Ahrens ist derzeit jüngster Bürgermeister im Rems-Murr-Kreis. Foto: Gottfried Stoppel

Raimon Ahrens ist seit 100 Tagen Bürgermeister in Rudersberg. Der 29-Jährige ist derzeit der jüngste Bürgermeister im Rems-Murr-Kreis. Eine Schonzeit hat der Verwaltungsfachmann trotzdem nicht bekommen – es ging gleich Schlag auf Schlag.

Rudersberg - Ein VfB-Trikot an der Wand, ein dazu passender Fußball auf der Ablage, mehr persönliche Gegenstände gibt es nicht: Das Büro des neuen Bürgermeisters von Rudersberg sieht aus, als sei er gerade frisch eingezogen. Dabei ist Raimon Ahrens bereits seit 100 Tagen im Amt. Das Geheimnis? „Das Büro ist nur gut aufgeräumt“, sagt er und lacht.

Auf den neue Bürgermeister haben viele Projekte gewartet

Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht: Der 29-Jährige ist schon mittendrin im Alltag eines Rathauschefs. Schonzeit gab es für den ehemaligen Korber Haupt- und Ordnungsamtsleiter keine. Dazu war die gut fünfmonatige Übergangszeit zwischen ihm und seinem Vorgänger Martin Kaufmann, der seit 1. Dezember Oberbürgermeister in Leonberg ist, zu lange. „Bei einigen Projekten hat man nur darauf gewartet, dass der Neue anfängt – auch wenn es der ehrenamtliche Stellvertreter sehr gut gemacht hat “, erzählt er. Anfang April frisch ins Amt eingesetzt, galt es übergangsweise eine neue Kindergartengruppe einzurichten, um schnellstmöglich dringend benötigte Betreuungsplätze zu schaffen. Zudem warteten verschiedene Baugebiete oder das Sanierungsgebiet Schlechtbach darauf, auf den Weg gebracht zu werden.

Und schließlich musste sich Ahrens auch um seine Verwaltung kümmern: „Wir hatten einige Umbrüche. Wir haben einen neuen Hauptamtsleiter, zudem ist die Sekretärin des Hauptamtsleiters nach 48 Jahren im Dienst in Rente gegangen. Da ist viel Wissen in den Ruhestand gegangen.“ Selbst nach Feierabend ging für Raimon Ahrens in den vergangenen Wochen die Arbeit oft weiter: „Ich wollte die Akteure im Ort kennenlernen, die Firmen, die Vereine.“ Gelegenheiten, etwa bei Festen, gab es mehr als genug: „Ich war gut unterwegs.“

Ahrens möchte Rudersberg als Gesamtes voranbringen

Ein wenig mehr in Erfahrung bringen konnte er dabei auch über die besondere Struktur von Rudersberg: „Jeder der zwölf Ortsteile hat einen anderen Charakter. Das ist schon eine Herausforderung, alle Interessen unter einen Hut zu bringen“, sagt Ahrens. Allerdings gebe es auch einen großen Vorteil: „Es gibt sehr lebendige Dorfgemeinschaften.“

Nichtsdestotrotz habe er Lust darauf, die Gemeinde als Gesamtes voranzubringen. Auf der To-Do-Liste für die kommenden Monate stehen nun erst einmal Dinge, die in vielen Kommunen ein Thema sind: das sind zum Beispiel der Ausbau der Kinderbetreuung oder das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum. „Mit dem Aufstellungsbeschluss für ein neues Baugebiet in Steinenberg haben wir die Rahmenbedingungen geschaffen, dass nicht nur Einfamilien-, sondern auch Mehrfamilienhäuser möglich sind“, berichtet Ahrens.

Die Wieslaufgemeinde kann mit Natur punkten

Der Verwaltungswirt möchte sich ansonsten darum kümmern, die Stärken der Gemeinde im Wieslauftal herauszuarbeiten: „Rudersberg muss mehr für sich werben. Wir können mit der Natur und als Naherholungsgebiet punkten.“ Auch bei der Herstellung regionaler Produkte sei Rudersberg stark. „Seit kurzem gibt es in Schlechtbach einen Wochenmarkt. Der hat mit sechs Ständen angefangen, fünf davon kamen aus Rudersberg.“

Das Ziel: langfristig in Rudersberg ankommen

Zum Ziel hat sich Ahrens auch gesetzt, die interkommunale Zusammenarbeit weiter zu forcieren. Das erste Projekt ist bereits unter Dach und Fach: „Mit Berglen wollen wir den Breitbandausbau voranbringen.“ Langweilig wird es dem zurzeit jüngsten Bürgermeister im Rems-Murr-Kreis so schnell nicht, „aber das macht das Amt ja auch so interessant. Jeden Tag entdeckt man etwas anderes“, sagt Ahrens, der derzeit noch mit seiner Partnerin in Schorndorf-Schlichten lebt, aber in absehbarer Zeit in Rudersberg bauen möchte. „Ich möchte langfristig hier ankommen."