Christian Rilling, der stellvertretende Museumsleiter, hat sich mit seinem Team auf „Einkaufstour“ begeben. Foto: Ines Rudel

Die neue Ausstellung im Gelben Haus befasst sich mit Läden, die seit 1948 das Esslinger Stadtbild geprägt haben. Viele davon gibt es nicht mehr, aber einige behaupten sich schon seit vielen Jahren und trotzen auch dem zunehmenden Online-Handel.

Esslingen - Immer mehr Läden stehen in der Esslinger Innenstadt leer, die Geschäftsstraßen veröden zunehmend. Das war nicht immer so, wie die neue Ausstellung im Stadtmuseum im Gelben Haus eindrucksvoll beweist. „Einkaufstouren. Ein Schaufensterbummel durch Esslingen seit 1948“ heißt sie und nimmt die Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit der Einkaufsstadt Esslingen – lange bevor der Online-Handel blühte. Und sie zeigt den großen Wandel, den die Einkaufswelten im im Lauf der Jahrzehnte erlebt haben.

In der heutigen Zeit ist es kaum vorstellbar, dass es in den 1950er-Jahren in der Innenstadt von Esslingen gut 50 Lebensmittelgeschäfte gab. Bei der Recherche zu der Ausstellung ist auch Christian Rilling, der stellvertretende Leiter der Städtischen Museen, überrascht gewesen, dass es einst im Einzelhandel „alles und das gleich mehrfach“ gab: Metzgereien noch und noch, jede Menge Schuh- und Schreibwarengeschäfte, zahlreiche Bäckereien sowieso – zum Teil sogar in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. „Und alle konnten offenbar auf ihre Kosten kommen“, sagt Christian Rilling.

Geschäfte, die es seit vielen Jahren gibt

Das ist heute nicht mehr der Fall, obwohl in der Ausstellung auch alteingesessene Geschäfte vorgestellt werden, die schon ganz anderen Geschehnissen wie dem zunehmenden Interneteinkauf getrotzt haben. Geschäfte wie das Bekleidungshaus Kögel, Spiel- und Lederwaren Heiges, die Bäckereien Unrath und Zoller, das Huthaus Bühler, Wäsche- und Moden-Mehl sowie Papier-Maier sind zum Teil schon über 100 Jahre alt und haben zwei Weltkriege, Wirtschaftskrisen und eine Währungsreform überstanden. Und diese Traditionsgeschäfte seien deshalb auch zuversichtlich, die Herausforderung Online-Handel zu meistern, sagt Christian Rilling.

Die Besucher der Ausstellung werden indes auch viele Einzelhändler entdecken, die sie noch aus ihrer Kindheit kennen oder bei denen sie vor nicht allzu langer Zeit noch eingekauft haben. Diese sind zwar aus dem aktuellen Stadtbild verschwunden, doch in den Ausstellungsräumen im Gelben Haus am Hafenmarkt 7 wird an sie erinnert und anhand alter Fotos gezeigt, wo sie sich einst befunden haben. Beispielsweise bot Feinkost-Böhm seine Spezialitäten auf der Inneren Brücke dort an, wo heute der Ein-Euro-Shop residiert und im ehemaligen Schuhgeschäft Heinrich befindet sich jetzt das Starbucks-Café. Es waren die Zeiten, in denen die Pliensau-, die Küfer- und die Bahnhofstraße dicht an dicht mit Geschäften belegt und entsprechend belebt waren, wie Fotos dokumentieren.

Rilling und sein Team haben zudem viele Exponate zusammengetragen, mit denen die ehemaligen Geschäfte in Verbindung gebracht werden: Plastiktüten, Werbegeschenke, Kleiderbügel oder beispielsweise ein an Kunden verschenktes Brettspiel des ehemaligen Schuhhauses Klink. Das alles soll „Anstoß geben, sich zu erinnern“, sagt Rilling, und er hofft, dass die in Erinnerung schwelgenden Besucher dadurch miteinander ins Gespräch kommen.

Das Kaufverhalten der Kunden

Gleichzeitig solle ins Bewusstsein gerufen werden, dass der Kunde mit seinem Kaufverhalten „mit entscheidet, wie es in seiner Stadt aussieht“, sagt Rilling. An fünf Stationen würden Fragen gestellt wie: Trage ich zur Verödung der Innenstadt selbst bei? Wie ist mein Kaufverhalten? Wo und wie lasse ich mich beraten, wo kaufe ich dann tatsächlich ein? Muss ich Waren im Internet bestellen oder kaufe ich lieber beim örtlichen Handel?