Interessante Farbverläufe, Strukturen und Muster – die Borke einer Palme ist nicht nur die äußerste Schicht der Baumrinde, man kann sie auch als Kunstwerk verstehenFoto:  

Der Fotograf Gerhard Reusch findet in der Baumrinde und in v erwittertem Altholz bizarre Gebilde, abstrakte Formen und fantastische Landschaften.

Stuttgart - Wenn Gerhard Reusch durch die Wälder von Aschaffenburg oder im Spessart streift, hat er etwas Bestimmtes im Auge: die Borke. Die äußerste Schicht der Baumrinde ist der Stoff, aus dem seine Bildmotive entstehen. Bizarre Gebilde, Formen und Farben, die sich beim genaueren Betrachten zu Bildern fügen – Reuschs Fotografien erinnern an expressive oder abstrakte Landschaften.

Ein fotografischer Ausflug in die Malerei

„Manchmal glaube ich, Elemente des Dadaismus purzeln aus den Bäumen“, sagt der 69-Jährige. „Nur die Natur hat ihre Hand im Spiel, sie ist der größte Künstler.“ Die Furchen, Kerben und Rillen, die er in der Borke und in verwittertem Altholz fokussiert, fügen sich zu bizarren Bildwelten. „Das Licht spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ich bevorzuge das verhaltene Abendlicht“, sagt der Fotograf, der als Gestaltungsmittel hauptsächlich Ausschnitt, Format und Kontrastregulierung einsetzt. Mit einer älteren Spiegelreflexkamera und einer neueren Kompaktkamera ausgestattet – dafür ganz ohne Filter –, begutachtet er Borken der Birken und Platanen, die, bedingt durch Witterungseinflüsse, Pilzbefall und das Alter der Bäume, Effekte genug bieten. Wichtig ist Reusch, dass bei seinen Fotografien nicht auf Anhieb der natürliche Ursprung, also die Baumrinde oder das Altholz, erkennbar ist. „Es geht mir um das Weiterentwickeln von natürlichen Gegebenheiten, um einen fotografischen Ausflug in die Malerei.“