Neutrale Beratung sollen Behinderte bald in Ludwigsburg bekommen Foto: dpa

Menschen mit Handicap sollen stärker über ihr Leben mitbestimmen können. Das besagt das Teilhabegesetz des Bundes. Dieses schreibt auch unabhängige Beratungsstellen vor. Ludwigsburg bekommt eine.

Ludwigsburg - Wie finde ich eine passende Wohnung? Wo kann ich eine Umschulung machen? Welche Möglichkeiten zur Rehabilitation kann ich in Anspruch nehmen? Fragen, auf die Menschen mit Behinderung oft keine einfache Antwort bekommen – was sich in Ludwigsburg ändern soll. Mit dem neuen Teilhabegesetz, das der Bund Ende 2016 beschlossen hat, sollen in Städten und Landkreisen unabhängige Beratungsstellen eingerichtet werden, die auf die Bedürfnisse von behinderten Menschen eingehen. Ergänzend zu Wohnheimsträgern oder Arbeitgebern, die teils auch Beratungen für Behinderte anbieten, sollen die Menschen dort individuelle Ratschläge bekommen.

In Ludwigsburg wird im Laufe des März eine solche Beratungsstelle in der Osterholzallee 144/2 eingerichtet, der Träger ist das Stuttgarter Sozialunternehmen Neue Arbeit. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zum bisherigen Beratungsangebot für Behinderte“, sagt der Projektentwickler Marcus Nensel, der das Konzept für die Beratungsstelle erarbeitet hat. Die Bedürfnisse und Wünsche der Behinderten stünden bei der Beratung an erster Stelle, unabhängig von anderen Interessen, betont der Projektentwickler.

Behinderte beraten Behinderte

Drei Vollzeitstellen finanziert der Bund für vorerst drei Jahre. Wohl vier Hauptamtliche sollen in Ludwigsburg arbeiten, darunter ein Schwerstbehinderter. „Ziel ist es, langfristig mehr als einen Behinderten als Berater einzusetzen“, sagt Nensel. Allerdings sei es schwer, einen studierten Pädagogen und arbeitserfahrenen Berater mit Handicap zu finden. „Neben den hauptamtlichen Beratern wollen wir auch ehrenamtliche Helfer einsetzen und damit ein Berater-Netzwerk in der Region aufbauen.“

Die Beratung soll für Menschen mit Behinderung kostenfrei sein, die jeweilige An- und Rückfahrt müssen sie jedoch selbst organisieren und auch selbst bezahlen. „Neben dem Büro in Ludwigsburg werden wir auch mobile Beratungen anbieten und beispielsweise unser Büro für ein paar Stunden in einer Kirchengemeinde außerhalb Ludwigsburgs aufbauen“, sagt Nensel. Zudem wären die Berater auch bereit, in besonderen Fällen Hausbesuche zu machen. Und auch eine Beratung am Telefon sei natürlich möglich.

Die genauen Öffnungszeiten und der Start der Beratungen sind noch nicht fix. „Wir haben den Zuschlag erst vor drei Wochen erhalten“, sagt Marcus Nensel. „Jetzt arbeiten wir mit Hochdruck daran, das Angebot so schnell wie möglich im Kreis Ludwigsburg umzusetzen.“ Neben Ludwigsburg will das Sozialunternehmen auch eine unabhängige Beratung in Waiblingen für den Rems-Murr-Kreis und in Esslingen für den Kreis Esslingen einrichten.