Die Drei von der Busflotte: OB Fritz Kuhn, SSB-Chef Wolfgang Arnold und Verkehrsminister Winfried Hermann (von links) vor den neuen SSB-Fahrzeugen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die SSB modernisieren mit starker Förderung des Landes ihre Busflotte. 2017 wurden 25 neue Fahrzeuge mit umweltfreundlichem Diesel- oder Hybridantrieb gekauft. Der rein elektrische Bus zündet bei den Verantwortlichen aber noch nicht. Warum?

Stuttgart - Die Vorgabe aus dem Luftreinhalteplan ist klar: In diesem Jahr sollen die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) im Stuttgarter Talkessel nur noch Busse einsetzen, die Euro-6-Norm haben oder über einen innovativen Antrieb verfügen. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, wurden im vergangenen Jahr 25 neue Fahrzeuge angeschafft, die vor allem ältere Dieselbusse der Abgasnorm 3 ersetzen. 8,9 Millionen Euro hat das städtische Verkehrsunternehmen dafür ausgegeben, rund 1,6 Millionen Euro kamen vom Land. „Das sind rund 18 Prozent Förderung“, lobte OB Fritz Kuhn seinen grünen Parteifreund, Landesverkehrsminister Winfried Hermann, „und damit deutlich mehr als bisher“. Zuletzt hatte die Förderquote gerade zwei Prozent betragen. Ein Bus kostet je nach Antrieb und Länge zwischen 300 000 und 400 000 Euro.

Neue Busse von Volvo und Daimler

Bei strömenden Regen sind am Montag drei Busse der neuen Fahrzeugtypen in den Ehrenhof des Neuen Schlosses gefahren: ein Solo- und ein Gelenkbus der Daimler-Tochter Evobus, die mit Diesel angetrieben die strenge Euro-6-Norm einhalten, und ein Diesel-Hybridbus von Volvo, bei dem der Antrieb elektrisch und mit Kraftstoff erfolgen kann. Die SSB haben sich zehn neue Evobus-Gelenkbusse angeschafft, acht Volvo- Hybrids und sieben Evobus-Solobusse. „Damit haben zwölf Prozent unserer Busse einen innovativen Antrieb“, sagte Wolfgang Arnold, Technischer SSB-Vorstand, mit Blick auf die Flotte von 262 Bussen. Die modernen Hybridbusse brauchen 25 Prozent weniger Dieselkraftstoff und stoßen 30 Prozent weniger Stickoxide aus als ein konventioneller Dieselbus. „Wir haben uns gegen Nachrüstungen entschieden und werden sukzessive alte Fahrzeuge ersetzen, damit wir immer die modernste Technologie haben“, kündigte Kuhn an.

Insgesamt stelle das Land bis 2021 für die Elektrifizierung des Verkehrs mehr als 25 Millionen Euro Fördergeld bereit, das freilich nicht nur für Busse gedacht ist, sagte Verkehrsminister Hermann. Damit wolle man den Klimaschutz und die Luftreinhaltung voranbringen. „Wir werden allerdings noch nicht mit Anträgen bestürmt“, sagte er. Auch die SSB und die Stadt fahren noch nicht voll auf rein elektrisch angetriebenen Busse ab. Aus zwei Gründen: erstens heizen und kühlen diese Fahrzeuge momentan mit einem Dieselmotor; zweitens gibt es Lade- und Reichweitenprobleme im Betrieb. „Wir sind noch auf der Suche“, sagte Kuhn. Hermann nannte als Beispiel ein Projekt, das er auf der jüngsten Reise nach Norwegen kennenlernte: Dort werden die Batterien eines Elektrobusses an den Haltestellen schnell geladen und der Bus heizt mit Energie aus einer Wärmepumpe.

Neue Fahrzeuge für neue Expressbuslinie

Die SSB und die Stadt setzen auf der geplanten Schnellbuslinie X 1, die im Dezember starten soll und zwischen Cannstatter Wilhelmsplatz und Cityring pendelt, auf Dieselhybridbusse von Evobus und Volvo, später auch auf rein elektrische Busse und Hybridfahrzeuge mit Brennstoffzelle. Im alten Straßenbahndepot in Bad Cannstatt soll dafür eine Batterieaufladestation entstehen, im Busdepot Gaisburg eine eigene Wasserstofftankstelle. „Unser Ziel ist es, bei emissionsfreien Bussen im anspruchsvollen täglichen Regelbetrieb und auf der Grundlage der heutigen Betriebsstruktur die gleiche Qualität zu erreichen wie beim konventionellen Antrieb“, sagte Arnold. Er ergänzte: „Wir brauchen saubere Busse, aber auch einen gut funktionierenden und bezahlbaren Busverkehr.“ Zudem testen die SSB synthetischen Diesel, bei dem 15 Prozent weniger Stickstoffoxide ausgestoßen werden.