Bisher fährt die Stadtbahn im Strohgäu einzig die Stadt Gerlingen an. Das soll sich ändern. Geplant ist eine Anbindung Ditingens an das Streckennetz. Foto: /Simon Granville

Die Strecke vom neuen Betriebshof in Weilimdorf zu Thales in Ditzingen rechnet sich.

Ditzingen - Morgens in der Bahn nach Stuttgart: Die Züge sind voll besetzt, vor allem mit Pendlern auf dem Weg zur Arbeit. In der Gegenrichtung hingegen, hinaus in die Vororte der Landeshauptstadt, ist die Stadtbahn weitgehend leer. Just das könnte sich auf der neuen Linie U 13 ändern. „Wir wollen ganz bestimmt nicht heiße Luft rumfahren“, sagt Volker Christiani, der Chefplaner der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). Die U 13 soll Ditzingen an das Stadtbahnnetz anschließen. Zunächst wird die Strecke von Stuttgart-Weilimdorf bis ins Ditzinger Gewerbegebiet zu Thales geplant.

Chefplaner Christiani präsentierte am Dienstag im Ditzinger Gemeinderat den Planungsstand und legte das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsprüfung vor. Er zeigte dabei auch den Siegerentwurf des Bahnbetriebshofes, der direkt an der Ditzinger Gemarkungsgrenze gebaut werden soll. In Stuttgart mangelt es an Abstellflächen für die Züge, etwa in der Nacht. Der neue Betriebshof wird 47 Abstellplätze haben. Gebaut wird er in direkter Nachbarschaft zu Aldi in Ditzingen, gleichwohl eben auf Stuttgarter Gebiet.

Siegerentwurf steht fest

„Es ist ein relativ großes Gebäude für unsere dörflichen Verhältnisse“, sagte der Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos). Er bekräftigte damit die Position der Stadt in der Diskussion. Der Rathauschef verwies darauf, dass der Gemeinderat bereits zu Diskussionsbeginn im Jahr 2018 „Wegmarken eingeschlagen“ habe. Das Ja des Gemeinderat zum Standort hatte er an die Bedingung geknüpft, dass die Stadtbahn vom Depot nach Ditzingen weitergeführt werde.

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Die SSB willigte ein unter der Bedingung, dass das Vorhaben wirtschaftlich ist und somit Zuschüsse vom Bund erhält. Christiani präsentierte deshalb auch das Ergebnis der sogenannten standardisierten Bewertung. Demnach gibt es Zuschüsse vom Bund nur dann, wenn die Stadtbahn von Stuttgart-Weilimdorf über Hausen und das Bahndepot über Trumpf hinaus zu Thales weitergeführt würde. Hausen wird wie Ditzingen ebenfalls neu an das Streckennetz angebunden.

Anbindung von Trumpf und Thales hätte großen Effekt

„Gar nicht so selbstverständlich“ sei laut Christiani die prognostizierte Zahl von täglich bis zu 7000 Fahrgästen auf einem einzelnen Abschnitt einer Tangentiallinie – also einer Linie, die selbst keine Verbindung zum Stadtzentrum Stuttgart hat. „Große Effekte“ erwartet Christiani durch die Anbindung der großen Unternehmen an das Bahnnetz. „Das ist eine ganz spannende Geschichte.“ Die Mitarbeiter von Trumpf und Thales fahren im Berufsverkehr aus der Landeshauptstadt raus – sind also morgens wie abends entgegengesetzt der Pendlerströme unterwegs – in weitgehend leeren Zügen.

Die Ditzinger nahmen das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsprüfung wohlwollend zu Kenntnis. Schließlich zeigte die Untersuchung auf, dass das Projekt nicht rentabel wäre, würde es nicht bis nach Ditzingen geführt. Letzteres hatten die Ditzinger befürchtet, da das Bahndepot ja auf jeden Fall gebaut würde. „Die Sorge kann ich zerstreuten, dass Ditzingen hinten runterfällt“, sagte Christiani. Die Stadt wird sich an dem Projekt finanziell beteiligen müssen. Deutlich wurde bereits zum einen, dass die Ditzinger bei der Höhe des Betriebskostenzuschusses noch Diskussionsbedarf sehen. Zum anderen soll laut der Verwaltung der Busverkehr darauf abgestimmt werden.

Warten auf Berlin

Soweit sind die Pläne aber nicht gediehen. Noch ist offen, ob die Stadtbahn tatsächlich im Gewerbegebiet endet oder nicht doch gleich weiter bis zum Ditzinger Bahnhof weitergeführt wird. Auch dieses war in der Standardisierten Bewertung untersucht worden – mit einem Ergebnis „deutlich unter 1,0“, so Christiani. Erst bei einer Bewertung von mindestens Eins gibt der Bund Zuschüsse.

Doch Christiani verwies darauf, dass die Bewertung vorläufig sei, da die Methode der standardisierte Bewertung derzeit im Bundesverkehrsministerium überarbeitet werde. Sie sei zuletzt in der Kritik gestanden, vor allem in Ballungsräumen. Die neue Bewertungsmethode soll nächstes Jahr vorliegen. Die Ergebnisse sollen dann überarbeitet werden. Er habe deshalb die Hoffnung, „weitere der untersuchten Varianten über 1,0 zu bekommen“. Liege das Ergebnis vor, könne man überlegen, welcher Streckenabschnitt in welchem Zeitfenster realisiert werde.

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Am selben Tag, wie SSB-Chefplaner Volker Christiani im Ditzinger Gemeinderat über das Projekt des Öffentlichen Nahverkehrs sprach, befasste sich das Kabinett der Landesregierung mit dem Entwurf für die ÖPNV-Strategie 2030 zum Ausbau des Bus- und Nahverkehrszugsangebot. Das hundert Seiten starke und insgesamt 130 Einzelmaßnahmen umfassende Papier ist damit zur Anhörung bei den Fachverbänden freigegeben worden.