Wie sinnlich ist Putzen? Im Netz wird diese Frage diskutiert. Foto: dpa

Was haben Putzen, Sondieren und Sex gemeinsam? Mehr als man denkt! Die neuen Viralhits im Netz sollen einen schwäbischen Ursprung haben. Unser Kolumnist Uwe Bogen prüft, ob das stimmt.

Stuttgart - Wenn man was zusammenbringt, was nicht zusammenpasst – wie nennt man das? Sondierungsgespräche!

Heutzutage hat die Menschheit Hashtags, um Gegensätzliches ungefragt zusammenzuketten. Keiner weiß, wer auf die irre Idee gekommen ist, Sätze zu twittern, die sowohl beim Sex als auch beim Putzen passen. Böse Berliner behaupten, eine Schwäbin habe die Lawine losgetreten, weil man bei uns immer an die Kehrwoche denke, selbst beim Liebemachen.

„Hier riecht es nach Gummi“

Bei Schwaben sei der Putztrieb stärker ausgeprägt als der Sexualtrieb, sagen Menschen, die noch nie was vom Stuttgarter Flaschenchaos vor Containern gehört haben. Jetzt aber besteht die Chance, zwei wichtige Sachen gleichzeitig mit denselben Worten zu tun. Unter dem Hashtag #PutzenUndSex überbieten sich Tausende von Usern mit Blödsinn. Einer dieser doppeldeutigen Sätze lautet: „Nur mal kurz drüberwischen reicht mir nicht.“

Selbst Firmen finden’s lustig, zu erklären, was man beim Säubern und beim Schäferstündchen sagen kann. „Wenn du dabei nicht so viel telefonieren würdest, ginge es schneller!“, hat die Deutsche Telekom gepostet. Arte fiel ein: „Wenn du so laut saugst, verstehe ich nicht, worüber die bei Arte gerade reden.“ Sixt setzt noch eins drauf: „Hier riecht es nach Gummi.“

Ist ein viraler Hit gelungen, wird nachgelegt. Prompt hat die „heute-show“ den Hashtag #SondierenUndSex ausgerufen.

Einer dieser Sätze, die sowohl beim Kopulieren als auch beim Koalieren funktionieren, lautet: „Wenn Mutti im Raum ist, kann ich nicht.“ Oder: „Hauptsache, wir sind rechtzeitig vor Anne Will fertig.“ Und: „Ich möcht’ eigentlich gar nicht mit dir, aber ich hab’ Druck.“

Das Vorspiel heißt wenig romantisch Sondieren

Politiker brauchen besonders lang, bis es bei ihnen zur Sache geht. Ihr Vorspiel heißt wenig romantisch Sondieren.

Noch lange sind wir nicht am Trend- Ende angelangt. Bevor die besten Sprüche auf T-Shirts und Tassen zu kaufen sind, bevor es Bücher dazu gibt, will angeblich der Chef der Villa Reitzenstein einen neuen Hashtag in die Twitter-Welt setzen: #PutzenUndSondieren. Was Schwäbisches, meint wohl der MP, sollte beim Groko-Anbandeln in Berlin dabei sein, wo doch die Stuttgarter Jamaika-Träumer Winfried Kretschmann und Cem Özdemir nicht mehr mitsondieren dürfen.

Es heißt, dass Schwaben alles grüßen, was sich bewegt. Was sich nicht bewegt, wird geputzt. Gut so! Merkt’s euch: Wenn sich beim Sondieren eine Seite nicht bewegt, bekommt sie eine Ladung Putzwasser ins Gesicht. So oifach isch des!

Beim echten Sondieren ist das Twittern verboten

Durchfegen beim Sondieren – auf geht’s! „Auf Knien geht’s manchmal besser“, lautet eine alte Putzweisheit. Knien Sie sich zu dritt nieder, Frau Merkel, Herr Schulz, Herr Seehofer, wenn die Verhandlungen stocken. Schnappen Sie sich Putzeimer und Lumpen! Wo Parteien, die mit allen Wassern gewaschen sind, um Macht ringen, geht’s nicht immer sauber zu.

Oder sagen Sie sich, verehrte Politiker mit den weißen Westen, gegenseitig schmutzige Sätze aus der Twitter-Sammlung #SondierenUndSex vor. Etwa diesen: „Wir müssen uns um den kleinen Mann kümmern.“ Oder: „Das heißt jetzt aber nicht, dass wir fest zusammen sind.“ Und: „Das war doch nicht so hart wie erwartet.“ Eines stimmt immer: „Wer nur sieben Zentimeter hat, kann sich nicht als 25-Zentimeter-Partei aufspielen!“

Beim echten Sondieren ist das Twittern verboten. Die Berliner Verhandlungsführer haben sich darauf verständigt, keine Nachrichten per Smartphone nach draußen zu senden. Wenigstens bleibt uns eines diesmal garantiert erspart: Dass der FDP-Chef nach einem Koitus interruptus vor die Mikrofone tritt und sagt, er habe lieber keinen Sex als falschen.