Ein Wolf läuft im Jagrevier Altschweierer Wald zwischen Hundseck und Untersmatt, aufgenommen von einer Fotofalle. Foto: dpa/Roland Hostert

Landwirte sorgen sich um ihre Schafe und Rinder. Grund ist oft der Wolf. Dabei ist bislang erst ein einziges Exemplar im Südwesten nachgewiesen. Egal, sagen Naturschützer, die Zahl der Raubtiere wird steigen - und darauf müssten die Betriebe vorbereitet sein.

Michelfeld - Zum Schutz vor möglichen Wolf-Attacken werben Naturschützer für frühe und ausreichende Investitionen in Weidezäune und Hunde. Es sei zwar in Baden-Württemberg bislang erst ein einziger dauerhaft ansässiger Wolf nachgewiesen worden. Dennoch seien die investierten Mittel in den Schutz von Schafen und anderen Weidetierherden gut angelegtes Geld, sagte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle im Vorfeld der zweiten baden-württembergischen Zertifizierungsprüfungen für Herdenschutzhunde in Michelfeld (Kreis Schwäbisch Hall). „Je eher und besser wir uns vorbereiten, desto geringer sind die Folgekosten, die wir haben werden“, sagte er weiter.

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Dazu gehörten nicht nur die Schäden durch gerissene Tiere, sondern auch die gesellschaftlichen Konsequenzen wie der Streit zwischen Jägern, Schäfern und Tierschützern oder die Ängste der Bevölkerung ebenso wie eine mögliche polarisierende Debatte. „Vorbeugung ist der beste Schutz“, sagte Enssle. „Es ist wie beim Zahnarzt: Prophylaxe ist billiger als Zahnersatz.“ Mehrere sogenannte Herdenschutzhunde wurden am Freitag im Kreis Schwäbisch Hall bei einer Prüfung zertifiziert.

Hunde seien keine Killerbestien

Die Hunde hätten unverdient einen schlechten Ruf. „Es werden nicht nur zum Wolf, sondern auch zum Einsatz von Herdenschutzhunden viele Mythen, Gerüchte und Vorurteile verbreitet“, sagte Enssle. „Es wird oft gesagt, die Hunde seien Killerbestien, aber das ist völliger Unsinn.“

Herdenschutzhunde wie der Pyrenäenberghund leben von Beginn an in der Herde und im Stall mit Schafen, Ziegen und anderen Weidetieren. Feinde vertreiben sie durch Bellen und Knurren, kleinere Eindringlinge werden mit der Pfote oder dem Körpergewicht erschlagen. Herdenschutzhunde sind größtenteils auf sich gestellt und agieren ohne den Menschen. Die Hunde werden von Experten für ihren Einsatz ausgebildet.

Allerdings sieht der Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg den Einsatz der Vierbeiner eher kritisch. „Maximal zehn Prozent der Betriebe im Land werden Herdenschutzhunde einsetzen“, sagte Geschäftsführerin Annette Wohlfarth der dpa. Die Hunde seien nicht für alle Gebiete geeignet und könnten zum Beispiel in stark zergliederten Regionen, in Stadtnähe und bei wandernden Herden nur schlecht genutzt werden. Außerdem sei ihre Ausbildung und Haltung „sehr zeit- und kostenaufwendig“.