Idyllisch schlängelt sich die Körsch über die Filderebene. Doch der Schein trügt: Die Wasserqualität ist zum Teil sehr schlecht. Foto: /Stadt Stuttgart/privat

Die Stadtentwässerung Stuttgart plant den Ausbau des Klärwerks in Möhringen, um gegenzusteuern. So sollen Verbesserungen erzielt werden bei Nährstoffkonzentration, Sauerstoffgehalt und Arzneimittelrückständen.

Möhringen - Die Körsch ist nach dem Neckar das zweitgrößte Gewässer in Stuttgart und entsteht aus dem Zusammenfluss von Sindelbach und Aischbach im Stadtbezirk Möhringen. Zusätzlich gespeist von mehreren Bächen und Quellen schlängelt sie sich 27 Kilometer lang über die Filder und mündet schließlich bei Esslingen in den Neckar. Es könnte idyllisch sein, doch die Wasserqualität der Körsch ist zum Teil nur „unbefriedigend bis mäßig“. Das ist das Ergebnis eines aktuellen Gutachtens.

Warum gibt es ein neues Gutachten?

Teile des Klärwerks Möhringen sind in die Jahre gekommen und müssen erneuert werden. Gleichzeitig muss die Kläranlage aufgrund umweltrechtlicher Vorgaben ausgebaut werden. Bevor aber die Experten das genauer planen können, muss die Gewässersituation in der Körsch vor und nach dem Klärwerk durch ein gewässerökologisches Gutachten genauer untersucht werden. Die Stadtentwässerung Stuttgart (SES) hat diese Untersuchung beauftragt.

Worum geht es in dem Gutachten?

Das Gutachten beschreibt den Zustand kurz vor und nach dem Klärwerk Möhringen. Und es liefert Hinweise darauf, inwieweit die für dieses Klärwerk in nächster Zeit geplanten umfangreichen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen dazu beitragen können, die Gewässerqualität der Körsch im Bereich der Anlage zu verbessern.

Was soll besser werden?

Demnach sind Verbesserungen vor allem im Hinblick auf die das Gewässer belastenden Nährstoffkonzentrationen zu erwarten, und der Sauerstoffgehalt soll steigen. Darüber hinaus ist für das Klärwerk die Einführung einer vierten Reinigungsstufe geplant, um sogenannte anthropogene Spurenstoffe, wie Arzneimittelrückstände, aus dem Abwasser zu entfernen.

Warum ist die Wasserqualität schlecht?

Auf ihrem Weg über die Filderebene nimmt die Körsch die gereinigten Abwässer der von der SES betriebenen Klärwerke Möhringen und Plieningen auf und fließt dann in den Neckar. Im Bereich des Klärwerks Möhringen weist die Körsch daher einen hohen Abwasseranteil auf. Zwar unterliegt das aus den Kläranlagenabläufen eingeleitete Abwasser strengen Grenzwerten, aktuell ist es jedoch geringfügig mit Nährstoffen, sauerstoffzehrenden Substanzen und auch anthropogenen Spurenstoffen belastet. Zusätzlich nimmt das Gewässer die Straßenabwässer von der B 27 sowie den Mischwasserabschlag aus einem Regenüberlaufbecken auf.

Die Ergebnisse des Gutachtens zeigen aber auch, dass die Körsch bereits vor der Einleitung des Klärwerks Möhringen eine ökologische Zustandsklasse aufweist, die nicht dem Ziel der Wasserrahmenrichtlinie entspricht. Ausschlaggebend dafür ist vornehmlich die unterschiedliche Nutzung des Gewässers im Oberlauf. So gelangen dort bereits Pflanzenschutzmittel und Arzneimittelrückstände in die Körsch, die sich negativ auf die Anzahl und Vielfalt an Kleinlebewesen auswirken. Die in diesem Bereich vorhandene harte Sohl- und Uferverbauung beeinträchtigt die dortige Lebensgemeinschaft von Tieren und Pflanzen zusätzlich.

Der anschließende Kläranlagenablauf der Möhringer Anlage bewirkt vornehmlich einen Anstieg der Wassertemperatur sowie aufgrund des ungünstigen Verhältnisses von Abwasser zu Fließgewässer ein Absinken des Sauerstoffgehalts. Demgegenüber erhöhen sich die Phosphat- und Stickstoffkonzentrationen in der Körsch durch die Einleitung von gereinigtem Abwasser nur geringfügig.

Klärwerk Plieningen ist modernisiert

Abgeschlossen ist inzwischen die Modernisierung des Klärwerks Plieningen. Dieses wird ebenfalls von der SES betrieben, befindet sich jedoch in Ostfildern. Das Klärwerk war bereits 1995 mit einem Sandfilter ausgestattet worden. Dadurch konnte nicht nur das Abwasser von Kemnat, der südöstlichen Stadtteile Stuttgarts und von Echterdingen gereinigt, sondern im Winter auch das Enteisungsabwasser des Stuttgarter Flughafens aufgenommen werden. Doch technische Aspekte, strengere gesetzliche Anforderungen und das Alter der Anlage machten eine Sanierung notwendig. Diese ist nun abgeschlossen. Die Gesamtkosten des Projekts betragen 7,2 Millionen Euro. Die SES zahlt den Hauptanteil. Die Restsumme teilen sich Ostfildern, Leinfelden-Echterdingen sowie die Flughafen GmbH Stuttgart.