Auf dem Bild des Bärensees ist gut zu erkennen, wie stark sich die Gelbe Teichrose ausgebreitet hat Foto: Thomas Krämer

Spätestens seit dem vergangenen Hitzesommer ist klar, wie fragil der Zustand ruhender Gewässer in der Region ist. Anlass dürfte der Klimawandel sein. Beim Bärensee in Filderstadt stellt sich aktuell die Frage, ob man ihn überhaupt noch retten kann.

Bernhausen - Der Bärensee ist in Gefahr. Damit er überleben kann und das Naturdenkmal in seiner ganzen Pracht erhalten werden kann, muss etwas geschehen. Nur was? Darüber sind sich Stadt und Angler, Experten und Gutachter noch nicht einig.

Man kann die Teichrosen nicht einfach wegschneiden

Im Technischen Ausschuss hat Claudia Arold, die Leiterin des Umweltschutzreferats, jüngst das städtische Gutachten vorgestellt. Das große Problem des Bärensees ist der Sauerstoffgehalt. Der ist zu niedrig, und das hat 2017 zu einem Fischsterben geführt. Warum ist nicht genügend Sauerstoff da? Einerseits, weil der Zufluss in den See nicht groß genug ist, und zum anderen, weil sich die Gelbe Teichrose am See ausgebreitet hat. Die gibt es dort mittlerweile so flächendeckend, dass die so wichtigen Unterwasserpflanzen, die das Wasser mit Sauerstoff versorgen, verdrängt werden und absterben.

Deshalb empfiehlt das Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hat, auch die Entfernung der Gelben Teichrose. Die ist aber ein Seerosengewächs und als solches in Deutschland geschützt. Das Gutachten schlägt vor, auf einer Teilfläche des Sees die Gelbe Teichrose zu entfernen. Außerdem soll ein elektrisch betriebener Belüfter dauerhaft installiert werden, um dem Bärensee weiteren Sauerstoff zuzuführen.

Der Eingriff könnte Unbekanntes auslösen

Der städtische Umweltbeirat lehnt allerdings eine künstliche Belüftung ab, so Claudia Arold. Im Umweltbeirat sitzen sachkundige Bürger, beispielsweise vom Naturschutzbund, den Gartenbau- und Naturschutzvereinen und aus den Reihen der Landwirte. Auch Experten von der Universität Hohenheim sind sich laut Arold unsicher, welches das richtige Vorgehen sei, ob etwa das Entfernen der Gelben Teichrose schon zum Erfolg führen könnte. „Wenn wir in ein Ökosystem eingreifen“, sagte Claudia Arold, „kann man nie genau vorhersagen, ob es so reagiert, wie man das will“. Baubürgermeisterin Susanne Schreiber betonte im Technischen Ausschuss: „Dauerhaft wird der Bärensee selbst nicht mit diesen Maßnahmen zu halten sein.“ Es sei abzusehen, dass er irgendwann verlanden werde.

„Es wäre vorschnell, den Bärensee abzuschreiben“, sagt Frank Weissert. Er ist Schriftführer der Anglergruppe Bärensee. Der Verein hat den See von der Stadt gepachtet. Laut den Untersuchungen, die sie über den Landesfischereiverband Baden-Württemberg haben erstellen lassen, sollte die Gelbe Teichrose großflächig entfernt und zurückgedrängt werden. Das könne man am besten machen, indem man Wasser aus dem See ablasse, die Pflanze von Hand entferne und das Wasser wieder auffülle. So würde das Ökosystem am wenigsten gestört werden. Dann sei auch keine künstliche Belüftung notwendig, sagt Weissert.

Die Angler wollen, dass etwas getan wird

Die Angler kritisieren, dass die Stadt nach dem Fischsterben 2017 zu lange gebraucht habe, um aktiv zu werden. „Die Zusammenarbeit mit dem Umweltreferat und Bürgermeisterin Schreiber ist jetzt aber sehr gut“, betont Weissert. Den Anglern ist aktuell vor allem daran gelegen, dass die Sache in Angriff genommen wird. „Aktuell kann man nichts tun, weil die Laichphase beginnt“, sagt Frank Weissert, „aber im September sollte auf jeden Fall etwas geschehen.“

Die Stadträte im Technischen Ausschuss zeigten sich angesichts der unterschiedlichen Lösungsansätze verunsichert. Es sei eine Sache für die Fachleute – der Umweltbeirat solle einen fundierten Beschluss dazu fassen. Am 18. März wird dieser wieder tagen, danach soll der Gemeinderat informiert werden.