Immer wieder haben die Bürger gegen die Politik des mazedonischen Ex-Premiers Nikola Gruevski protestiert. Sie haben den Weg für eine Beilegung des Namensstreits geebnet. Foto: AP

Die Beilegung des Namensstreits um Mazedonien könnte den Balkan stabilisieren, kommentiert Thomas Roser.

Athen - Mehr als ein Vierteljahrhundert haben sich Athen und Skopje im unseligen Streit um den mazedonischen Landesnamen gequält. Der nun abgesegnete Kompromiss Nordmazedonien ist für die von ethnischen Spannungen geplagte Region ein ermutigendes Signal: Die Beilegung von Konflikten ist möglich – zum Nutzen aller.   Der Gewinn liegt für Skopje auf der Hand: Damit wird der bislang von Athen blockierte Weg in die EU und Nato geebnet. Dies dürfte den Zusammenhalt des labilen Vielvölkerstaats stärken. Und das hoch verschuldete Griechenland profitiert politisch wie wirtschaftlich: Schon bisher war es der wichtigste Handelspartner des künftigen Nordmazedonien.  

Den Weg für die Beilegung des Streits hatte die Protestbewegung gegen Mazedoniens Ex-Premier Nikola Gruevski frei gemacht. Unterstützung von der EU erhielt sie dabei lange nicht. Viktor Orban und auch Österreichs damaliger Außenminister Sebastian Kurz hatten für den diskreditierten Gruevski im Wahlkampf getrommelt.   Das Ende des Namensstreit heften sich nun auch die EU-Diplomaten als Erfolg an die Brust. Dabei wäre Brüssel gut beraten, beim Umgang mit autoritären Strippenziehern die richtigen Lehren zu ziehen. Nur wenn das Pochen auf EU-Grundwerte keine Lippenbekenntnisse bleiben, wird die Zivilgesellschaft im EU-Wartesaal gestärkt.