Die Population der Rebhühner nimmt in Teilen der Region wieder langsam zu. Foto: Michael Eick

Fellbacher Landwirte und Fachleute begutachten bei einer Exkursion die Umsetzung eines Rebhuhnschutzprojektes auf der Filderebene. Sie erkennen Parallelen zu ihrem eigenen Engagement – und sehen, warum die Fildern etwa von Stuttgart 21 profitieren.

Fellbach - Mit dem Rebhuhnbestand geht es offenbar wieder leicht bergauf. Diese wohl wichtigste Erkenntnis konnten einige Fellbacher Fachleute, Rebhuhnschützer und Landwirte bei ihrer gemeinsam Kurzexkursion auf die Fildern aus den aktuellsten Entwicklungen ableiten. Sowohl auf der Filderhochfläche als auch auf dem Schmidener Feld waren die Bestände nicht erst seit den letzten etwa 25 Jahren dramatisch zurückgegangen. Nun scheinen sich langsam zu erholen – freilich nicht von alleine. Denn da wie dort wurde in den vergangenen Jahren viel getan für den Schutz des stark gefährdeten Feldvogels.

Der Bestand stand kurz vor dem Erlöschen

Aber was genau auf den Fildern unternommen wurde, wie die Flächen dort aussehen, welche besonderen Probleme dort zu lösen sind, das wollten die Rebhuhn-Freunde aus Fellbach doch gerne aus erster Hand wissen. Deshalb hatte der Projekt-Lenkungskreis die Idee, dem Projektgebiet auf den Fildern einmal einen Besuch abzustatten, und zwar am besten mit allen beteiligten Landwirten.

Und die waren dann auch alle dabei, als die Gruppe bei eisigem Wind zwischen der Autobahn 8, der B 27 und der Fildermesse die dortigen Blühflächen betrachten und den Ausführungen des Biologen Peter Endl lauschen konnte. Endl, der als Aktiver des Naturschutzbunds Nabu den Rückgang der Rebhuhn-Population in Leinfelden-Echterdingen seit den frühen 1990er Jahren dokumentiert hat, berichtete vom „absoluten Tiefpunkt“, als auf den meisten Flächen gar keine Rebhühner mehr zu finden waren. „Nur noch vier Paare waren übrig.“ Der Bestand stand kurz vor dem Erlöschen.

Die Fellbacher Gruppe war beeindruckt

Doch dann schienen die getroffenen Maßnahmen endlich zu wirken. So konnten letztes Jahr im Bereich der westlichen Fildern wieder mindestens elf Brutpaare gesichtet werden. Die Beobachtungen großer Rebhuhnfamilien – sogenannter Ketten – in diesem Winter deuten darauf hin, dass es guten Bruterfolg gab und der Bestand weiter wachsen dürfte. Ohne Schneedecke seien die Vögel jedoch im Winter relativ schlecht zu zählen, gab Peter Endl zu bedenken. Es konnten aber mehrfach Ketten mit 15 oder mehr Individuen festgestellt werden. Und wie zum Beweis lässt sich dann vor den Besuchern ein Rebhuhnpärchen auf einer optimalen Biotopfläche blicken. Die Fellbacher Gruppe war beeindruckt. Das sei ein gutes Zeichen, und eine ganz ähnliche Entwicklung wie auf dem Schmidener Feld, wie Wolfgang Bürkle erfreut feststellte.

Er und seine Kollegen sehen ebenfalls in letzter Zeit wieder häufiger die selten gewordenen Vögel auf den Äckern: „Man merkt, dass die ganzen Bemühungen langsam etwas bringen.“ Einen langen Atem brauche man auf jeden Fall bei einem solchen Projekt, darin waren sich die Rebhuhnschützer allesamt einig. Und ohne Freiwilligkeit und eine Portion guten Willens würde wenig umgesetzt werden, denn fast keine der Förderungsmöglichkeiten lohne sich finanziell für die Landwirte.

Die Jägerschaft kümmere sich zudem um Saatgut für die Blühflächen

Deshalb war die Fellbacher Gruppe auch gespannt auf die Situation ihrer Kollegen im Süden der Landeshauptstadt. „Wir konnten unser Projekt als eine Modellregion des Landes etablieren“, erklärte Wolfgang Hinderer. Er ist einer der Initiatoren und Motoren des Filder-Projektes und beschäftigt sich als Jäger seit vielen Jahren mit dem Thema Niederwildhege. Beim Rundgang der Gruppe zu Flächen bei Plattenhardt kam heraus, dass die Fördersätze für die einzelnen Maßnahmen auf dem gleichen Niveau liegen. Allerdings könne man manches kombinieren und dadurch optimieren. Außerdem laufe vieles in der Zusammenarbeit mit den Kommunen sehr unkompliziert, manchmal würden die Dinge auf unbürokratische Weise erledigt, lobte Hinderer. Die Jägerschaft kümmere sich zudem um Saatgut für die Blühflächen, der Landschaftserhaltungsverband organisiere die fachgerechte Pflege von Hecken und anderen Biotopen.

Trotz aller ähnliche Verhältnisse gibt es dennoch einen wesentlichen Unterschied

Die Herausforderungen wie ein starker Siedlungsdruck oder eine intensive Freizeitnutzung ähneln sich sehr in beiden Projektgebieten, aber auch die gewählten Maßnahmen: Blühflächen, Pflege von zu hoch gewachsenen Hecken und produktionsintegrierte Maßnahmen wie das Stehenlassen von Stoppeläckern oder eine dünnere Einsaat von Getreide, sogenannten Lichtäckern. „Da sind wir gespannt, wie das funktioniert“, merkten die Fellbacher Landwirte an. Die Erfahrungen auf dem Schmidener Feld seien bei dieser Maßnahme bisher nicht so optimal gewesen. Genau dieser Austausch sei eines der Ziele dieser kleinen Exkursion gewesen, freut sich Markus Wegst von der Unteren Naturschutzbehörde des Rems-Murr-Kreises über die gute Resonanz und die Fachgespräche auf dem Feld. „Wir müssen mit den Landwirten im ständigen Austausch bleiben, dann können wir auch Schritt für Schritt unsere Maßnahmen optimieren.“

Trotz aller ähnliche Verhältnisse gibt es dennoch einen wesentlichen Unterschied: Durch Flughafen, Messe, Stuttgart 21 und andere Bauprojekte habe es viele Ausgleichsflächen gegeben, die ein dauerhaftes Grundgerüst an Blühflächen ergeben. „Wir kommen damit auf gut 50 Hektar Biotopflächen“, rechnete Hinderer vor, allerdings auf mehreren Gemarkungen verteilt. Im direkten Vergleich scheint da für die Felder rund um Fellbach demnach noch ein wenig Entwicklungspotenzial zu sein, um auf einen angestrebten Anteil von etwa fünf Prozent der Feldflur zu kommen. Aber man sei auf einem guten Weg, so der Tenor der Gruppe.