Direktvermarkter Gert Kerzinger aus Berglen hält Angusrinder. Er hofft auf die Unterstützung durch den Naturpark Foto: Stoppel

Im Schwäbisch-Fränkischen Wald setzen die Landwirte auf Direktvermarktung und die Kommunen auf neue Angebote für Tagestouristen aus nah und fern.

Berglen/Allmersbach/Weissach - Thomas Bernlöhr spricht augenzwinkernd von einem „doppelten, halbrunden Jubiläum“. Der Vorsitzende des Naturparkvereins Schwäbisch-Fränkischer Wald spielt während der Busrundfahrt durch die neuen Mitgliedskommunen auf 35 Jahre Naturpark und zehn Jahre Naturparkzentrum in Murrhardt an. Bernlöhr, im Hauptberuf Bürgermeister von Welzheim, der Naturpark-Geschäftsführer Bernhard Dixler, ein paar ehrenamtliche Mitstreiter sowie eine Handvoll Journalisten wollen sich an diesem schwül-warmen Sommernachmittag ein Bild machen: Was sagen die Akteure vor Ort zum Beitritt der Gemeinden Berglen, Allmersbach im Tal und Weissach im Tal zum Naturparkverein? Sind sie zufrieden? Welche Erwartungen wurden geweckt? Welche Projekte sind geplant?

Erste Station Berglen-Erlenhof. Der Landwirt Gert Kerzinger steht auf einer Weide am Rande des kleinen Industriegebiets zwischen seinen Angusrindern und sagt, er hoffe, dass sich der Beitritt Berglens zum Naturpark für seinen Betrieb positiv auswirken werde. Kerzinger ist Direktvermarkter, seine Rinder werden bei einer Lohnschlachterei im Teilort Streich zerlegt und dann vor Ort verkauft. Bis dato, sagt der Bauer, habe Berglen „im Niemandsland“ gelegen – zwischen der Remstal-Route und dem Naturpark – und sei deshalb von vielen potenziellen Kunden womöglich vernachlässigt worden. Jetzt indes, mit der Hilfe der Profis von der Naturpark-Geschäftsstelle, setze er auf besseres Marketing. Die Reihe „Brunch auf dem Bauernhof“, an der sich Kerzinger beteiligt, sei gut angelaufen.

Der Bürgermeister von Berglen, Maximilian Friedrich, preist seine Gemeinde in den höchsten Tönen. Die 6000-Einwohner-Kommune sei beliebt bei jungen Familien. Viele hätten bemerkt: In Berglen gebe es noch bezahlbaren Wohnraum. Von jedem der 21 Teilorte aus sei man in maximal 15 Minuten in einer Großen Kreisstadt. Berglen sei die streuobstwiesenreichste Gemeinde Europas, selbst in den kleinsten Flecken gebe es mitunter mehrere Brennereien, etwa in Streich mit seinen 199 Einwohnern gleich fünf.

Nächste Station, Allmersbach im Tal. Bürgermeister Ralf Wörner empfängt die Gäste am Ortsrand oberhalb des alten Sportplatzes, der komplett umgebaut werden soll. Die Stadt hat einen neuen Sportplatz gebaut, auf dem alten soll mit finanzieller Unterstützung des Naturparks ein Kräutergarten angelegt werden. Geschätzte Kosten: 50 000 Euro. Die Hälfte der Summe dürfte der Naturpark zuschießen. Weiter Projekte auf dem Areal sollen folgen, erklärt Wörner.