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Von der Freiheit des Radlers und den Strukturen der Haut: Der Ludwigsburger Kunstverein stellt Malerei und Bildhauerei gegenüber.

Ludwigsburg - Fahrräder, mit denen man nirgends hinkommt, und Bäume, die sich in völlig absurden Drehungen winden, das sind die Markenzeichen der Kunst von Thomas Putze. Dem Bildhauer und Performer geht es in seinem Werk um nichts weniger als die Freiheit. Elke Zemelka will in ihren Gemälden dagegen das Organische mit dem Geometrischen versöhnen. Beide künstlerischen Ansätze können zurzeit im Museum MIK besichtigt werden.

Freude am Chaos

Metallteile vom Schrotthändler sind das eine, Fundstücke aus dem Wald das andere: Thomas Putze lässt sich davon anregen, aber nicht einschüchtern. Chaos sei etwas Schönes, aber zu groß dürfe es nicht werden, meint der Stuttgarter. Dank seiner Erfahrung als Bildhauer weiß er ziemlich genau, ab wann er ordnend eingreifen muss: Wenn er ein Stück sieht, erkennt er den darin verborgenen Ausdruck oder die Tendenz zu einer Bewegung. Etwa ein Kinderrad, das nach wenigen Handgriffen zu einem Hasen geworden ist, der zum Sprung ansetzt, oder grobe Holzklötze, die nur mit ein paar Matallbolzen verbunden, zu einem wild um sich schlagenden Affen werden.

In der aktuellen Ausstellung mit dem sinnigen Titel „Ausflüge“ hat Putze Platz für sogenannte Schrottinseln gelassen. Das heißt, im Raum liegen neben den fertigen Skulpturen auch viele Teile, die noch auf ihre Bearbeitung warten. Aber der, der sie bearbeitet, muss nicht unbedingt der Künstler selbst sein. Schon vor der Eröffnung der Schau hatte er 14-jährige Schüler von Mörike- und Schillergymnasium eingeladen, um in Workshops ihre eigenen Formen zu kreieren. Am Donnerstag, 2. August, sind auch Erwachsene eingeladen, mit Säge oder Hammer zu Werke zu gehen: Von 17.30 Uhr an im MIK, Eberhardstraße 1.

An den „Transfigurationen“, die Elke Zemelka in der Salonausstellung im Gewölbekeller des MIK präsentiert, fällt zuerst die Farbgebung auf: Alles scheint erdfarben zu sein – und damit wie für diese Umgebung aus groben Natursteinen geschaffen. Die in Ludwigsburg geborene Künstlerin hat die meiste Zeit ihres Lebens in Mexiko City verbracht. Ihre Kunst ist deshalb sehr stark von der Malerei der frühindianischen Kultur geprägt. Sie bewegt sich souverän auf einem schmalen Grat zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.

Hingetuschte Hauteffekte

Dass sie vor fünf Jahren wieder nach Ludwigsburg zurückgekommen ist, habe ihre Malerei verändert, sagt Zemelka. Es habe eine Verschiebung gegeben, nun gehe es darum, die unterschiedlichen Lebenswelten widerzuspiegeln. „Vielleicht ist es auch nur so, dass meine Bilder etwas bunter geworden sind“, sagt sie. Zemelkas bevorzugter Malgrund ist Papier.

Wenn sie Acryl aufträgt, dann vermischt mit Tusche, um einen Effekt von Transparenz hinzubekommen. Auf der Leinwand arbeitet sie mit Lacken. „Wenn ich auf Papier male, dann ist der Pinsel mein Werkzeug und auf Leinwand ist es der Lappen“, sagt sie. Auf diese Weise hat sie ganz eigene Mischtechniken entwickelt, mit denen sie der Struktur von Haut und Organischem sehr nahe kommt. Die Ausstellungen im MIK sind bis 13. September zu sehen. Geöffnet ist jeweils dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags von 11 bis 21 Uhr.