Die Mensa der Korntaler Realschule war am Montagabend gut besucht. Neben dem Thema Verkehr ging es auch um einen Zeitplan und die Art der Bebauung. Foto: factum/Bach

Bei einer Informationsveranstaltung äußern Bürger die Sorge, dass das geplante Neubaugebiet die vielerorts engen Straßen in Richtung Stadtkern überlasten könnte. Die Verwaltung widerspricht – mit Verweis auf ein Gutachten.

Korntal-Münchingen - Er wolle „keine Grundsatzdiskussion“ führen, sagte Joachim Wolf zu Beginn der Bürgerinformation über das Neubaugebiet Korntal-West. Trotz des Appells des Bürgermeisters fokussierte sich die Diskussion am Montag in der Mensa der Korntaler Realschule aber vor allem auf ein altbekanntes Thema: Verkehr.

Lange wurde gerungen um Korntal-West, es ist der dritte Anlauf, das Projekt zu realisieren. Schon in den 1990er Jahren gab es Versuche, das Neubaugebiet auf den Weg zu bringen. Am westlichen Rand des Stadtteils, auf 11,5 Hektar und drei Baufeldern, sollen frühestens im Jahr 2020 rund 350 bis 400 Wohneinheiten entstehen, knapp 800 Menschen sollen dort einmal wohnen.

Der Bedarf, so Wolf, habe sich „dramatisch“ entwickelt, die Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung sind überholt. Deshalb hat der Gemeinderat unlängst beschlossen, das Gebiet in einem Zug zu bauen und nicht wie geplant abschnittsweise.

„Straßen sollen Verkehr aufnehmen können“

Die Bürger, sagte deren Vertreterin Monika Sanders, sähen die Planung „generell positiv“. Sie berichtete aber auch von Sorgen; etwa über eine mögliche Trabantenstadt oder die ökologisch Verträglichkeit. Und, natürlich: um den Verkehr.

Es gibt ein Gutachten von einem Planungsbüro aus Ludwigsburg, das die erwarteten neuralgischen Punkte untersucht hat. Rund 2100 Fahrten könnten die Bewohner des Neubaugebiets in knapp zehn Jahren jeden Tag machen, für den im Wohngebiet geplanten Kindergarten könnten weitere 250 hinzukommen. Laut den Planern ist das kein Problem für die umliegenden Straßen. „Das Ergebnis“, sagte Sanders, „hat uns überrascht“.

Trotz der Skepsis, die in der Vergangenheit auch einige Gemeinderäte geäußert hatten, bleibt die Stadt bei ihrer Haltung. „Die Straßen, wie sie jetzt sind, sollen den neuen Verkehr aufnehmen können“, sagte die zuständige Fachbereichsleiterin Sonja Widmann. Ein Mann hatte gefragt, ob Parkverbote geplant seien. Das Publikum quittierte die Sicht der Stadt mit Gelächter.

Bus und Fahrrad statt Auto?

„Ich bin überrascht über diesen Optimismus“, sagte ein Anwohner der Neuhaldenstraße unter Applaus – und prognostizierte einen Verkehrskollaps. Diese Sichtweise, widersprach der Bürgermeister, fuße auf der falschen Vorstellung: nämlich der, dass die Neuhaldenstraße bis zur Stadtmitte befahren werde.

Die Verwaltung geht davon aus, dass die Menschen über die Wilhelm- und die Mirander Straße fahren. Zudem hofft man, dass viele künftige Einwohner nicht nur das Auto, sondern auch öffentlichen Nahverkehr, Bürgerbus oder Fahrrad nutzen.

Skepsis gab es unter den Besuchern auch über die Eignung der Straßen für den Baustellenverkehr. Eine Anwohnerin sorgte sich um die Gymnasiasten, „wenn Lastwagen da rückwärts fahren“. Andere regten an, den Baustellenverkehr über den Lotterberg zu führen – was die Verwaltung aber wegen dessen Funktion als Naherholungsgebiet und den Interessen von Landwirten als schwierig ansieht. Damit die Straße Am Lotterberg nicht, wie von einigen befürchtet, Hauptausfallstraße wird, sind Schranken oder stärkere Kontrollen im Gespräch.

Überzeugt vom Verkehrskonzept schienen viele Bürger nicht zu sein – und hakten immer wieder nach. „Diese Diskussionen führen wir immer wieder“, sagte Joachim Wolf. „Gibt es vielleicht auch noch ein anderes Thema, das Sie interessiert?“