Kobe Bryant war der Spieler, des sich am ehesten mit Michael Jordan messen kann. Nach 20 Spielzeiten beendet er nun seine Karriere in der NBA. Foto: AP

Mit Kobe Bryant verlässt einer der besten Basketballer aller Zeiten zum Ende der Saison die große Bühne der NBA. Trotz der emotionalen Momente zogen die besten Athleten der Welt beim Allstar-Game wie immer eine große Show ab.

Toronto - Gerührt klopfte sich Kobe Bryant mit der rechten Hand aufs Herz, salutierte ins Publikum und gab seiner Tochter ein Küsschen. 66 Sekunden vor Ende verabschiedete sich der Basketball-Superstar endgültig von der Bühne des NBA-Allstar-Spiels und wurde auch von den Legenden Michael Jordan und Earvin Magic Johnson gefeiert.

Beim 196:173-Sieg der Western Conference über den Osten überließ der 37-Jährige die spektakulären Aktionen zwar der jüngeren Generation und kam nur auf zehn Punkte, war aber dennoch der umjubelte Hauptdarsteller. „Ich hatte so viel Spaß, mit den Jungs zu spielen, zu lachen und rumzublödeln“, sagte Bryant kurz vor Mitternacht in Toronto frisch geduscht im blauen Anzug. „Ich hatte eine großartige, großartige Zeit.“

Schon vor Beginn der Showveranstaltung drehte sich alles um den fünfmaligen NBA-Champion der Los Angeles Lakers: Als letzter Teilnehmer trat er im Funkenregen des Hallen-Feuerwerks aus der Kulisse, wurde mit Videos seiner Highlights und einer Ansprache von Johnson geehrt. „Ich sehe einen anderen Kobe als während seiner gesamten Karriere. Es ist toll, dass er es genießen kann“, sagte die Lakers-Ikone über den bestens aufgelegten Bryant. „Er hat uns mit 20 unglaublichen Jahren gesegnet, er besitzt so viele Rekorde.“

Nur Kareem war häufiger Allstar

Mit 18 Nominierungen und 15 Teilnahmen beim Allstar-Treffen der besten und beliebtesten NBA-Spieler liegt Bryant jeweils hinter Kareem Abdul-Jabbar auf Rang zwei der ewigen Bestenliste. Lediglich die Krönung blieb ihm in der Partie, für die Dirk Nowitzki nicht berufen worden war, zurecht verwehrt: Nicht Bryant wurde zum fünften Mal als wertvollster Spieler ausgezeichnet - stattdessen erhielt Russell Westbrook dank seiner 31 Punkte als bester West-Werfer die MVP-Ehre.

Auch dass Bryant den Rekord für die meisten Zähler bei Allstar-Spielen an LeBron James verlor, konnte seiner guten Laune nichts anhaben. Der sonst zur Verbissenheit neigende zweimalige Olympiasieger präsentierte sich beim Allstar-Wochenende entspannter denn je in seiner Karriere, blödelte noch in der Halbzeit mit dem Sohn von West-Teamkollege Chris Paul herum. „Er geht so, wie er es wollte, er hat dem Spiel viel Freude bereitet“, schwärmte Basketball-Ikone Jordan. „Er hat es verdient. Jetzt wird seine große Aufgabe sein, zu sehen, was er zukünftig machen wird.“

Zunächst stehen für Bryant auf seiner Abschiedstour noch die 27 restlichen Partien mit den Lakers an. Da die Kalifornier in der schlechtesten Spielzeit ihrer ruhmreichen Geschichte bereits fernab der Playoff-Plätze liegen, wird auch das Saison-Finale zur reinen Kobe-Zelebrierung. „Wir müssen vergessen, was in der ersten Saison-Hälfte passiert ist“, forderte Bryant. „Wir müssen bei Null starten und schauen, ob wir nicht besser werden können.“

Doch selbst mit einem wundersamen Schlussspurt ist die K.o.-Runde für die Lakers außer Reichweite, so dass für Bryant am 13. April sein letzter NBA-Auftritt gegen die Utah Jazz ansteht. Die Pläne für den Morgen danach verriet er bereits in Toronto: „Ich werde wach, mache mir einen Kaffee - und gehe dann wahrscheinlich nochmal schlafen.“