James Harden gegen Giannis Antetokounmpo: Wer wird der nächste NBA-MVP? Foto: AFP/Ruckaberle

Wer ist der wertvollste Spieler der NBA-Saison? James Harden oder Giannis Antetokounmpo? Wir haben alle Zahlen und Fakten zusammengestellt und wollen in einer Umfrage klären, wen unsere Leser zum MVP küren würden. Zudem finden Sie in der Bildergalerie die MVPs der vergangenen Jahre.

Stuttgart - Die MVP-Debatte in der NBA , also die Frage „Wer ist der wertvollste Spieler der Saison“, hält Fans und Journalisten in den USA seit Wochen in Atem. Traditionell nimmt die Debatte nach dem All-Star-Spiel Fahrt auf. Kaum ein NBA-Analyst, der nicht längst seinen Favoriten öffentlich gemacht hat.

Schien noch im Oktober und November kein anderer als Giannis Antetokounmpo in Frage zu kommen, war es zuletzt der amtierende MVP James Harden, der die Liga wie kein anderer dominierte. Das Problem Hardens? Seine Rockets sind nicht das beste Team in der Western Conference. In aller Regel eines der Hauptkriterien bei der Wahl des wertvollsten Spielers der Saison. Spielten zwischenzeitlich auch die Namen Paul George und LeBron James eine Rolle, sind sich die meisten Beobachter mittlerweile einig, dass es ein Zweikampf zwischen dem „Greak Freak“ und „The Beard“ geworden ist. Für Philadelphias Jimmy Butler – zwischenzeitlich selbst mal ein MVP-Kandidat – kann die Entscheidung nur zwischen den beiden Superstars fallen: „Sie sind im Moment die faszinierendsten Spieler der Liga.“

Beide All Stars haben gute Argumente, warum sie die begehrte Maurice-Podoloff-Trophäe erhalten sollten. Falls Sie, liebe Leser, Ihren MVP noch nicht gekürt haben, geben wir Ihnen nachfolgend ein paar Zahlen und Fakten an die Hand, anhand derer Sie Ihre Entscheidung treffen können.

Warum James Harden der MVP ist

Was der 29-jährige Guard der Houston Rockets in dieser Saison leistet, lässt sich in eindrucksvollen Zahlen zusammenfassen: In 32 Spielen in Folge machte Harden über 30 Punkte und führte in dieser Zeit seine Rockets vom vorletzten Platz der Western Conference auf einen mehr oder minder gesicherten Play-off-Platz. Dass der amtierende MVP in dieser Zeit zumeist ohne seine stärksten Mitspieler Chris Paul und Clint Capela auskommen musste, macht den zweitlängsten 30-Punkte-Lauf seit Wilt Chamberlains 65-Spiele-Streak noch eindrucksvoller. Harden gelang zudem etwas, was noch keinem Spieler vor ihm gelang: Gegen alle 29 NBA-Gegner erzielte er in einer Spielzeit mindestens einmal 30 Punkte.

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Im Moment steht sein Punkteschnitt bei 36,1 Punkten pro Partie – das gelang zuletzt Michael Jordan 1987. Hardens Schnitt ist damit rund acht Punkte höher als der von Paul George (28,2 Punkte), dem im Moment zweiterfolgreichsten Punktesammler der Liga. 7,7 Vorlagen pro Partie reichen ligaweit für Rang sechs, seine 2,18 Steals pro Spiel sind der zweitbeste Wert der Liga. „Er ist der beste Offensiv-Spieler der Geschichte“, legte sich Daryl Morrey, General Manager der Rockets, schon vor Wochen fest. Dass er zudem statistisch zu den besten Low-Post-Verteidigern der Liga gehört, spricht für Hardens Einsatz in der Defensive, der ihm bis vor ein, zwei Jahren noch regelmäßig als Manko vorgehalten wurde.

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Was gegen Harden spricht? Nun, sein Team ist nicht das beste Team der Western Conference. Und die Regel besagt: Der beste Spieler des besten Teams wird MVP. Nur stellt sich aber im Westen die Frage: Wer soll bitte der beste Spieler bei Tabellenführer Golden State sein? Immerhin starten neben Steph Curry in Klay Thompson, DeMarcus Cousins, Kevin Durant und Draymond Green vier weitere All Stars – das hat es in dieser Form noch nie gegeben. Gegen die Houston Rockets hat der amtierende Meister übrigens eine 1:3-Bilanz in dieser Saison.

Warum Giannis Antetokounmpo der MVP ist

Der in Griechenland geborene 2,11 Meter große Power Forward ist ohne Zweifel der beste Spieler der Milwaukee Bucks, die mit 2 Siegen Vorsprung vor den Toronto Raptors im Osten die NBA-Tabelle anführen. Da fällt es schwer, Argumente gegen den 24-Jährigen zu finden. Er ist auf bestem Wege, der erste Spieler seit dem großen Oscar Robertson vor 57 Jahren zu sein, für den im Schnitt 27 Punkte, 12 Rebounds und sechs Vorlagen zu Buche stehen. Dass Antetokounmpo zudem rund 58 Prozent seiner Würfe versenkt, klingt einerseits geradezu aberwitzig, lässt sich andererseits mit seiner Dominanz unter dem Korb erklären. Der Grieche ist groß, ein unfassbarer Athlet und kann zudem wie wenige andere Spieler seiner Größe mit dem Ball umgehen. Der Spitzname „Greak Freak“ kommt nicht von ungefähr. Aber sehen Sie selbst:

Anders als Harden hat der 24-Jährige aber Mitspieler um sich, die die in sie gesetzten Erwartungen übererfüllen. Die Flügelspieler Khris Middleton, Eric Bledsoe und Malcolm Brogdon profitieren allesamt von der Präsenz ihres Superstars unter dem Korb und nutzen die zusätzlichen Freiräume für Karrierebestwerte in nahezu allen relevanten Statistiken. Aber, und auch das zeichnet einen MVP aus: Er macht alle Spieler um sich herum besser. Dass Antetokounmpo zudem eine wandelnde Highlight-Maschine ist, macht die MVP-Argumentation für den Griechen noch einfacher. Das einzige was ihm unter Umständen zum Verhängnis werden könnte: James Harden sorgte gegen die Warriors mit einem siegbringenden Drei-Punkte-Wurf in der Schlusssekunde für einen der MVP-Momente, die den zumeist dominanten Bucks in der Regel abgehen.

Vielleicht ist dieser Wurf einer der entscheidenden Momente im diesjährigen MVP-Rennen.

Die übrigen Kandidaten

Steph Curry, Kevin Durant, Paul George, Kawhi Leonard oder LeBron James – auch diese All Stars und Ex-MVPs hatten in bestimmten Saisonphasen Chancen auf die MVP-Trophäe. Die beiden Warriors Curry und Durant haben das Problem, zu starke Mitspieler um sich herum zu haben. Die Lakers um LeBron spielen eine viel zu schwache Saison, als dass der 34-Jährige noch ernsthaft in Betracht käme. Und Paul George konnte seine sensationelle Form aus dem Januar und Februar nicht bis in die Saisonendphase transportieren. Bleibt Leonard – aber der 27-jährige Flügelspieler der Toronto Raptors hat schlicht nicht die Zahlen, die ihm den Platz an der MVP-Sonne sichern könnten. Er dürfte sich mit Paul George eher darum streiten, wer zum besten Defensivspieler der Liga gekürt wird.

Stimmen Sie doch selbst ab, wer in Ihren Augen der MVP dieser Saison sein sollte. In unserer Bildergalerie finden Sie zudem die MVPs der vergangenen Jahre. Viel Spaß beim Klicken.