Unterzieht die Beziehungen zu Deutschland harten Belastungsproben: Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei. Foto: dpa

Die Türkei bleibt eine der wichtigsten Verbündeten Deutschlands. Das hält enge Gefolgsleute von Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht davon ab, hierzulande gewaltsam gegen Missliebige vorzugehen. StN-Chefredakteur Christoph Reisinger wertet das als handfesten Skandal.

Stuttgart. - Auf beklemmende Weise verdichten sich die Hinweise: Aus dem Umfeld um den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ergehen skandalöse Weisungen nach Deutschland, sich zu bewaffnen, Unfrieden zu säen, politisch zu manipulieren. Sie richten sich, kombiniert mit finanziellen Zuweisungen, an Teile des Netzwerks, das Erdogan-nahe Kräfte weit über Baden-Württemberg hinaus in Deutschland gespannt haben. Und zwar an jene Teile des Netzwerks, die eindeutig der Organisierten Kriminalität zuzuordnen sind. Unglaublich.

Mit Schlägertrupps, Vereinen und Geheimagenten

Man muss sich das in allen Details verdeutlichen: Aus dem Machtzentrum der Türkei heraus wird unter Beteiligung von Schlägertrupps sowie nach deutschem Vereinsrecht organisierten gesellschaftlichen Gruppen und offenbar auch des türkischen Geheimdienstes MIT gezielt auf die Destabilisierung Deutschlands und auf die Verschlechterung seiner inneren Sicherheit hin gearbeitet.

Mithin aus dem Machtzentrum eines Verbündeten von weit herausragender Bedeutung, mit dem Deutschland über Familienbande, wirtschaftlich, militärisch, sicherheitspolitisch und sportlich so eng verflochten ist wie mit kaum einem anderen Land. Das ist ein Alptraum, wie ihn die Außenpolitik der Bundesrepublik kaum je erlebt hat.

Was macht die Bundesregierung?

Was zu der Frage führt: Was macht die Bundesregierung angesichts all dieser Hinweise, die auf die solide Arbeit von Sicherheitsbehörden in mehreren Bundesländern zurück gehen? Nun ist wirklich niemand zu beneiden, der in einer so schwierigen Lage die deutsche Türkei-Politik gestalten muss. Aber dass von dieser Seite so gar nichts kommt – dabei darf es nicht bleiben.

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de