Friedrich Strohmaier im Wengert, in dem sich auch Eidechsen wohl fühlen.Foto:Gottfried Stoppel Foto:  

Für die umweltfreundliche Bewirtschaftung ihrer Rebenparzellen am Ebersberg sind drei Wengerter aus Auenwald vom Edeka-Konzern mit einer Geldprämie belohnt worden.

Weinbau - Es sind drei Feierabendwinzer, sie firmieren als ,,Vinöre vom Ebersberg“, und was sie eint, ist die Maxime, Weinbau konsequent im Einklang mit der Natur zu betreiben. Die kleine Weinmachergilde aus Auenwald gründete sich vor fünf Jahren, von Anfang an habe sie ihre Arbeit an ökologischen Maßstäben ausgerichtet, so ihr Sprecher Franz Matyas, etwas anderes habe nicht zur Debatte gestanden. ,,Wir betrachten unsere Rebenhänge nicht ausschließlich aus weinbaulicher Sicht, sondern auch als Lebensraum für spezifische Tiere und Pflanzen“, lautet das Credo der drei Ökowinzer vom Auenwalder Hausberg. Zu ihnen gehören neben Franz Matyas auch Frieder Strohmaier und Achim Keser. Letzterer ist es gewesen, der vor 15 Jahren den schon seit 1900 darniederliegenden Weinbau am Ebersberg zu neuem Leben erweckte.

Geldpreis für Erhalt von Öko-Nischen

Die umweltverträgliche Arbeitsweise des Trios, zusammengeschlossen in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), ist jetzt für preiswürdig befunden worden. Es nahm mit Erfolg an einem vom Handelsunternehmen Edeka Südwest ausgeschriebenen Wettbewerb teil, bei dem unter dem Motto ,,Unsere Heimat und Natur“ vorbildliche Naturschutzprojekte wie etwa die Schaffung und Erhaltung von Öko-Nischen prämiert wurden. Der Preis besteht aus einem 1000-Euro-Scheck, das Geld soll in die Geräteausstattung investiert werden.

Die Umweltstiftung Natur-Life hatte die von Matyas eingereichten Unterlagen geprüft. Die wichtigste Aussage der Vinöre: ,,Wir wollten einfach zeigen, dass es möglich ist, hochwertigen Wein zu erzeugen und dabei weder synthetischen Dünger noch chemische Mittel zur Insekten- und Unkrautbekämpfung einzusetzen.“ Von Vorteil war, dass sie ihre Weinhänge mit pilzresistenten Rebsorten bestockten, die die chemische Keule überflüssig machten. Ganz und gar überzeugt ist das schaffige Dreierteam auch von der Dauerbegrünung ihrer Rebenparzellen, die sichere nützlichen Insekten das Überleben.

In Sachen Weinbau ist Franz Matyas ein Späteinsteiger. Erst mit Eintritt in den Ruhestand vor fünf Jahren entdeckte er sein Herz für die Önologie. Da musste er freilich schon bald die Erfahrung machen, dass sein neues Hobby keineswegs ein rundum vergnüglicher Zeitvertreib ist, sondern nicht selten in eine schweißtreibende Plackerei ausartet. Sein kleiner Rebenhang weist ein Gefälle von 40 Prozent aus, ,,das bedeutet 100 Prozent Handarbeit“. Auf derart abschüssigem Terrain, da könnte der 68-Jährige die Trittsicherheit eines alpenländischen Steinbocks ganz gut gebrauchen.

Das Weinbergmäuerle als echter Knochenjob

Unlängst stellte er sich mit dem Wiederaufbau eines Weinbergmäuerles in Trockenbauweise einer besonderen Herausforderung, die vollen Körpereinsatz verlangte. Da galt es, viele schwere Steine mühsam aufeinander zu schichten, ,,ein echter Knochenjob“. Er wollte es ganz perfekt machen, weil er wusste, dass solche Mauerriegel im Naturschutzgesetz als erhaltenswerte Biotope klassifiziert sind und Ritzen und Spalten aufweisen müssen. Diese sollen Insekten, Faltern, Blindschleichen, Eidechsen und sonstigem Kleingetier Unterschlupf bieten.

Schon bald nach Vollendung des Mauerwerks wurde seine anstrengende Arbeit quasi geadelt: von einer prächtigen Zauneidechse, die sich auf seinem mit viel Kraftaufwand geschaffenen rustikalen Steinriegel sonnte. Beglückt hielt der 68-Jährige die Szene mit seiner Kamera fest, ein starkes Beweisfoto für umweltschonende Weinbergarbeit.

Über all dem Bemühen, sanft mit der Natur umzugehen, vergisst das Winzertrio freilich nicht, Weine zu kreieren, die freudige Momente versprechen. Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken, lautet ihr Motto. Auf schwäbischem Terrain Gaumenkitzler mit französischer Note zu produzieren, ist ihr ganzer Ehrgeiz. Die Traubenlese im Vorjahr bescherte den drei Kompagnons eine freudige Überraschung: Beim Roten gab’s eine Auslese, beim Weißen einen Kabinett. ,,Mit diesem Ergebnis haben wir nie und nimmer gerechnet“, sagt Achim Keser. Da knüpfte man schon fast an jene Zeit an, als bei der Weltausstellung 1867 in Paris Weine prämiert wurden, die am Ebersberg reiften.