Der Mini-Mond ist ein Asteroid, der in 2,6-facher Mondentfernung derzeit um die Erde kreist. Foto: dpa/Sven Hoppe

Astronomen haben einen neuen Begleiter der Erde entdeckt. Es ist ein kleiner Mond, der derzeit um die Erde kreist. Doch er wird bald wieder verschwinden. Was es mit diesem Phänomen auf sich hat.

Tucson - Den großen Mond, gut 380 000 Kilometer entfernt, kennt jeder. Aber es gibt derzeit noch mindestens einen weiteren Begleiter. Entdeckt wurde er am 15. Februar von Astronomen des Catalina Sky Survey, das an der Universität von Arizona in Tucson angesiedelt ist und nach Asteroiden fahndet. „Kurz nachdem mein Teamkollege Teddy Pryne und ich das Objekt entdeckt hatten, haben wir den Orbit bestimmt und stellten fest, dass es von der Erdanziehungskraft eingefangen wurde“, berichtet Kacper Wierzchos. Er sei noch unklar gewesen, ob es ein natürliches oder künstliches Objekt, etwa Raumfahrtschrott, sei. Er habe es daher „möglichen Mini-Mond“ genannt.

Wie das Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union nun mitteilte, hätten inzwischen mehr als 50 Beobachtungen die Existenz des Körpers namens 2020 CD3 bestätigt. Laut Wierzchos handelt es sich bei dem Begleiter um einen Asteroiden mit einer Größe zwischen 1,9 und 3,5 Metern. Er kreist aktuell in 2,6-facher Mondentfernung um die Erde. Die Analyse des Orbits legt nahe, dass der Brocken vor drei Jahren in einen Erdorbit gelangte. Die modellierte Umlaufbahn hat mit der gewohnten Ellipse des großen Monds aber wenig gemein, es ist eher ein wildes Hin und Her, das den Bezug zur Erde allenfalls erahnen lässt.

Der Asteroid wird das Erdorbit nach einiger Zeit wieder verlassen

Es sei „eine große Sache“, schreibt Wierzchos auf Twitter, dass aus rund einer Million bekannter Asteroiden nun erst der zweite identifiziert wurde, der die Erde umkreist. Der andere, „2006 RH120“, wurde ebenfalls vom Catalina Sky Survey entdeckt und umkreiste 2006/2007 viermal die Erde, bevor er sich wieder entfernte. Aktuell ist das wenige Meter große Objekt auf einem Rundkurs um die Sonne. Auch 2020 CD3 wird vom Minor Planet Center bezeichnet als „Objekt, das zeitweise an die Erde gebunden ist“. Dies geschieht, wenn die Bahn von Asteroiden nahe der Erde so gestört wird, dass sie einige Monate oder Jahre bei ihrem Umlauf um die Sonne in der Nähe der Erde bleiben und diese dabei von der Erde aus gesehen einige Male umrunden. Langfristig stabil ist diese Umlaufbahn aber nicht, weshalb Astronomen nicht von einem „zweiten Mond“ sprechen. Das gilt auch für 2020 CD3, der Wierzchos zufolge in rund einem Monat den Erdorbit verlassen und auf eine sonnengebundene Bahn zurückkehren wird.

Das gelingt nicht jedem „zeitweiligen Minimond“, er kann auch auf der Erde enden. Dies ist wahrscheinlich im August 2016 passiert. Damals ging ein Meteor über Südaustralien nieder. Forscher um Patrick Shober von der Curtin University in Perth rekonstruierten das Geschehen und fanden heraus, dass das Objekt mit nur elf Kilometern pro Sekunde ziemlich langsam war, bevor es verglühte.