Die Fachwerkstruktur bleibt, die Verwaltungsstruktur ändert sich. Foto: © C) Gottfried Stoppel

Die wachsende Aufgabenvielfalt macht laut dem Backnanger OB Maximilian Friedrich eine Neugliederung und personelle Erweiterung der Stadtverwaltung nötig.

Kein Weihnachtsgeschenk, sondern eine wichtige Weichenstellung, um die Stadtverwaltung in Backnang fit für die Aufgaben der Zukunft zu machen: Mehrheitlich hat der örtliche Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstagabend beschlossen, die Zahl der städtischen Dezernate von drei auf vier zu erhöhen und deren Zuschnitte teilweise zu ändern.

Zunehmend komplexe Aufgaben

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich führte mehrere Gründe für die aus seiner Sicht unerlässliche Neugliederung der Verwaltungsstruktur ins Feld: Die Bevölkerung in Backnang sowie in den dazugehörenden Mitgliedskommunen der Verwaltungsgemeinschaft sei stark gewachsen. Damit sei auch die Zahl der Aufgaben gestiegen. „Die Stadt Backnang steht vor großen Herausforderungen, die es in den kommenden Jahren zu meistern gilt“, sagte Friedrich. Als Beispiele nannte er unter anderem die Schaffung von Wohnraum, den Ausbau der Infrastruktur, die Mobilitätswende, die Digitalisierung von Schule und Verwaltung, die Klimaneutralität, den Umbau Backnangs zur klimaresilienten Stadt sowie die Migration und Integration. Der Bereich Bildung und Betreuung sei der am stärksten wachsende Sektor in der jüngsten Vergangenheit. Seit dem Jahr 2012 sei der Personalbestand allein bei der Kinderbetreuung um über 150 Mitarbeiter gewachsen und insgesamt um mehr als 200 Mitarbeiter, sagte Friedrich.

Führungsaufgaben auf mehrere Schultern verteilen

Diesen Entwicklungen soll die Neugliederung Rechnung tragen. Sie sieht konkret vor, aus drei Dezernaten vier zu machen und die Führungsaufgaben auf mehreren Schultern zu verteilen. Friedrich selbst leitet künftig die Stabsstellen Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing sowie Presse und das Persönliche Referat. Dazu übernimmt er das Dezernat, zu dem das Rechnungsprüfungsamt und die Stadtkämmerei gehören.

Stefan Setzer, der jüngst gewählte Erste Bürgermeister und ehemalige Baudezernent, hat laut der neuen Struktur neben der Vertretung des Oberbürgermeisters auch die Stabsstelle Klimaschutz unter sich. Außerdem liegt in seiner Verantwortung noch das Dezernat, zu dem das Bauverwaltungs- und Baurechtsamt sowie das Stadtplanungs-, das Hochbau- und das Tiefbauamt gehören.

Für die zwei weiteren künftigen Dezernate müssen noch entsprechende Stellen ausgeschrieben werden. Eines der Dezernate vereint die Stabsstelle Feuerwehr mit dem Haupt- und Personalamt sowie dem Rechts- und Ordnungsamt. Zum vierten Dezernat zählen die Stabsstelle Integration, das Kultur- und Sportamt sowie das Amt für Familie, Jugend und Bildung.

Mehrkosten von 100 000 Euro pro Jahr

Laut OB Friedrich ist die Neugliederung mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von rund 100 000 Euro verbunden. Vorbereitet wird die Umstrukturierung hinter den Kulissen schon seit Längerem. Mit vielen anstehenden Großprojekten und dem jüngsten Personalwechsel auf der Position des Ersten Bürgermeisters sei nun der richtige Zeitpunkt gekommen: Erster Bürgermeister Siegfried Janocha wird Ende Februar in den Ruhestand treten. Er warb in der Sitzung ebenfalls für die Neugliederung: „Das Haushaltsvolumen hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt, die Aufgaben sind viel komplexer geworden“, sagte Janocha. „Mein Dezernat ist, so wie es jetzt ist, schlichtweg viel zu groß.“ Die Verwaltung müsse sich im Hinblick auf die vielen Mitarbeiter zukunftsträchtig aufstellen, sagte der scheidende Erste Bürgermeister.

Kritik an der Neukonzeption gab es vonseiten der Grünen: Stadtrat Willy Härtner sprach von einem „Weihnachtsgeschenk für die Verwaltung“ und von einer „aufgeblähten Verwaltungsstruktur“. Es gebe künftig „mehr Häuptlinge statt Indianer“. Vier Dezernate seien zu viel.

Schlagkräftige, nicht sparsam aufgestellte Verwaltung

Die Mehrheit im Gremium sah das anders. „Die gesellschaftliche Veränderung bringt mehr Arbeit für die Verwaltung mit sich“, sagte CDU-Stadtrat Gerhard Ketterer. Die Bürokratie habe zu- nicht abgenommen. Vor diesem Hintergrund brauche Backnang eine „schlagkräftige Verwaltung und keine sparsam aufgestellte Verwaltung, die dann vielleicht überlastet ist“.