der national und international aufgestellten Institute ihre Jobs verloren.