Die Vorfreude bei Bundestrainer Joachim Löw auf das Länderspiel gegen Spanien ist groß. Foto: dpa/Alex Grimm

Die DFB-Elf wird rund ums Länderspiel gegen Spanien in Stuttgart im Degerlocher Teamhotel abgeschottet.

Stuttgart - Oliver Bierhoff nahm die Dinge am Dienstagmittag mit Humor. Im Degerlocher Waldhotel werde der Tross der Nationalelf rund ums Nations-League-Spiel gegen Spanien am 3. September in Stuttgart „in einer Blase leben“, sagte der DFB-Direktor – und ergänzte gewitzt, dass das der Nationalmannschaft ja schon häufiger vorgeworfen worden sei. „Aber diesmal“, so Bierhoff weiter, „ist es unter medizinischen Aspekten zu sehen. Wir werden im Hotel bleiben, wir werden keine Zahnpasta kaufen gehen und keine Besuche empfangen.“

Alles bleibt anders in Corona-Zeiten, und alles wird nun auch für die Nationalelf anders, die am Montag kommender Woche erstmals nach mehr als neun Monaten wieder zusammenkommt. In den Zeiten von Abstandsregeln muss auch die DFB-Elf auf Distanz gehen. Ausgerechnet sie, könnte man da sagen – diese Elf also, die zuletzt großen Wert auf mehr Nähe zu den Fans gelegt hatte, nachdem sie rund um die WM 2018 mit dem Vorwurf konfrontiert worden war, die Bodenhaftung verloren zu haben und nur in ihrem eigenen Kosmos zu leben.

Kein Zugang zum Hotel

Das Hotel in Degerloch wird abgeriegelt sein, auch der Zugang zum 500 Meter entfernten Trainingsort, dem Gazistadion auf der Waldau, wird bei den Einheiten nicht möglich sein, und, klar, auch das Spiel gegen Spanien in der Mercedes-Benz-Arena findet ohne Zuschauer statt.

Die Vorfreude bei Bundestrainer Joachim Löw ist dennoch groß. Länger als er hatte zuletzt nur Sepp Herberger als Bundestrainer auf ein Länderspiel warten müssen: Wegen des Zweiten Weltkriegs betrug die Pause zwischen 1942 und 1950 genau acht Jahre, so rechnete das DFB-Präsident Fritz Keller am Dienstag vor. Die ungewollt freie Zeit habe er „überwiegend in Freiburg“ verbracht und „zum Nachdenken auch über andere Dinge“ genutzt, sagte Löw nun. Zudem widmete er sich „stärker als in der Vergangenheit“ der Familie und engen Freunden: „Für einige war es nicht so einfach, ich kenne auch einige Leute, die krank waren.“

Jetzt aber, betonte Löw, „ist es schön, dass wir uns wieder der Normalität annähern“. Wobei – so normal laufen die Dinge noch nicht in diesen Zeiten. Denn der Coach schont mit Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry vom FC Bayern sowie den beiden Leipzigern Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg sechs Profis, die beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon am Ball waren.

Müller und Boateng bleiben außen vor

Er verspüre „ein sehr, sehr extremes Verantwortungsgefühl gegenüber den Spielern“, sagte der Bundestrainer dazu – für den die EM 2021 „alleroberste Priorität“ genießt, denn: „Wir können nur etwas gewinnen, wenn die Mannschaft dann geistig und körperlich fit ist“, sagte Löw mit Nachdruck, „ich weiß erfahrungsgemäß, was so ein Turnier für Belastungen mit sich bringt. Ich möchte nicht die Situation haben, dass wir im Herbst viele Verletzungen haben.“

Keine Berücksichtigung fanden erwartungsgemäß die aussortierten Münchner Rio-Weltmeister Thomas Müller und Jerome Boateng, der sich in Lissabon ohnehin einen Muskelfaseriss zuzog. „Wir haben den Umbruch sehr, sehr schnell bewältigt – viel schneller als andere Nationen“, sagte Löw, „dieser Weg ist richtig.“

Fürs Spiel gegen Spanien und die Partie drei Tage später gegen die Schweiz in Basel berief der Bundestrainer mit Robin Gosens (Atalanta Bergamo), Mönchengladbachs Mittelfeldmann Florian Neuhaus und Torwart Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim drei Neulinge.