Die gelben Markierungen zeigen an, was Sache ist: Links die Autos, rechts die Zweiräder. Foto: Leif Piechowski

Die Meinungen zu den neuen temporären Radfahrstreifen in Stuttgart könnten gegensätzlicher kaum sein: Von Lob über heftige Kritik bis hin zu Sicherheitsbedenken ist alles dabei. Wir haben einige Netzreaktionen zusammengetragen.

Stuttgart - In der Theodor-Heuss-Straße zwischen Langer Straße und Bolzstraße auf 700 Metern und in der Holzgartenstraße zwischen Schlossstraße und Hegelplatz auf 400 Metern gibt es seit Montag erstmals temporäre Radfahrstreifen in Stuttgart. Pop-up-Bike-Lanes heißen die gelb markierten Radwege, die nun mindestens bis Oktober bestehen bleiben sollen und für die die Stadt 130.000 Euro investierte. Grund genug, sich einige Netzreaktionen auf das „Pilotprojekt“, wie es Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) nannte, mal anzuschauen.

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Dabei wird schnell deutlich, dass es zwei Lager gibt: die Autofahrer und die Radfahrer. Während letztere sich größtenteils über die neuen Fahrradwege freuen, tun sich viele Pkw-Enthusiasten noch schwer mit den Fahrradstreifen. „Weitere erhebliche Staus sind somit vorprogrammiert – und das soll gut für die Umwelt sein“, kommentiert etwa Wolfgang L. auf Facebook. Roland K. ergänzt: „So langsam wäre es Zeit für Kennzeichen, Pflichtversicherung und Fahrzeugsteuer für alle Fahrräder.“

Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der die Neuigkeit erwartungsvoll auf seinem Twitter-Kanal vermeldete, erntete neben Lob auch einiges an Kritik:

Auch nicht alle Radfahrer sind bis jetzt restlos zufrieden und äußern Sicherheitsbedenken. Ihr Tenor lautet, dass es noch Luft nach oben gebe. Denn wer die Fahrradspuren derzeit nutze, der würde mitunter seine Gesundheit gefährden. Schließlich halte die gelbe Farbe noch nicht alle Autofahrer davon ab, die Fahrradspuren trotzdem mit ihren Fahrzeugen zu befahren.

Die Bilder der Twitter-Nutzerin @StuggiRad unterstreichen diese Vorwürfe. Immer wieder würden einzelne Autofahrer gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen, um den langsamer rollenden Verkehr auf der rechten Fahrspur über den Radweg zu überholen.

Wenig Verständnis herrscht zudem für die recht unvermittelten Anfangs- und Endpunkte der Fahrradspuren, die für die Fahrradfahrer eine Gefahr darstellen würden:

Immer wieder genannt wird in Zusammenhang mit dem Projekt Pop-up-Bike-Lanes der X1, die umstrittene Buslinie zwischen Bad Cannstatt und der Stuttgarter Innenstadt, bei deren Finanzierung es zuletzt Probleme gab. „Der größte Witz nach X1 und man sollte echt mal prüfen lassen, was an den gelben Streifen und der Mini-Schikane 130.000 Euro kosten soll“, schreibt Daniel B. auf Facebook.

Die Entscheidung, ob die Fahrradlinien eine langfristige Daseinsberechtigung haben, soll Anfang Oktober fallen. Bis dahin dürfte noch die ein oder andere Meinungsverschiedenheit aus den beiden Lagern ausgetragen werden.