In den Werken von Andrea Zaumseil entstehen Wellen mit Pastellkreide. Foto: Gottfried Stoppel

Aus schwarzer Pastellkreide und Papier lässt Andrea Zaumseil Meereslandschaften entstehen. Die fehlende farbe ermöglicht jedem Betrachter eine eigene Fantasiereise ans Wasser. Am Freitag wird die Ausstellung in der Q-Galerie für Kunst in Schorndorf eröffnet.

Schorndorf - Wer bei der Überschrift „Meer“ an romantische Sonnenuntergänge, Palmen und türkisfarbene Idylle denkt, wird von der Ausstellung, die am Freitagabend in der Q-Galerie Schorndorf eröffnet wird, enttäuscht sein. Denn die Künstlerin Andrea Zaumseil beschäftigt sich in ihren Zeichnungen vor allem mit der Struktur des Wassers. Schwarze Pastellkreide auf Papier formt Wellen. Mal stürmisch, mal ruhig. Mal scheint im Hintergrund ein Wellenberg zu nahen, mal sich ein Strudel zu bilden.

Welche Linien lösen die Assoziation Wasser aus?

Die fehlende Farbe schenkt dem Betrachter die Möglichkeit, sich verschiedene Meeresszenarien vorzustellen. Leuchtet das Wasser gerade im Mondlicht? Brechen sich die Wellen an einem Felsen unter der Oberfläche? Sind wir auf hoher See oder direkt am Strand? Und: Handelt es sich überhaupt um Wasser? „Es ist spannend, auszuloten, welche Liniensetzung die Assoziation Wasser auslöst“, sagt Andrea Zaumseil. Wer nah an die Bilder geht oder sie von der Seite betrachtet, der kann sehen, dass das Wellenspiel vor allem ein Spiel mit den Linien ist, ein Fasergewirr. Ob sich eine spiegelglatte See überhaupt zeichnen ließe? Andrea Zaumseil lacht. „Ich glaube, dass es ein ganz ruhiges Wasser gar nicht gibt. Eine minimale Bewegung ist irgendwie immer da.“

Das Thema Wasser begleitet das Leben

Die ausgestellten Zeichnungen sind im vergangenen Jahr entstanden, das Thema Wasser begleitet die 61-Jährige aber schon lange. „Das hat auch biografische Gründe“, sagt Andrea Zaumseil, die in Überlingen am Bodensee aufgewachsen ist und aus dieser Zeit alle Facetten eines Gewässers kennt. „Das war sehr prägend.“ Für ihre Zeichnungen hat sie sich das Meer, das Wasser noch einmal ganz genau angeschaut. „Ich arbeite auch viel mit eigenen Fotografien, um mir die Struktur des Wassers klarzumachen“, erläutert sie ihre Vorgehensweise.

Ob nun beim direkten oder indirekten Blick aufs Meer – immer wieder empfindet Andrea Zaumseil das Wasser als faszinierendes Element. „Es ist nicht greifbar, hat etwas Zeitloses und trotzdem verbindet man auch aktuelle Dinge damit“, sagt Andrea Zaumseil, die an der Kunstakademie Stuttgart Bildhauerei studiert hat und seit 2003 Professorin für Bildhauerei mit dem Schwerpunkt Metall an der Kunsthochschule in Halle an der Saale ist.

Zeichnen hat mit Freiheit zu tun

„Ich habe in letzter Zeit aber viel gezeichnet. Das hat auch etwas mit Freiheit zu tun. Denn dafür brauche ich nur Pastellkreide, Papier und einen Radiergummi“, sagt Andrea Zaumseil, die als Bildhauerin mit Stahl arbeitet und dies nur in einer Werkstatt mit speziellen Maschinen und in spezieller Ausrüstung tun kann. Dorthin wird es sie jetzt vielleicht wieder ziehen: „Das Thema Wasser ist nun im Grunde für mich abgeschlossen. Ich möchte wieder etwas Neues anfangen“, sagt die Künstlerin, die aber nicht dafür die Hand ins Feuer legen würde, dass sie in ihrem Schaffen nie wieder zum Wasser findet. „Das ist für mich ein Bezugspunkt.“