Der Würzburger Basketball-Star Dirk Nowitzki spielt seit 1998 in der nordamerikanischen Profiliga NBA für die Dallas Mavericks Foto: dpa

Die heiße Phase läuft: In der Nordamerikanischen Basketball-Profiliga (NBA) finden seit elf Tagen die Play-offs statt. In der Basketball-Bundesliga (BBL) werden gerade die letzten Plätze für die Endrunde, die am 9. Mai beginnt, vergeben. Grund genug, die beiden Ligen miteinander zu vergleichen.

Stuttgart - In den USA ist Basketball eine der beliebtesten Sportarten – neben American Football, Baseball und Eishockey. Die Profiliga der Korbwerfer ist die beste der Welt. Jeder Basketballer träumt davon, in den riesigen Arenen zu spielen, zumal es in den Vereinigten Staaten eine Menge Geld zu verdienen gibt. Auch deshalb spielen hier die Besten, die Größten, die Schnellsten und vor allem die Treffsichersten.

„Im Vergleich zur NBA ist die BBL viel, viel kleiner“, erklärt Ludwigsburgs Bundesliga-Trainer John Patrick. Der 47 Jahre alte US-Amerikaner weiß, wovon er spricht. Für seine Spielerakquise sondiert er stets beide Märkte. Jedenfalls hat er mit seiner Einschätzung recht. Denn zwischen den zwei Ligen liegen Welten. Am eindrucksvollsten belegen das Zahlen: So gehören die 30 Vereine in den USA zu den finanzstärksten der Welt. 2013 machten die Clubs 3,13 Milliarden Euro Umsatz.

„Die 18 Erstliga-Vereine, die als eigene GmbHs oder AGs unter dem Dach der BBL spielen, setzten in der Saison 2013/2014 insgesamt 90,8 Millionen Euro um“, rechnet BBL-Sprecher Dirk Kaiser vor. Dreimal weniger übrigens als die Los Angeles Lakers (270 Millionen Euro).

Die deutschen Spitzenverdiener kassieren ein Zwanzigstel der US-Superstars

„Künftig“, sagt John Patrick, „wird noch mehr Geld in der NBA sprudeln.“ Denn die populärste Basketball-Liga schloss im vergangenen Oktober mit den Sendern ESPN und TNT einen neuen TV-Vertrag ab. Darin wurde vereinbart, dass die Liga für die neun Spielzeiten von 2016 bis 2025 die astronomische Summe von 22,06 Milliarden Euro kassiert. Damit werden die NBA-Einnahmen in Sachen TV im Vergleich zur aktuellen Saison fast verdreifacht.

Die Folge: Die ohnehin hohen Gehälter werden explodieren. In Deutschland kassiert der Spitzenverdiener unter den Profis (eine Million Euro) ein Zwanzigstel des Jahressalärs der Superstars aus den USA.

In der NBA können die Teams nicht absteigen

Wobei das sogar durch den so genannten Salary-Cap, die Gehaltsobergrenze, gedeckelt ist: Die Clubs in der NBA durften für die Saison 2013/2014 nicht mehr als 53,9 Millionen Euro für ihr Team ausgeben. Machen sie es doch, müssen sie dieselbe Summe, die sie zu viel bezahlen, an die NBA als Strafe zahlen.

Denn die NBA kann die Spielregeln diktieren, sie fungiert als Sport-Franchise. Das heißt: Die Teams sind die Lizenznehmer der NBA. Die Lizenzen können ge- und verkauft werden, so dass sich die Teamnamen, Eigentümer, Standort, Logo, Maskottchen und alle anderen Eigenschaften ändern können. Die Clubs gehören Besitzern, die beim Titelgewinn den Meisterpokal erhalten und nicht die Mannschaft.

In der NBA gibt es auch keine Absteiger – im Gegensatz zur BBL, wo in dieser Saison die Crailsheim Merlins und TBB Trier den Ligaverbleib nicht geschafft haben. Aber das sind nicht die einzigen Unterschiede zwischen den zwei Profiligen.

NBA versus BBL - ein Vergleich in Zahlen

NBA versus BBL - ein Vergleich in Zahlen

30:0 Flugzeuge

In der Basketball-Bundesliga hat kein Team ein eigenes Flugzeug. Zu den Gastspielen wird in der Regel mit dem Bus gereist. In der NBA ist das anders. Jedes der 30 Teams besitzt eine Privatmaschine, um die weiten Strecken zu den Auswärtspartien so angenehm wie möglich zu gestalten. Reiseweltmeister in der NBA sind die Portland Trail Blazers. Nach der regulären Saison werden sie 95 000 Kilometer, also mehr als 2,3-mal um die Erde geflogen sein.

82:34 Spiele

Während in der regulären Hauptrunde in der BBL nur 34 Spiele anstehen, müssen die Teams in der NBA wesentlich häufiger ran. 82 Partien stehen dort für jedes der 30 Teams vor den Play-offs auf dem Plan.

30:18 Mannschaften

In der National Basketball Association (NBA) sind 30 Teams aus den USA und Kanada vertreten, in der Basketball-Bundesliga (BBL) spielen 18 Mannschaften.

6/1 Ligen/Gruppen

Während die Basketball-Bundesliga nur aus einer Liga besteht, gibt es in Nordamerika insgesamt sechs Gruppen. Die 30 NBA-Clubs werden auf eine Eastern und eine Western Conference aufgeteilt mit je drei Divisionen à fünf Teams aufgeteilt.

16:8 Play-off-Teilnehmer

In der BBL kommen die besten acht in die erste Runde der Play-offs, in Nordamerika erreichen 16 Mannschaften, je acht aus der Western und je acht aus der Eastern Conference, die Play-offs.

28:15 maximale Anzahl an Play-off-Spielen

Die maximale Anzahl an Play-off-Spielen in der BBL beträgt im Best-of-five-Modus 15. In der NBA kann ein Team durch eine zusätzliche Play-off-Runde und den Best-of-seven-Modus auf maximal 28 Spiele kommen.

48:40 Spielminuten

In der BBL beträgt die Dauer eines Viertels zehn Minuten. In der NBA müssen die Profis zwei Minuten länger, also zwölf Minuten, auf dem Parkett stehen. Eine offizielle NBA-Begegnung dauert damit acht Minuten länger als eine Partie in Deutschland.

17 270 : 4494 Zuschauer im Schnitt

Die NBA ist ein Zuschauermagnet: In der Saison 2013/2014 strömten im Schnitt 17 270 Fans zu den Spielen in die Hallen. In der BBL sind es im Vergleich nur 4494. Die größte Halle der NBA steht in Detroit: In den Palace of Auburn Hills passen 22 076 Zuschauer. In Berlin steht die größte Arena in der BBL. Die O2-World hat ein Fassungsvermögen von 14 500 Zuschauern.

Deutsche in der NBA

Name (Zeit in der NBA) Punkte
Dirk Nowitzki (1999 bis heute) 28 203
Kiki Vandeweghe (1989 - 1993) 15 980
Detlef Schrempf (1985 - 2001) 15 761
Carlos Boozer (2002 bis heute) 13 976
Shawn Bradley (1993 - 2005) 8173
John Brown (1973 - 1980) 3614
Anthony Randolph (2008 - 2014) 1789
Donte Green (2008 - 2012) 1541
Dennis Schröder (2013 bis heute) 989
Uwe Blap (1985 - 1990) 505
Chris Welp (1987 - 1990) 359
Dalibor Bagaric (2000 bis 2003) 251
Jo Jo English (1992 - 1994) 179
Frido Frey (1946 - 1947) 88
Duane Washington (1987 - 1988 / 1992 - 1993) 54
Kenton Edelin (1984 - 1985) 11
Tim Ohlbrecht (2013) 3
Elias Harris (2013) 0
   
*Stand: 28. April 2015 (StN)  

Hintergrund: Die Geschichte von NBA und BBL

Basketball ist seit 1936 olympisch. Laut des Weltverbandes Fiba spielen 450 Millionen Menschen weltweit diese Sportart. Die National Basketball Association (NBA) gibt es seit 1946. Seit 2001 ist der NBA eine kleinere Liga mit 15 sogenannten Farmteams angegliedert, die NBA Development League. Die BBL existiert seit 1964 und ist seit 1966 im Spielbetrieb.

Info: Das Schachern um die größten Talente: Die NBA-Draft

Info: Das Schachern um die größten Talente: Die NBA-Draft

Jedes Jahr im Juni versammelt sich die NBA-Familie im New Yorker Madison Square Garden. Dann schlägt die Stunde der Manager, Talentscouts und der Nachwuchsspieler.

Letztere haben in der NBA-Draft, dem Auswahlverfahren der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA, die Chance auf einen Profi-Vertrag und das große Geld. Denn anders als in Europa werden im amerikanischen Profibasketball Talente nicht in Jugendmannschaften ausgebildet, sondern am College und in der Highschool. Die Teams wiederum erwerben die Rechte an den verfügbaren Nachwuchsspielern, die seit mindestens einem Jahr die Highschool beendet haben müssen.

Zum Auswahlverfahren können sich Spieler aus der ganzen Welt anmelden

Erreicht ein Spieler das 19. Lebensjahr, kann er sich zur sogenannten Draft anmelden. Während dieses Auswahlverfahrens dürfen die 30 Teams das Recht erwerben, mit dem Talent einen Vertrag auszuhandeln. Anmelden können sich Spieler aus der ganzen Welt. So entschied sich Dirk Nowitzki 1998, an der Draft teilzunehmen. Er wurde an neunter Stelle von den Milwaukee Bucks gewählt. Die Draft geht über zwei Runden – in jedem Jahr werden 60 Spieler ausgewählt.

Welches Team an welcher Stelle wählt, hängt von der Platzierung ab. Die 14 Teams, die sich in der Vorsaison nicht für die Play-offs qualifizieren, dürfen als erste wählen. Damit Mannschaften, die keine Chance mehr haben, sich für die Play-offs zu qualifizieren, nicht absichtlich schlecht spielen, um dadurch früher in der Draft an der Reihe zu sein, gibt es die „Draft-Lotterie“. In einem gewichteten Losverfahren wird hierbei die endgültige Reihenfolge der Draft bestimmt.

Das Auswahlverfahren ist im US-Sport übrigens keine Seltenheit. Auch die Eishockey-Profilliga (NHL), die Baseball-Liga (MLB) und die Football-Liga (NFL) rekrutieren auf diese Weise ihre Talente. In der NFL hat die Draft allerdings nicht nur zwei, sondern insgesamt sieben Runden und geht über drei Tage.