Die Feuerwache 1 braucht wohl ein neues Domizil. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Stuttgart muss eine neue Feuerwache in der Innenstadt bauen. Das wird voraussichtlich die Pläne für Neubauten auf dem Züblin-Areal verändern. Bedroht ist aber auch ein wichtiges Kulturprojekt nebenan.

Stuttgart - Die Verwaltungsspitze im Stuttgarter Rathaus hat nun ein paar Sorgen mehr. Der Grund: Die Feuerwache 1 im Innenstadtbezirk Stuttgart-Süd muss möglicherweise verlegt werden – und dann bräuchte die Stadt als Alternative einen Teil des nahegelegenen Züblin-Areals oder das Areal des Breuninger-Parkhauses. Die Sache ist ernst.

Auflagen des Brandschutzes im Stadtzentrum bedrohen akut zwei ehrgeizige Ziele der Stadtentwicklung mitten in der Landeshauptstadt. Darum suchen OB Fritz Kuhn (Grüne) und die zuständigen Bürgermeister nun nach einer Lösung. Städtebaubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) hat von Kuhn den Auftrag, das schier Unmögliche doch noch möglich zu machen und die Machbarkeit eines Neubaus am jetzigen Standort nachzuweisen. In dem Sinne äußerte sich Pätzold am Freitag zwar optimistisch, doch damit steht er ziemlich allein.

Den alten Standort zu nutzen, hätte Tücken

Das Problem: Als neue Standorte kommen nur das Züblin-Areal und das Gelände des Breuninger-Parkhauses in Frage. Auf dem einen, dem Züblin-Areal, will die Stadt aber eigentlich das gleichnamige Parkhaus durch Neubauten ersetzen, die neue Wohnungen in der Innenstadt bieten und eine Scharnierfunktion zwischen dem Bohnenviertel, Leonhardsviertel und der Hauptstätter Straße haben. Das Projekt soll sogar so anspruchsvoll werden, dass es zur Internationalen Bauausstellung StadtRegion Stuttgart 2027 passt. Ein wichtiger Teil des Breuninger-Parkhauses wiederum ist als Standort für ein neues Film- und Medienhaus auserkoren.

Die Nöte der Verwaltungsspitze ergeben sich aus dem Zwang, die sanierungsbedürftige Feuerwache 1 an der Katharinenstraße durch einen Neubau zu ersetzen. Den alten Standort zu nutzen, hätte allerdings Tücken. Ein Neubau dürfte dort eigentlich gar nicht mehr in Betrieb genommen werden, heißt es in informierten Kreisen, wenn man die Vorschriften der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm zugrunde legt, die bei einem Neubauvorhaben anzuwenden ist. Der Lärm durch nächtliche Einsätze der Feuerwehr, der zu erwarten ist, würde bei den Nachbarn auf der anderen Straßenseite die zulässige Obergrenze überschreiten, sagen Eingeweihte.

Von den derzeitigen Nachbarn vis-a-vis der Feuerwache sind bisher zwar keine Einsprüche wegen des Lärms von der gegenwärtigen Feuerwache bekannt geworden. Die alte Feuerwache genießt auch einen Bestandsschutz. Doch der Neubau würde neue Verhältnisse schaffen. Der Bau dürfe beim gegenwärtigen Kenntnisstand wahrscheinlich gar nicht genehmigt werden, heißt es im Rathaus.

Dass die Vorgaben der TA Lärm sehr ehrgeizig sind und entschärft werden müssten, ist deutschlandweit schon vielerorts diskutiert worden, denn in den eng bebauten Innenstädten sind Feuerwehren und Rettungsdienste kaum mehr unterzubringen. Zumal die Standortauswahl sich auch noch danach richten muss, dass bestimmte vorgegebene Zeiten bis zum Brandort und Hilfszeiten eingehalten werden können.

Eher Züblin als Breuninger-Parkhaus?

Im vorliegenden Fall blieben jetzt nur das Züblin-Areal und das Grundstück des Breuninger-Parkhauses übrig, heißt es im Rathaus. Frühere Überlegungen, die Feuerwehr in der Innenstadt bei der Feuerwache 2 an der Weimarstraße im Stuttgarter Westen zu konzentrieren, mussten schon früher aufgegeben werden: wegen Stuttgart 21 und neuen möglichen Einsatzorten für die Feuerwehr.

Wenn nun also ein Ersatzgelände für die Feuerwache 1 bestimmt werden muss, sprechen wahrscheinlich mehr Aspekte für das Züblin-Areal als für das Breuninger-Parkhausgelände. Städtische Grundstücke, die in Erbpacht vergeben wurden, sind beide. Das Parkhausareal zwischen der Hauptstätter und der Esslinger Straße gilt aber als kaum geeignet. Es ist schmal und weist ein Gefälle auf. Zudem würde das Ausrücken für die Feuerwehr hier wohl noch schwieriger sein als vom Züblin-Areal. Vor allem aber würde die Feuerwache dann eine prominente Stelle im Stadtbild besetzen. Die Alternative ist die Integration der Feuerwache in eine Neubebauung des Züblin-Areals, mit dem aber vor allem Kuhn und seine Grünen städtebaulich viel vorhaben. Deshalb wohl lasse er die Causa Feuerwache nun erneut prüfen, sagen Beobachter.

Letztlich werden Kuhn und die Stadträte aber vielleicht entscheiden müssen, was wo Vorrang hat: der Städtebau oder die Pflichtaufgabe Brandschutz. Bis zu den Sommerferien wird die Entscheidung fallen müssen. Wird die Feuerwache verlagert, könnten am alten Standort immerhin mindestens so viele Wohnungen gebaut werden, wie auf dem Züblin-Areal durch die Feuerwache entfallen würden.