Das Modell der Architekten Guggenberger und Ott zeigt das Kinderhaus Weilerhau. Foto: z

Die Stadt Filderstadt startet beim Ausbau der Kinderbetreuung durch. Für rund elf Millionen Euro werden drei neue Kinderhäuser in Bernhausen, Plattenhardt und Harthausen gebaut und damit 148 Krippen- und Kindergartenplätze geschaffen.

Filderstadt - Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren sitzt der Stadt Filderstadt im Nacken. Da dieser zum 1. August 2013 kommen wird, startet die Verwaltung mit Zustimmung des Gemeinderats beim Ausbau der Kinderbetreuung durch.

Rund elf Millionen Euro investiert die Stadt in Neubauten der Kinderhäuser Neuhäuser Bach in Bernhausen, Jahn-Areal in Harthausen und Weilerhau in Plattenhardt. Damit werden 102 Betreuungsplätze für unter Dreijährige und 46 Plätze für Kinder über drei Jahren geschaffen.

Engpässe in der Betreuung werden dadurch jedoch nicht mit einem Schlag gelöst. „Auch nach dem Bau der Kinderhäuser werden wir weitere Maßnahmen durchführen müssen“, erklärte Erster Bürgermeister Andreas Koch vergangene Woche im Gemeinderat und verwies auf eine Warteliste für Krippenplätze mit 230 Namen.

Kalarrytou (Grüne/FFL) spricht von „Damoklesschwert“

Dass der Bau der neuen Häuser eigentlich unumgänglich ist, war den Stadträten bewusst. Einige kritische Anmerkungen brachten sie im Gemeinderat dennoch vor. Karin Selje (SPD) forderte eine bessere Qualifizierung der Erzieherinnen. „Es darf nicht sein, dass die Qualität unter der Quantität in diesem Beruf leidet“, sagte sie. Sie hoffe, dass Bundes- und Landesregierung Gesetze erlassen, damit die Ausbildung höher qualifiziert werde.

Stefan Hermann (FW) unterstrich das Problem, qualifizierte Fachkräfte für die Kindertagesstätten zu bekommen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Traub gab Selje in vollem Maße Recht. „Wir könnten uns andere Modelle in der Betreuung vorstellen“, ergänzte er, „aber der Rechtsanspruch holt uns ein.“

Catherine Kalarrytou (Grüne/FFL) sprach von einem Zeitdruck, der wie ein „Damoklesschwert“ über den Köpfen der Räte schwebe. Für diesen Zeitdruck sorgen neben dem anstehenden Rechtsanspruch auch zeitliche Vorgaben, die an Fördermittel des Bundes gekoppelt sind. Die Stadt hat Zuschüssen in Höhe von 1,2 Millionen Euro beantragt.

Grüne/FFL hätten den Neubau des Kinderhauses in Harthausen gerne verschoben und abgewartet, wie sich der Schulstandort Harthausen entwickelt. Der CDU-Fraktion lag es fern, diesen Neubau in irgendeiner Weise zu bremsen, wie Traub sagte.

„Wir müssen jetzt Gas geben und bauen“, meinte Johannes Jauch, Fraktionschef der FDP. Andernfalls würde man später bauen, dann aber ohne Zuschüsse, so Jauch. „Ein Kinderhaus zu bauen ohne einen Zuschuss ist in der heutigen Zeit sehr nachlässig“, sagte Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker dazu.

Kritik am Neubau im Weilerhau

Teile der Grüne/FFL-Fraktion hielten die Gestaltung des 4,4 Millionen teuren Neubaus im Weilerhau für übertrieben und hätten lieber mehr Geld in die Qualifizierung des Personals gesteckt. Der Fraktionsvorsitzende Matthias Gastel sagte, dass die veranschlagten Kosten für das Haus um eine Million Euro gestiegen seien und die Fläche vergrößert wurde. „Die Pädagogik soll draußen stattfinden“, sagte Gastel und fragte, wo das besser geeignet wäre als im Weilerhau. „Und gerade dort bauen wir das teuerste Kinderhaus“, kritisierte er.

Das Gebäude sei nicht über Bedarf geplant, weil es im Haus eine breite Altersspreizung gebe, entgegnete Bürgermeister Reinhard Molt. Zudem könnten die Flure als zusätzliche Spielbereiche, zum Beispiel bei schlechtem Wetter, dienen. „Die Vielfalt indoor möchten wir beibehalten wie die Vielfalt outdoor“, sagte Molt. Auf die Preissteigerung ging er nicht ein. Wie aus dem Stadtplanungs- und Hochbauamt am Montag zu erfahren war, lagen früheren Kostenschätzungen noch keine konkreteren Planungen zu Grunde. Zudem hätten Auflagen für Brandschutz und Barrierefreiheit die Kosten in die Höhe getrieben.

Bei Gegenstimmen von Andrea Jelic (Grüne/FFL) und Alfred Weinmann (SPD) sowie einer Enthaltung von Gastel stimmte der Gemeinderat mehrheitlich für den Bau des Kinderhauses Weilerhau. Für den Bau der beiden anderen Kinderhäuser sprach sich der Gemeinderat einstimmig aus.