Versteckt sich womöglich Helene Fischer in diesem Kostüm? „The Masked Singer“ wird es bald enthüllen. Foto: Pro Sieben

Pro Sieben ist bekanntlich der TV-Sender mit den vielen Castingshows. Nun kommt ein neues Format hinzu: „The Masked Singer“, Popstars verstecken sich in Tierkostümen. Die Idee stammt aus Südkorea und ist so schräg, dass man jetzt schon fest mit weiteren Staffeln rechnen darf. Aber taugt es auch was?

Stuttgart - Was Pop ist und was weniger, das bleibt angesichts der Beliebigkeit, mit der dieses Wort inzwischen zum Einsatz kommt, höchst umstritten. Schließlich kann Pop fast alles verkörpern und nahezu nichts, kann sowohl den breitesten Mainstream bedienen also auch auf Nebengleisen fahren; kann für die einen das Allergrößte sein (Helene Fischer) und für die anderen das Allerletzte (Freiwild), oder umgekehrt – Hauptsache erfolgreich, Hauptsache rentabel, Hauptsache populär. Und damit ist klar, dass es nur einen deutschen TV-Sender geben kann, der für Pop wirklich zuständig ist: Pro Sieben. Auf seine Art ist der Münchner Kanal ja selber der reinste Pop.

Denn was immer der Privatsender vom Münchner Speckgürtel aus auf die Bildschirme des Landes schickt: Stets changiert es fiebrig zwischen unterwürfiger Anbiederung an den Zuschauer und überschäumender Kreativität; da steht Heidi Klums gewissenloser Fleischmarkt nahtlos Seit an Seit mit der charakterstarken Empathie des Moderatorengespanns Joko & Klaas. Das Einzige, was bei Pro Sieben nicht existiert, ist die Mitte. Selbst die Nachrichtensendung „News“ erinnert an die Abschluss-Promiklatschseite der „Bild“. Und wenn wie so oft gehypt, gesungen, gekaspert, geworben wird wie jetzt in der neuen Show „The Masked Singer“, dann trifft kein Ausdruck das Dargebotene besser als, genau: Pop.

Das Format ist in Asien ein Riesenhit

„The Masked Singer“ heißt von diesem Donnerstag an die – Achtung, Eigenwerbung! – „verrückteste Show der Welt“. Das ist natürlich krass crazy: ganzkörperkostümierte „Undercoversänger“ geben hier inkognito fremdes Liedgut zum Besten, was eine Jury aus ein paar der üblichen Verdächtigen so lange bewerten muss, bis der vermeintlich schlechteste Wettbewerber demaskiert wird, während alle anderen eine Runde weiterkommen. Unterbrochen wird das alles immer wieder vom Moderator Matthias Opdenhövel und von ganz viel Werbung.

Das alles hat sich natürlich nicht Pro Sieben selbst ausgedacht, sondern war nach seiner Premiere vor vier Jahren in Südkorea bereits in Südostasien erfolgreich und sorgte erst im vorigen Januar beim US-Sender Fox für den besten Neustart seit Langem. Auf die Frage nach irgendetwas Exklusivem muss der Pro-Sieben-Chef Daniel Rosemann darum auf die Darreichungsform verweisen: „Anders als in anderen Ländern feiern wir dieses besondere Format mit unseren Zuschauern zum ersten Mal live.“ Bewegte Bilder waren daher vorab nicht zu sehen. Aber dass es schrill wird, liegt auch ohne Ansichtsmaterial auf der Hand.

Ob Carolin Kebekus auch dabei ist?

Als seien sie Avatare aus einem Computerspiel, treten die Teilnehmer verkleidet wie im Manga auf. Ein Grashüpfer kämpft da gegen eine Fee, ein Schmetterling gegen ein Eichhörnchen, vor allem kämpfen sie aber um die Gunst der drei Juroren, die – wie üblich im Castinggenre – ebenfalls mit Promis ergänzt werden. Zum Auftakt der ersten Staffel mit dabei: Rea Garvey, der neun Jahre nach der Auflösung seiner deutsch-irischen Band Reamonn nun durch diverse Showformate tingelt. Mit ihm urteilen in der Auftaktsendung Ruth Moschner und Collien Ulmen-Fernandes sowie Sänger Max Giesinger, den Jan Böhmermann in seiner Show einmal genial als fanverachtenden Blender entlarvt hat.

Damit wäre das Wirkprinzip von „The Masked Singer“ auch schon hinlänglich beschrieben: Abseits vom unbestreitbaren Zerstreuungsfaktor lustig entstellter Promis dienen viele Unterhaltungsformate der Popkultur im Grunde nur der Reproduktion geldwerter Schlüsselreize – weshalb der Einzug von Kandidaten in den „DSDS“- und GNTM-Menschenzoo selbst bei einem frühem Scheitern durchaus lukrative Anschlusskarrieren ermöglicht.

Vielleicht sollten wir an dieser Stelle daher kurz mal um Tipps bitten, wer wohl unter den Masken steckt. Hier ein erster Versuch: Carolin Kebekus oder Annemarie Carpendale, Luke Mockridge oder Matthias Steiner. Zwei Sachen sind sicher: Irgendein Castingshow-Gewächs wird dabei sein. Und diese Show geht auf jeden Fall in eine zweite Staffel. Denn viel billiger lässt sich Bombast im deutschen Fernsehen schlechterdings nicht herstellen.