Tierischer Trubel an der Ampel. Foto: Ines Rudel/Ines Rudel

Lange hat es gedauert. Nach Ansicht der Bürokraten stand die Verkehrssicherheit auf dem Spiel: Doch nun haben Äffle und Pferdle endlich ihre Ampel.

Dem Amtsschimmel die Sporen zu geben, ist fast so schwer wie das Schütteln der öffentlichen Hand. In Stuttgart ist es nach langen Mühen gelungen, und es ist etwas Tolles dabei herausgekommen: Seit Samstag signalisieren die schwäbischen Zeichentrickfiguren Äffle und Pferdle den Fußgängern am Arnulf-Klett-Platz beim Hauptbahnhof, wann sie über die Straße dürfen. Bei der Einweihung der Ampel mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann, Stuttgarts OB Frank Nopper und vielen Fans zollten zahlreiche Prominente Äffle und Pferdle ihre Referenz, darunter die Landtagspräsidentin Muhterem Aras, die Travestie-Künstlerin Fräulein Wommy Wonder, der Comedian Dodokay, der SWR-Intendant Kai Kniffke und natürlich Armin Lang Junior, der das Lebenswerk seines Vaters weiterführt.

Ein leuchtender Kompromiss

Sechs Jahre und rund 12500 Unterschriften für den Petitionsausschuss des Landtags hatte es gebraucht, bis die Äffle-und-Pferdle-Ampel gegen den Widerstand der Bürokratie möglich geworden ist. Sie ist quasi ein Kompromiss, denn sie leuchtet neben einer regulären Fußgängerampel, und sie durfte nicht über Steuern finanziert werden, sondern ausschließlich über Spenden des Fanclubs. Führende Landespolitiker zeigten sich über das Gelingen der Aktion erleichtert. In einem Grußwort würdigte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der bei der Einweihung verhindert war, Äffle und Pferdle als „Kultfiguren, die Schwäbisch schwätzen ins Fernsehen gebracht haben“ und die Ampel als „den neuen Hingucker in Stuttgart.“

Ein historischer Kompromiss

Landesverkehrsminister Winfried Hermann, ließ den bürokratischen Hick-Hack Revue passieren. „Es ist schon verrückt, dass es sechs Jahre dauert, bis so etwas möglich ist. Es war ein Kampf einer Initiative gegen eine zunächst sture und humorlose Bürokratie“, sagte er. Weil die Verwaltung nach Recht und Regeln die Ampel abgelehnt habe, sei es der Petitionsausschuss gewesen, der ihn mit der Verwirklichung beauftragt habe. Dennoch habe seine Verwaltung gesagt, es gehe nicht, und man müsse hart bleiben. Schließlich sei die Angelegenheit beim Bundesverkehrsministerium gelandet, dessen Juristen zwar ebenfalls auf die Bremse getreten seien, denn die Ampel sei nicht rechtskonform, dem Land aber Entscheidungsfreiheit erteilt hätten. „Dies haben wir ausgenutzt, und ein Mitarbeiter hatte die geniale Idee für den Kompromiss mit der Doppelampel für den nicht faulen, sondern den historischen Kompromiss“, sagte Hermann.

Sympathische Botschafter

„Äffle und Pferdle sind bei uns in Stuttgart und im ganzen Ländle Sympathie- Kult- und Identifikationsfiguren“, sagte OB Frank Nopper. Sie erhielten nun in Form einer Ampel ein kleines Denkmal. Nur ganz wenige hätten so viel Sympathiewerbung für die Schwaben und ihre Mundart betrieben, ganz wenige sprächen so perfektes Schwäbisch und nur ganz wenige verbreiteten so schöne schwäbische Lebensweisheiten und nur ganz wenige seien im Land so populär wie die beiden.

Foto: Ines Rudel