David Renggli beweist Humor und Vielfalt – zu sehen in der Villa Merkel. Foto: Ines Rudel

So produktiv und facettenreich wie David Renggli sind wenige Künstler: Der Schweizer bringt Farbe, Möbel, Collagen, Klänge, etwas Kritik und positive Vibes nach Esslingen.

Esslingen - „Bongos at the Lido“ heißt die neue Ausstellung in der Galerie der Stadt Esslingen. So verführerisch wie der Name ist auch die Kunst des Schweizers David Renggli. „Ich wollte gleich mit dem Titel eine wohlwollende Grundstimmung schaffen. Bongos, Sunset und Piña Colada assoziiere ich damit irgendwie“, so der 46-Jährige. Schon in der Eingangshalle spielt Renggli mit dem Empfangen und Einführen der Gäste in seine bunte Schau auf zwei Etagen. Ein roter Teppich ist ausgelegt, darauf stehen eigens für die Ausstellung angefertigte, rosa und schwarz gestrichene Sitzgruppen. Kokosschalen als haptische Gimmicks dienen als Knäufe an den Armlehnen. Die Karibik scheint nur einen Münzwurf vom Wunschbrunnen in der Mitte der Eingangshalle entfernt. Sehnsüchte und Fantasien sollen angeregt werden. „Wunschbrunnen finde ich schön und fragwürdig zugleich. Kann man sich einen Wunsch erkaufen?“, fragt Renggli.

Einfluß von Alberto Giacometti

Bunt ist die Schau nicht nur aufgrund des Farbenreichtums im Werk von Renggli, sondern auch wegen seines vielfältigen künstlerischen Ausdrucks. Im Erdgeschoss führt der Weg zwischen raumgreifenden, schwarzen Stahlskulpturen, die als Signaturen zu lesen sind, hindurch. Hier erkennt man am deutlichsten die Beeinflussung Rengglis durch den Schweizer Bildhauer und Maler Alberto Giacometti.

Die Skulpturen gehen ein besonderes Wechselspiel mit den an den Wänden hängenden, bunten, von Netzgeflechten überzogenen Malereien ein. Durch die Netze bekommen die Bilder je nach Blickwinkel neue Farbfacetten. „Ich sehe die Netze als Art Makro-Leinwand. Wenn man die Perspektive ändert, wandelt sich das Bild“, sagt Renggli. Die Ausstellung umfasst auch eine nicht spielbare, übergroße Blockflöte sowie lackierte Gongs, die er mit einem Hammer bearbeitet. Eintauchen und anfassen ist ausdrücklich erwünscht. So könnte sich die etwas spirituelle Vorstellung des Künstlers von einer sich bahnbrechenden, positiven Soundwelle durch die Villa Merkel erfüllen.

SUV-Paintings und lackierte Gongs

Die ganze Vielfalt zeigt sich im Zusammenhang mit dem oberen Stockwerk, wo Collagen aus Rengglis etwa 3000 Bilder umfassenden Atlas gezeigt werden. Erstmals sind auch die SUV-Paintings auf bedruckten Bettlaken zu sehen. Kritik an den überdimensionierten Autos und den dahinterstehenden Marken ist hier, auch wenn kein einziger Wagen, sondern vielmehr Indianer oder Cowboys abgebildet sind, kaum zu übersehen. Kleine Katzen-Skulpturen sind in der Ausstellung verteilt und scheinen als Parodie sowohl auf die Kunstwelt als auch auf die im Internet gehypten Katzenvideos zu fungieren.

In nur einem halben Jahr hat der Künstler die Werke für seine Schau in Esslingen zusammengestellt. So produktiv und facettenreich sind wenige Künstler. „Ich nehme mir Freiheit und manchmal auch etwas mehr davon, stellvertretend für andere, die das nicht können“, kommentiert er seine Arbeit. Davon beeindrucken lassen kann man sich vom 8. März bis zum 24. Mai. Zur Eröffnung am Sonntag um 11 Uhr gibt es bis 13 Uhr auch eine Kindervernissage. Die Kleinen dürfen sich anschließend selbst als Künstler versuchen.