Der neue Standort der John-Cranko-Schule bietet einen direkten Blick auf das Staatstheater Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Zur Spielzeit 2018/2019 soll die neue John-Cranko-Schule in Betrieb genommen werden. Beim Spatenstich zeigten sich alle Beteiligten erleichtert, dass der Bau endlich beginnt.

Stuttgart - Passend zum Anlass fehlt es beim Spatenstich des Neubaus für die Ballettschule nicht an Tanzmetaphern. Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Baden-Württembergs Kunstministerin Theresia Bauer würden am liebsten ein Freudentänzchen hinlegen und Finanzminister Nils Schmid ist froh, dass er seine Grußworte nicht in Tanzschritten darbringen muss: „Wenn ich die gesamte Vorgeschichte um den Neubau der John-Cranko-Schule tanzen müsste, wäre es eine sehr komplizierte Choreografie“, sagt er in seiner Ansprache.

Reid Anderson stellte bereits bei seinem Amtsantritt 1996 fest, dass die 1971 gegründete Schule runderneuert werden muss. Die Idee zum Neubau hatte allerdings der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. „Bei einem gemeinsamen Rundgang sagte er zu mir, dass man den alten Kasten nicht renovieren, sondern gleich etwas Neues bauen sollte“, erinnert sich Reid.

Jahrelanges Ringen um die Finanzierung des Projekts

Auf diese Idee folgte ein jahrelanges Ringen um die Finanzierung des Projekts. Die Gesamtkosten liegen bei 55,5 Millionen Euro. 45 Millionen Euro teilen das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart untereinander zur Hälfte auf. Den restlichen Betrag muss das Staatstheater selbst aufbringen. Unterstützt werden sie dabei von der Initiative „Freunde der John-Cranko-Schule“ und dem Förderverein der Staatstheater Stuttgart. Mit ihrer Aktion „Bausteine-Stifter“ sind bislang 1,1 Millionen Euro zusammengekommen, die für die Erstausstattung der Schule verwendet werden.

Dass am Donnerstag der Spatenstich endlich erfolgen konnte, ist auch dem Ballettförderer Porsche zu verdanken, der vor zwei Jahren mit einer Spende dem Projekt den Weg ebnete. Der Stuttgarter Gemeinderat hatte sich damals einen Kostendeckel von 16 Millionen Euro auferlegt, der aufgrund der schwierigen Baubedingungen des Hanggrundstücks auf der Kippe stand. Die gespendeten zehn Millionen Euro des Automobilherstellers sorgten dann dafür, dass die Finanzierung endgültig gesichert war.

"Lange Zeit mit dem Projekt im ersten Gang gefahren"

Vielleicht aus genau diesem Grund wählt Reid Anderson auch einen Autovergleich, wenn er auf die jahrzehntelange Bauplanung zurückblickt: „Lange Zeit sind wir mit dem Projekt im ersten Gang gefahren. Jetzt sind wir im vierten, und wenn wir 2018 die Schule eröffnen, sind wir endlich im fünften Gang angekommen“, sagt er. Für sein „langjähriges und produktives Nerven in dieser Sache“ ist ihm auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn dankbar. „Mit dem Neubau wird die John-Cranko-Schule zum Aushängeschild für die Stadt und festigt damit ihren Ruf als Kulturstadt“, sagt Kuhn.

Der neue Standort unterhalb der Wera-straße mit direktem Blick auf das Staatstheater, bietet Platz für 150 Ballettschüler. Neben acht Ballettsälen, einem Gesundheitszentrum und einem Internat mit 70 Plätzen, wird es außerdem eine Probebühne geben, auf der das Publikum kostenlos den Proben folgen kann. Über 70 Prozent der an der John-Cranko-Schule ausgebildeten Tänzer wechseln nach ihrer Ausbildung ins Ensemble des Stuttgarter Balletts. „Eine solche Förderung des Nachwuchses im Bereich des Sports gibt es auf der ganzen Welt nur noch in der Fußballschule des FC Barcelonas“, sagt Kuhn. „Und wenn ich bedenke, was unter den jetzigen Bedingungen schon für tolle Leistungen in der John-Cranko-Schule erbracht werden, bin ich gespannt, was durch den Neubau auf uns zukommt.“