Hurra, schreien die germanischen Krieger: Die Netflix-Serie „Barbaren“ geht weiter. Foto: Netflix/Katalin Vermes

Netflix legt weltweit ein unglaubliches Tempo bei Neuproduktionen vor. Die Kehrseite: Kaum eine neue Serie kann sicher sein, eine weitere Staffel zu bekommen. In Berlin hat der Streaminggigant nun Einblick in seine Pläne für Deutschland gegeben.

Berlin - In Deutschland hat diese Netflix-Serie bei etlichen Kritikern Zahnschmerzen ausgelöst, weltweit aber scheint die Geschichte um aufmüpfige Germanen, brutale Römer und die Schlacht im Teutoburger Wald ein Publikumserfolg für den US-Streaminggiganten zu sein. Netflix gibt, so wurde bei der ersten „Content Road Show” in Berlin verkündet, bereits jetzt eine zweite Staffel von „Barbaren“ in Auftrag. Das ist aber beileibe nicht die einzige Neuproduktion aus Deutschland, die in den kommenden Monaten den weltweit rund 195 Millionen Kunden neu angeboten werden soll.

Streit mit Google

Die vierteilige Serie „Terra Vision“ von Autor Oliver Ziegenbalg („Russendisco“, „Kundschafter des Friedens“) und Regisseur Robert Thalheim („Westwind“, „Tatort“-Folge „Goldbach“) erzähle „die unglaubliche Geschichte einer genialen Erfindung, einer großen Freundschaft und des Kampfs um Gerechtigkeit“, verspricht Netflix. Das alles spiele sich vor dem Hintergrund des rasanten Aufstiegs des Internets und der heute mächtigsten Tech-Giganten ab. Im Zentrum stehen zwei deutsche Computerpioniere und ein Multi-Millionen-Dollar-Prozess um deren Forderung nach Anerkennung als Erfinder des Google Earth-Algorithmus. Zum Cast gehören Mark Waschke, Mišel Maticević, Lavinia Wilson, Leonard Scheicher und Marius Ahrendt.

Gerade begonnen haben die Dreharbeiten der sechsteiligen Serie „Kitz“, einer deutsch-österreichischen Koproduktion mit Sofie Eifertinger, Bless Amada, Valerie Huber, Zoran Pingel und Ben Felipe. Das Young-Adult-Drama spielt in der dekadenten Welt einer Münchner Clique, die jede Saison in den Nobelskiort Kitzbühel zum Feiern einfällt. Niko Schulz-Dornburg („Just Push Abuba“) und Vitus Reinbold („Seitenwechsel“) haben die Serie entwickelt.

Hazel Brugger bekommt eine Show

„Army of the Dead“ soll ein Prequel mit Matthias Schweighöfer auf dem Regiestuhl erhalten, die deutsche Thrillerserie „Biohackers“ wird fortgesetzt. Von der Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ soll ebenfalls eine dritte Staffel gedreht werden. Eine deutsch-englische Koproduktion wird die Verfilmung des Thrillers „Munich“ von Robert Harris. Regie wird Christian Schwochow führen, zur Besetzung gehören Jannis Niewöhner, George MacKay, Sandra Hüller, Liv Lisa Fries, August Diehl, Erin Doherty, Martin Wuttke und Jeremy Irons.

Auch die Macher des deutschen Netflix-Serienhits „Dark“ kommen wieder zum Zug. Jantje Friese und Baran bo Odar entwickeln die Serien „1899“ und „Tyll“. Die in Kalifornien geborene Schweizerin Hazel Brugger, bekannt aus der „heute show“, bekommt die Stand-up-Show „Tropical“, ihr Comedian-Kollege Oliver Polak die Show „Your life is a joke“: Polak verbringt jeweils einen Tag gemeinsam mit einem Gast - unter anderem mit Christian Ulmen, Rapperin Nura und Luke Mockridge.

Kooperation mit dem ZDF

Die Liste der angekündigten Produktionen ist sogar um einiges länger. Wir haben“, sagt Kai Finke, Director Content Acquisitions & Co-Productions, „in den letzten Jahren spürbar unsere Investitionen im deutschsprachigen Raum erhöht und vermehrt lokalen Content programmiert.“ Aus der hiesigen Landschaft ist Netflix tatsächlich nicht mehr wegzudenken. Auch jene klassischen linearen Sender, deren Marktposition und Quoten von der neuen Konkurrenz kräftig durchgerüttelt werden, arbeiten mit Netflix inzwischen punktuell lieber zusammen als auf Totalkonfrontation zu gehen.

Mit dem ZDF etwa hat man den neuen Film von Detlev Buck gestemmt, „Wir können nicht anders“, der am 4. Dezember bei Netflix starten wird. Die Strategie ist klar. Netflix will im harten Konkurrenzkampf mit Amazon Prime Video, Sky, Disney+, Apple TV+ und anderen in jedem Land nicht bloß wie ein Import, sondern wie ein heimisches Gewächs aussehen.