In den Anfangszeiten des Fußballs war auch der Dress der Kicker noch ein klein wenig anders. Foto: Netflix/Oliver Upton

Julian Fellowes hat mit seiner opulenten Serie über den Adelssitz „Downton Abbey“ Millionen Zuschauer verzaubert. Für eine neue Geschichte wagt er sich jetzt noch ein paar Jahre mehr zurück - aber in eine andere Welt.

Stuttgart - Auf dem Platz findet Fußball dieser Tage nicht mehr statt. Aber vielleicht kann eine neue Streaming-Serie die Sehnsucht der Fans nach dem Sport befriedigen. „The English Game“ heißt die Spielserie, die bei Netflix gezeigt wird und von Julian Fellowes stammt, Den hätte man wohl eher nicht mit Fußball in Verbindung gebracht, ist er doch Macher der adelig-historischen Kult-Serie „Downton Abbey“.

Historisch geht es auch in „The English Game“ zu: In sechs Teilen werden die Ursprünge des Fußballs beleuchtet, der einst den britischen Gentlemen vorbehalten war und heute der beliebteste Sport der Welt ist. Die Serie spielt im Jahr 1879, handelt von den ersten Vollzeit-Profis auf dem Platz und wie sie das Spiel mit neuen Taktiken und Strategien berauschen. Wer Fellowes Filmkunst kennt, ahnt: Auch an Drama mangelt es in „The English Game“ nicht. Der Aufstieg der Arbeiterklasse und die Frauenrechte sind in der Serie ebenfalls Thema.

Arbeiter gegen Elite

„Es gibt spezielle Sportarten, die durch die Gesellschaft schneiden und Menschen auf allen Ebenen ansprechen“, sagt Fellowes über die Idee hinter seinem neuen Projekt. „Und das scheint mir eine ganz und gar gute Sache zu sein.“ Anfangs wusste er wenig über die Ursprünge des Fußballs. Wie der Menschen fesseln kann, konnte er aber aus erster Hand sehen: Sein Sohn Peregrine war von Kindheit an ein eingefleischter Fan von Manchester United. Das Logo des Clubs prangte auf seinen Kissen, Bettbezügen und Lampenschirmen.

Bald war auch der ältere Fellowes in den Bann gezogen: „Manchester United dabei zuzusehen, wie sie auf dem Spielfeld vorgehen, rennen wie eine Art russisches Ballett, das war außergewöhnlich“, sagt er. Damals machte die Elite die Fußballregeln; Banker und Anwälte, die das Spiel als ausnahmslos reserviert für Gentlemen betrachteten. Der Fußball zog aber die Massen über alle sozialen Schichten hinweg an, und begeisterte insbesondere Fabrikarbeiter aus industrialisierten Gegenden. Sie forderten die Elite heraus - nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Straßen. Sie verlangten bessere Löhne und Gewerkschaften.

Geeinte Gemeinschaft

Die sozialen Veränderungen in Großbritannien, fand Fellowes bei seinen Recherchen heraus, spiegelten die Veränderungen im Fußball wieder – und sie verstärkten sich gegenseitig. Mehr und mehr schlugen etwa Arbeiter aus der Region Lancashire in Teams wie den Blackburn Rovers Mannschaften von Akademikern. Mit Tempo und Pässen setzten sie sich gegen die besser genährten Gegner aus der Oberschicht durch. Fußball half, Industriestädte zu einen, stärkte die Gemeinschaft und trug letztlich dazu bei, dass Arbeiter gemeinsam sozialen Wandel einforderten.

Dass Fellowes selbst ein Lord ist, scheint seinem Geschichtenerzählen nicht im Wege zu stehen. Seine Lebensphilosophie sei einfach, sagt er: „Ich glaube, dass die meisten Männer und Frauen ihr Bestes tun. In was auch immer sie hineingeboren wurden, was ihnen gegeben wurde, sie tun ihr Bestes. Natürlich gibt es auch manche, die nicht ihr Bestes versuchen, aber die sind ganz eindeutig in der Minderheit.“